# taz.de -- Heimliche Windräder: Störfaktor Bürger abgeschaltet | |
> Mit größtmöglicher Bürgerbeteiligung wollte die Hochschule für Angewandte | |
> Wissenschaften neue Windräder bauen. Nun macht sie es doch lieber allein. | |
Bild: Vielleicht doch zu groß, um die Anwohner zu fragen: Bergedorf bekommt ne… | |
Fünf Windräder sorgen in Curslack für Ärger. Eigentlich hätten die Bürger | |
über die neuen Windanlagen, die mit bis zu 180 Metern doppelt so hoch sein | |
sollen wie bereits bestehende, mit entscheiden sollen. Das hatte die | |
Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), die die Windräder auf ihrem | |
Energie-Campus zur Forschung nutzen will, jedenfalls im November 2013 im | |
Umweltausschuss zugesagt. Davon ist jetzt keine Rede mehr. | |
Der Leiter des Energie-Campus, Werner Beba, sagte damals, man werde das | |
Genehmigungsverfahren für den Bau der fünf Windanlagen im Bezirk Bergedorf | |
unter größtmöglicher Beteiligung der Öffentlichkeit durchführen. Jetzt kam | |
heraus, dass bereits im Mai ein so genanntes vereinfachtes | |
Genehmigungsverfahren beantragt wurde – und damit ein nicht öffentliches. | |
Der Bergedorfer CDU-Abgeordnete Dennis Gladiator, aber auch dortige | |
Bürgerinitiativen werfen der HAW nun Wortbruch vor. Gladiator vermutet, | |
Beba und die HAW hätten die Windräder „ohne Störfaktoren durchdrücken | |
wollen“ und deshalb ihre Zusage nicht eingehalten. | |
Die HAW erklärte, Beba habe sich zwar für Transparenz ausgesprochen, damit | |
aber kein förmliches Verfahren gemeint. Man habe die Bevölkerung bereits im | |
vorausgegangenen Bauleitverfahren über die neue Anlage informiert: mit | |
Flyern und über das Internet. Weitere Beteiligung sei daher nicht nötig. | |
„Wenn jemand eine Zusage macht, dann sollte er sie auch halten“, kritisiert | |
hingegen Gladiator und verweist auf das Wortprotokoll der damaligen | |
Ausschusssitzung. | |
Rein rechtlich ist die HAW auf der sicheren Seite: Bei Anlagen mit weniger | |
als 20 Windrädern ist die Beteiligung der Öffentlichkeit laut | |
Bundes-Immissionsschutzverordnung nicht vorgeschrieben. | |
Den örtlichen Bürgerinitiativen sind die Windräder zu hoch und ihr Abstand | |
zur Wohnbebauung zu klein: „Wir haben in Hamburg mit die geringsten | |
Abstände in ganz Deutschland“, sagt Carsten Paulsen von der | |
Bürgerinitiative Ochsenwerder. In Hamburg müssen Windräder ab 180 Meter | |
Höhe mindestens 500 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt stehen, in Sachsen | |
oder Bayern beträgt der Mindestabstand sogar 1,8 Kilometer. 600 bis 700 | |
Meter, schätzt Paulsen, sind es von den geplanten Windrädern in Curslack | |
bis zum nächsten Wohnhaus. Und mit ihren 180 Metern sind die HAW-Windräder | |
deutlich höher als die maximal 100 Meter, auf die sich die Bergedorfer per | |
Bürgerentscheid festgelegt hatten. Forschungen an den kleinen Anlagen | |
lohnten sich jedoch nicht mehr, heißt es bei der HAW. | |
Gladiator sähe die Groß-Windräder lieber im Hafen errichtet: Dort gebe es | |
genug Flächen, forschen könne man auch. Die HAW will jedoch in der Nähe | |
ihres Energie-Campus bauen und erhofft sich einen Qualitätsschub für die | |
Ausbildung: „Wir sind nicht gegen Windkraft“, sagt der CDU-Abgeordnete. | |
„Bergedorf hat die meisten Windräder Hamburgs. Es geht nur um Abstände und | |
Höhe.“ | |
19 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Robin Grützmacher | |
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