| # taz.de -- Umwandlung in Genossenschaft: Prokons Freunde gewinnen | |
| > Die Gläubiger der insolventen Windkraftfirma entscheiden sich für das | |
| > Genossenschaftsmodell und gegen einen Einstieg von EnBW. | |
| Bild: Nun müssen es die Genossen richten. | |
| Hamburg taz | Die insolvente Windenergiefirma Prokon Regenerative Energien | |
| wird als Genossenschaft weitergeführt. Das Eigenkapital von mehr als 200 | |
| Millionen Euro steuern gut 37.000 Inhaber von Prokon-Genussrechten bei, die | |
| auf die Auszahlung ihrer Forderungen verzichten. Damit wird das Unternehmen | |
| die größte Energiegenossenschaft Deutschlands. | |
| Mit der Entscheidung der Gläubigerversammlung am Donnerstag in Hamburg geht | |
| eines der größten Insolvenzverfahren der deutschen Wirtschaftsgeschichte zu | |
| Ende. Involviert sind 75.000 Anleger und 25.000 weitere Gläubiger. | |
| Für viele von ihnen ging es bei der Abstimmung um die | |
| Grundsatzentscheidung, entweder die Energiewende in Bürgerhand | |
| voranzutreiben oder sie einem Konzern zu überlassen, der zuletzt noch die | |
| Atomenergie propagierte. | |
| Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin hatte den Gläubigern alternativ einen | |
| Verkauf von Prokon an den Energiekonzern EnBW vorgeschlagen. Nach dem | |
| Genossenschaftsplan bekommen die Anleger 57,8 Prozent ihres Geldes zurück, | |
| beim Investorenplan wären es 52,2 Prozent und bei einer Auflösung des | |
| Unternehmens 48,5 Prozent gewesen. | |
| ## „Hier verbergen sich viele Gefahren“ | |
| Die Anleger, die zu der Versammlung in den Hamburger Messehallen kamen, | |
| hatten unterschiedliche Präferenzen. Roland Sukkel, der mit seiner Frau | |
| Ruth Prokon-Genussscheine gekauft hat, wollte für die Genossenschaft | |
| stimmen. „Ich sehe, dass die Prokon mit ihrem eigentlichen Geschäftsmodell, | |
| der Windkraft, Gewinne macht“, sagt er. Der Anleger Manfred Sanofski | |
| bevorzugte den Verkauf an EnBW: „In meinem Alter kann ich mich nicht bis | |
| 2030 finanziell festlegen.“ | |
| Beim Genossenschaftsmodell halten die Anleger eine unternehmerische | |
| Beteiligung, die Gewinne, aber auch Verluste bringen kann. Dazu kommt das | |
| gute Gefühl, das Projekt nicht EnBW zu schenken. | |
| Der Genossenschaftsplan hatte zuletzt Unterstützung von der GLS-Bank sowie | |
| den Ökostrom-Firmen Elektrizitätswerke Schönau und Naturstrom erhalten. Sie | |
| boten den Anlegern an, ihnen Genossenschaftsanteile von insgesamt 3 | |
| Millionen Euro abzukaufen. Der Chef der sozial-ökologischen GLS-Bank, | |
| Thomas Jorberg, wies in einem Positionspapier darauf hin, dass | |
| ausschließlich engagierte Bürger durch ihre Investitionen die | |
| Voraussetzungen für die Energiewende geschaffen hätten, nicht die Konzerne. | |
| Genossenschaftsmitglied zu werden sei eine Chance, findet Jorberg: | |
| „Tatsache ist, dass die Genussscheinrechtsinhaber das höchste | |
| unternehmerische Risiko mit leider nicht unerheblichen Verlusten bereits | |
| getragen haben.“ | |
| Mit der Genossenschaft könnten sie jetzt auch die Chancen wahrnehmen. | |
| Demgegenüber sehen die großen Anlegerschutz-Verbände die Genossenschaft | |
| eher kritisch: „Hier verbergen sich viele Gefahren“, warnte die Deutsche | |
| Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. | |
| Prokon war in Schieflage geraten, weil sich das Unternehmen von den | |
| Anlegern in zunehmendem Maße kurzfristig kündbares Kapital beschafft hatte, | |
| mit dem langfristige Projekte finanziert wurden. | |
| 2 Jul 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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