# taz.de -- Finanzhilfen für Griechenland: Einigung in Sicht | |
> Jean-Claude Juncker erwartet, dass das dritte Hilfspaket für Griechenland | |
> bald beschlossen wird. Dann muss das Land 3,4 Milliarden Euro an die EZB | |
> zahlen. | |
Bild: Hat wahrscheinlich bald wieder frisches Geld: Alexis Tsipras | |
Brüssel afp | In den Verhandlungen mit Athen über ein drittes Hilfsprogramm | |
glaubt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an eine Einigung bis zum | |
20. August. „Alle Berichte, die ich erhalte, deuten auf eine Einigung | |
diesen Monat hin, vorzugsweise vor dem 20.“, wenn Griechenland 3,4 | |
Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) zahlen muss, sagte | |
Juncker in der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch. Die Verhandlungen in | |
Athen verliefen „befriedigend“. | |
[1][Vertreter der internationalen Geldgeber verhandeln seit vergangener | |
Woche mit Athen] über die Bedingungen für weitere Hilfszahlungen. Nach | |
ersten Anlaufschwierigkeiten verliefen die Gespräche inzwischen für beide | |
Seiten „befriedigend“, sagte Juncker in dem AFP-Interview. Der griechische | |
Finanzminister Euklid Tsakalotos hatte am Dienstag gesagt, die Gespräche | |
liefen „mindestens so gut, wie wir erwartet haben“. Er äußerte sich | |
zuversichtlich zu einer Einigung mit den Geldgebern. | |
Sollte keine Einigung bis zum 20. August gelingen, „werden wir eine neue | |
Brückenfinanzierungsrunde arrangieren müssen“, sagte Juncker. Bereits im | |
Juli hatte er sieben Milliarden Euro zusammengekratzt, damit Griechenland | |
fällige Kredite bei der EZB und ausstehende Kredite beim Internationalen | |
Währungsfonds (IWF) begleichen konnte. Bei dem neuen Hilfsprogramm geht es | |
um 86 Milliarden Euro von EZB, IWF, EU-Kommission und dem Europäischen | |
Stabilitätsfonds (ESM). | |
Juncker nannte Berichte über Differenzen zwischen den EU-Staaten und dem | |
IWF über dessen Forderung nach einem Schuldenschnitt für Griechenland | |
„übertrieben“. Besonders Deutschland und nordeuropäische Eurostaaten lehn… | |
weitere Schuldenerleichterungen für das hochverschuldete Land ab. „Ich | |
denke, die Leute übertreiben ein wenig“, sagte Juncker. „Der IWF ist da in | |
Athen und das Einvernehmen zwischen den Institutionen ist sehr gut.“ | |
## Grexit ausgeschlossen | |
Auf Drängen der Bundesregierung war bei einem Eurozonengipfel am 12. und | |
13. Juli die Option eines vorübergehenden Ausschlusses Griechenlands aus | |
der Währungsunion diskutiert worden, doch fand der Vorschlag keine | |
Mehrheit. Juncker sagte dazu, er habe „immer einen Grexit ausgeschlossen“, | |
auch wenn die EU-Kommission sicherheitshalber Notfallpläne erstellt habe, | |
sollte es doch dazu kommen. Dies bedeute aber nicht, dass er einen Grexit | |
wollte, betonte Juncker. | |
„Hätten wir das schwächste Land rausgeschmissen, hätten die Finanzmärkte | |
das nächstschwächste aufgespürt“, sagte Juncker zu einem Grexit. „Ich ha… | |
niemals jemanden getroffen, der mir im Detail richtig erklären konnte, was | |
die realen Konsequenzen eines Grexit sein würden.“ Die griechische | |
Schuldenkrise zeige die Bedeutung der europäischen Solidarität und die | |
Notwendigkeit, die Integration der Eurostaaten zu erhöhen, sagte der | |
EU-Kommissionspräsident. | |
Er verwies auf den „Bericht der fünf Präsidenten“ mit Vorschlägen zur | |
Stärkung der Währungsunion. Der Bericht, den Juncker zusammen mit | |
EU-Ratspräsident Donald Tusk, EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, | |
EZB-Präsident Mario Draghi und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem | |
vorlegte, schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und | |
politische Integration zu erhöhen. | |
## Neuwahlen wahrscheinlich | |
„Ich kann die Eurozonen-Mitglieder nur drängen, ständig darüber | |
nachzudenken, wie die ökonomische Regierungsführung verbessert werden | |
kann“, sagte Juncker. „Die Lehre, die aus Griechenland gezogen werden | |
sollte, ist, nicht aufzugeben, sondern zur Sache zu kommen!“ Er betonte | |
zugleich die Notwendigkeit, die Spaltung zu reduzieren zwischen Euroländern | |
und den anderen EU-Staaten, an erster Stelle Großbritannien, das sein | |
Verhältnis zu Brüssel neu aushandeln will. | |
Derweil verkündet die griechische Regierung, dass voraussichtlich noch in | |
diesem Jahr vorgezogene Neuwahlen stattfinden werden. „Wahlen im Herbst | |
sind wahrscheinlich“, sagte Regierungssprecherin Olga Gerovasili am | |
Mittwoch dem Radiosender Vima. „Es hängt hauptsächlich davon ab, wie stabil | |
die Regierung in der kommenden Zeit sein wird.“ | |
5 Aug 2015 | |
## LINKS | |
[1] /Forderungen-der-Geldgeber-an-Griechen/!5220826 | |
## TAGS | |
Jean-Claude Juncker | |
Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
Europäische Zentralbank | |
Finanzpolitik | |
Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
Schwerpunkt Krise in Griechenland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Abstimmung in Athen: Parlament für Reformprogramm | |
Nach einer durchdebattierten Nacht findet Alexis Tsipras eine Mehrheit für | |
das Reformprogramm. Seine Koalition steht nicht mehr geschlossen hinter der | |
Regierung. | |
Kommentar Aktienkurse in Griechenland: Die Börse ist das geringste Problem | |
Griechenland hat ganz andere Probleme als Buchverluste an der Börse. Der | |
absurde Plan der EU gibt wenig Anlass zum Optimismus. | |
Börse in Athen wiedereröffnet: In der Abwärtsspirale | |
Start mit einem Kurseinbruch: An der Athener Börse zeigt sich, wie sehr die | |
griechische Wirtschaft unter Kapitalverkehrskontrollen leidet. | |
Forderungen der Geldgeber an Griechen: Die Zeit für Verhandlungen wird knapp | |
Die Geldgeber verlangen von Athen harte Reformen. Griechenland erwartet | |
gleich zu Beginn eine Auszahlung von angeblich über 20 Milliarden Euro. |