# taz.de -- Forderungen der Geldgeber an Griechen: Die Zeit für Verhandlungen … | |
> Die Geldgeber verlangen von Athen harte Reformen. Griechenland erwartet | |
> gleich zu Beginn eine Auszahlung von angeblich über 20 Milliarden Euro. | |
Bild: In den Verhandlungen geht es um ein Hilfsprogramm für drei Jahre. | |
Athen dpa | Die internationalen Geldgeber und die Athener Regierung sind | |
mit hohen Ansprüchen in die Verhandlungen um ein drittes Hilfsprogramm für | |
Griechenland gegangen. Athen erwartet nach Informationen der Zeitung | |
Kathimerini bereits in einer ersten Tranche die Auszahlung von 20 bis 25 | |
Milliarden Euro. Auf der Gegenseite präsentierten die Geldgeber der | |
griechischen Regierung nach Medienberichten vom Sonntag einen Katalog | |
harter Forderungen. | |
Danach soll Athen die Neueinstellungen im öffentlichen Dienst zurücknehmen, | |
die die Linksregierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras beschlossen | |
hatte, berichtete die Zeitung To Vima. Außerdem verlangten die Geldgeber | |
eine höhere Besteuerung von Reedereien, eine Abschaffung von | |
Steuerbegünstigungen für Bauern und eine Begrenzung vorzeitiger | |
Pensionierungen. | |
In den Verhandlungen geht es um ein Hilfsprogramm von bis zu 86 Milliarden | |
Euro für drei Jahre. Aufgrund der großen Differenzen wird die Zeit für eine | |
Einigung knapp. In Athener Medien wird bereits über einen neuen | |
Überbrückungskredit spekuliert. Auch die Bundesregierung sieht den Zeitplan | |
angeblich in Gefahr. Der Terminplanung der EU-Kommission sei zu eng | |
gestrickt, verlautete nach Informationen des Focus aus Regierungskreisen. | |
Die Verhandlungen sollten bereist am 10. August abgeschlossen sein, meldete | |
das Magazin. Nach einer Zustimmung der Euro-Finanzminister am 11. August | |
solle die Vereinbarung von anderen Euro-Staaten ratifiziert und vom | |
Parlament in Athen gebilligt werden. Auch der Bundestag müsste zustimmen. | |
Die für Mitte August erwogene Sondersitzung des Bundestages müsse aber | |
möglicherweise verschoben werden. Griechenland muss bis zum 20. August | |
einen Kredit von 3,2 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) | |
zurückzahlen. | |
## Hoffnung auf Umstrukturierung | |
Der griechische Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis betonte: „Eine | |
Einigung wird schwierig sein. Sie wird aber wirtschaftlich tragbar sein, | |
weil sie die Gefahr eines Grexits (Verlassen der Euro-Zone) weiter | |
verringert.“ | |
Griechenland erhoffe sich vom dritten Hilfsprogramm auch indirekt die | |
Umstrukturierung eines Teils seiner Staatsschulden. Die Hilfe solle ein | |
langfristiges Darlehen mit etwa 30 Jahren Laufzeit umfassen, sagte | |
Stathakis der Zeitung „Efimerida ton Syntakton“. Damit könnten Kredite der | |
EZB und des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgezahlt werden. „Es | |
handelt sich um eine Mini-Umschuldung. Sie könnte den Auftakt bilden zu | |
einer bedeutenden Umstrukturierung der griechischen Schulden, wie die vom | |
IWF schon seit langer Zeit verlangt wird.“ | |
Griechenland benötigt laut Kathimerini in einer ersten Tranche etwa 20 bis | |
25 Milliarden Euro, weil neben dem EZB-Kredit auch der im Juli erhaltene | |
Überbrückungskredit von 7,2 Milliarden Euro fällig werde und weitere | |
Zahlungen anstünden. Zudem wolle Athen 10 Milliarden Euro in die | |
Rekapitalisierung der Banken stecken. | |
## Varoufakis prophezeit weitere Verzögerungen | |
Griechische Wirtschaftsverbände warnten davor, dass im September auf | |
breiter Front Güter knapp werden könnten. Sie verwiesen darauf, dass das | |
Land bei den Rohstoffen größtenteils auf Importe angewiesen sei. Aufgrund | |
der Kapitalverkehrskontrollen seien die Einfuhren jedoch auf einen | |
Bruchteil des normalen Umfangs geschrumpft. | |
Nach Ansicht des früheren Finanzministers Gianis Varoufakis ist das | |
geplante Hilfsprogramm „zum Scheitern verurteilt“. „Das Vorhaben hat keine | |
Zukunft“, sagte der Ex-Minister der spanischen Zeitung El País. „Die Krise | |
wird mit immer neuen untragbaren Krediten verlängert, und man tut so, als | |
werde dadurch das Problem gelöst.“ In den Verhandlungen werde es weitere | |
Verzögerungen geben. „Die Zielsetzungen werden nicht eingehalten, die | |
Rezession wird anhalten, und es wird politische Probleme geben“, prophezeit | |
Varoufakis. | |
2 Aug 2015 | |
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