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# taz.de -- Rechtsextreme Partei Front National: Parteigründer Le Pen rausgewo…
> Wegen antisemitischer Parolen hat der Front National den Gründer Le Pen
> ausgeschlossen. Der Ausschluss könnte vor Gericht ein Nachspiel haben.
Bild: Antisemit, jetzt parteilos: Jean-Marie Le Pen.
Paris afp | Frankreichs rechtsextreme Front National (FN) hat endgültig mit
Parteigründer Jean-Marie Le Pen gebrochen: Nach monatelangem Streit um
antisemitische Provokationen des 87-Jährigen warf der Front National ihren
Ehrenvorsitzenden aus der Partei. Das Exekutivbüro als höchstes Parteiorgan
beschloss am Donnerstagabend den Ausschluss des Europaabgeordneten, wie der
Front National mitteilte. Der Vater von Parteichefin Marine Le Pen kündigte
umgehende rechtliche Schritte an.
Das Exekutivbüro habe „mit der erforderlichen Mehrheit“ einen Ausschluss
des Parteigründers beschlossen, erklärte der Front National in einer nur
zwei Sätze langen Mitteilung. „Die vollständige und begründete Entscheidung
wird Herrn Le Pen in Kürze übermittelt.“
Zuvor hatte sich der Parteipatriarch drei Stunden lang vor der
Parteiführung wegen seiner antisemitischen Äußerungen verantworten müssen.
Der Europaabgeordnete hatte zuletzt Anfang April die NS-Gaskammern als
„Detail“ der Geschichte des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. Im folgenden
Familien- und Führungsstreit attackierte er wiederholt seine Tochter – „Ich
schäme mich, dass die Vorsitzende der FN meinen Namen trägt“ – und fuhr
schwere Angriffe gegen ihre rechte Hand Florian Philippot.
Marine Le Pen machte ihren Vater deswegen am Donnerstagabend selbst für den
Parteiausschluss verantwortlich. „Jean-Marie Le Pen hat einen Prozess
losgetreten, dessen Ausgang er kannte“, sagte sie. Der Parteigründer habe
„seit Wochen Fehler“ aneinandergereiht „die nur eine solche Entscheidung
nach sich ziehen konnten“.
## Streit vor Gericht
Der 87-Jährige, der den Front National 1972 gegründet und vier Jahrzehnte
lang angeführt hatte, bezeichnete sich dagegen als „Opfer eines
Hinterhalts“. Dem Sender i-Télé sagte Le Pen, er werde „selbstverständli…
gegen seinen Parteiausschluss vor Gericht ziehen.
Im erbitterten Streit mit seiner Tochter hat Jean-Marie Le Pen sich schon
mehrfach vor Gericht durchsetzen können: So hob ein Gericht eine bereits
Anfang Mai verhängte Suspendierung seiner Parteimitgliedschaft aus
formellen Gründen auf.
Auch Marine Le Pens Versuch, ihrem Vater den Ehrenvorsitz des Front
National zu entziehen, schlug fehl: Zwar sprachen sich 94 Prozent der
FN-Mitglieder bei einer schriftlichen Befragung dafür aus, den Titel des
Ehrenvorsitzenden aus den Parteistatuten zu streichen. Ein Gericht hatte
diese Briefwahl aber schon vor ihrem Ende für ungültig erklärt. Die Richter
argumentierten, für eine Änderung der Parteistatuten sei ein
außerordentlicher Parteitag nötig.
## Besseres Image angestrebt
Die Parteichefin und Partei-Vize Philippot nahmen am Donnerstag nicht an
der Sitzung des Exekutivbüros teil – sie wollten nicht zugleich „Richter
und Konfliktpartei“ sein. Beide befürchten, ansonsten könnte eine
Entscheidung des Gremiums wieder von der Justiz rückgängig gemacht werden.
Marine Le Pen hatte Anfang 2011 die Führung des Front National von ihrem
Vater übernommen. Mit einer Abkehr von den offen antisemitischen und
rassistischen Parolen des Parteigründers will sie der rechtsextremen Partei
ein besseres Image verschaffen. Die Strategie scheint sich auszuzahlen: Bei
der Europawahl im Mai 2014 wurde die FN erstmals stärkste Kraft in
Frankreich. Bei den Präsidentschaftswahlen 2017 könnte Marine Le Pen
Umfragen zufolge in die Stichwahl einziehen.
21 Aug 2015
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