# taz.de -- Kommentar Dänemarks Flüchtlingspolitik: Abschotten um jeden Preis | |
> Dänemark will keine Flüchtlinge. Die rechtsradikale Volkspartei treibt | |
> dabei den Ministerpräsidenten vor sich her. Victor Orban lässt grüßen. | |
Bild: Auf dem Weg nach Schweden oder Dänemark: Flüchtlinge auf dem Flensburge… | |
Respekt! Immerhin hat sich die dänische Regierung freundlicherweise dazu | |
herabgelassen, jetzt doch wieder einige Züge mit Flüchtlingen aus | |
Deutschland, die ohnehin nur auf der Durchreise sind, ins Land zu lassen. | |
Das ändert jedoch nichts an der Botschaft, die von Kopenhagen ausgeht. Und | |
die lautet: Abschotten um jeden Preis und für Flüchtlinge so unattraktiv | |
wie möglich sein. | |
Genau das ist erklärtes Programm des Minderheitskabinetts unter dem | |
Rechtsliberalen Lars Løkke Rasmussen, das erst ein paar Monate alt ist. | |
Rasmussen selbst hatte kurz vor der Amtsübernahme zu Protokoll gegeben, | |
zwar ein offenes Land zu wollen – das aber „effizient für jene Leute | |
geschlossen ist, die unser Land nicht wollen“. | |
Für die notwendige Effizienz hierbei sorgt die rechtsradikale Dänische | |
Volkspartei, die bei den vergangenen Wahlen mit über 20 Prozent | |
zweitstärkste Kraft wurde und lieber heute als morgen einen totalen | |
Einwanderungsstopp durchsetzten würde. Dummerweise ist der Venstre-Mann | |
Rasmussen auf die Tolerierung dieser unappetitlichen Truppe angewiesen und | |
die treibt ihn nach Belieben vor sich her. Wie das funktioniert war im Juli | |
zu besichtigen, als die Regierung als eine ihrer ersten Amtshandlungen das | |
Asylrecht verschärfte, indem sie den Betroffenen radikal die finanzielle | |
Unterstützung kürzte. | |
Doch die Flüchtlingsblockade ist nicht nur Innenpolitik. Sie ist auch ein | |
eindeutiger Tritt vor das Schienenbein der Bundesregierung, die ja | |
angeblich durch ihre Flüchtlingspolitik den anderen EU-Staaten dieses | |
Desaster eingebrockt habe. Ungarns Regierungschef Viktor Orban lässt | |
grüßen! | |
Durch den kruden Kurs in Kopenhagen muss sich aber auch die dänische | |
Minderheit herausgefordert fühlen, die seit 2012 erstmals in der | |
Schleswig-Holsteinischen Landesregierung sitzt. Noch gibt es ein | |
gedeihliches Neben- und Miteinander zwischen den verschiedenen | |
Volksgruppen. Das aber muss nicht so bleiben. Deshalb geht es im | |
deutsch-dänischen Verhältnis um einiges. Zumindest aber um mehr, als um | |
freie Fahrt für Züge mit Flüchtlingen. | |
10 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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