| # taz.de -- Kolumne Leuchten der Menschheit: Die Rettung des linken Projekts | |
| > Chantal Mouffe lehnt Konsens ab: Sie sympathisiert mit Syriza und | |
| > Podemos, weil sie antagonistische Konflikte entfachen. | |
| Bild: Chantal Mouffe bei einem ihrer Vorträge im Juni 2013. | |
| Radikaldemokratisch, antineoliberal, populistisch, so habe eine neue Linke | |
| zu sein, sagte Chantal Mouffe kürzlich in Hamburg. Die 72-Jährige ist die | |
| eine Hälfte des Theoretikergespanns Laclau/Mouffe, ihr Mann Ernesto Laclau | |
| starb im vorigen Jahr. Die beiden gelten als Vordenker von Syriza, | |
| jedenfalls bevor das linke Bündnis von Alexis Tsipras in Richtung | |
| Realpolitik geführt wurde. Und mancher Parteigenosse hat wie | |
| Exfinanzminister Gianis Varoufakis bei Laclau in Essex auch studiert. | |
| Lauscht man dieser Tage im Kampnagel-Theater dem Vortrag von Chantal Mouffe | |
| über die Zukunft der Demokratie, versteht man sofort, was da im Hörsaal | |
| gefunkt hat. Auf dem Plan steht die Rettung des linken Projekts, und zwar | |
| indem man das Konzept vom Konsens ablehnt. Schließlich habe es, so die | |
| luzide Ableitung, die traditionellen sozialdemokratischen Parteien zum | |
| permanenten Jasagen und damit in die Teufelsküche des Neoliberalismus | |
| gebracht, weshalb sie nun von den konservativen Parteien kein bisschen mehr | |
| zu unterscheiden seien. | |
| Geschrieben stehen die an Carl Schmitt geschulten Thesen auch in Mouffes | |
| jüngstem Buch „Agonistik – Die Welt politisch denken“ (Suhrkamp, 2014). | |
| Laclau/Mouffe sahen ihre Vorstellungen bei den lateinamerikanischen | |
| linkspopulistischen Parteien verwirklicht. | |
| Sie sympathisiere mit Syriza und Podemos, verkündet Mouffe vor gut | |
| gefülltem Saal, das seien Leidenschaften bindende Bewegungsparteien, wie | |
| sie Europa bräuchte. Die beiden würden antagonistische politische Konflikte | |
| aufmachen, also solche, die nicht zu lösen sind; und man spürt, welch | |
| Freude das der kleinen Frau mit dem Pagenschnitt ist. Nur dass Politik, so | |
| gesehen, pures Machtspiel ist, und am Ende stets der Stärkere gewinnt. Da | |
| ändert sich dann entweder nichts oder alles. Verhandeln muss keiner. Aber | |
| Wundenlecken, das muss man schon mögen. | |
| 28 Aug 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Christiane Müller-Lobeck | |
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