| # taz.de -- Blamage für Anti-Olympia-Bewegung: Volksinitiativen in der Krise | |
| > Wenig Unterstützung für Anti-Olympia-Initiativen und zur Rettung der | |
| > Volksgesetzgebung. Insider befürchten Blamage für Bürgerrechtsverein. | |
| Bild: Müssen 10.000 Unterschriften sammeln: Olympia-Gegner | |
| Hamburg taz | Es knirscht gewaltig beim Hamburger Landesverband von „Mehr | |
| Demokratie“. Die Volksinitiativen gegen Olympische Spiele und für die | |
| Rettung der Volksgesetzgebung vor einem Missbrauch durch die Bürgerschaft | |
| liefen miserabel, gesteht ein führendes Mitglied des Bürgerrechtsvereins im | |
| Gespräch mit der taz. Am Mittwoch solle auf einer Krisensitzung der weitere | |
| Weg beraten werden. Konkret gehe es um die Volksinitiativen „Rettet den | |
| Volksentscheid“ und „Lex Olympia“. In beiden Fällen drohe, so der | |
| Eingeweihte, „eine Blamage“. | |
| Angelika Gardiner vom Vorstand von Mehr Demokratie weist das zurück. „Es | |
| gibt kein Krisentreffen, nur eine turnusmäßige Sitzung“, sagt sie – auf d… | |
| allerdings auch über die laufenden Initiativen gesprochen werde. Über die | |
| Unterschriftensammlungen, räumt Gardiner ein, habe Mehr Demokratie keinen | |
| Überblick. | |
| Das sei der Ferienzeit geschuldet. Die Sammellisten lägen noch bei den | |
| einzelnen Initiativen. Wie viele oder wie wenige das seien, wisse der | |
| Vorstand nicht: „Aber wir sind optimistisch, nach den Ferien im September | |
| ausreichend Unterschriften zu sammeln“, sagt Gardiner. | |
| Mehr Demokratie will mit den Ende Mai gestarteten Volksinitiativen „Lex | |
| Olympia“ und „Rettet den Volksentscheid“ das für den 29. November geplan… | |
| Referendum über Hamburgs Olympia-Bewerbung aushebeln. | |
| „Wir wollen für ein faires und verfassungsrechtlich sauberes Verfahren | |
| sorgen“, begründet Vorstandsmitglied Manfred Brandt den Vorstoß. Die von | |
| SPD, CDU und Grünen am 28. Mai im Parlament verabschiedete | |
| Verfassungsänderung sei „gesetzgeberischer Murks“. | |
| Die „Lex Olympia“ hat zum Ziel, ein einmaliges Referendum nur über | |
| Olympische Spiele durchzuführen, das in der Verfassung verankert werden | |
| soll. Die Bürgerschaft hat dagegen anlässlich Olympischer Spiele | |
| beschlossen, dieses Instrument der Volksbefragung von oben auch für andere | |
| Fragen „von grundsätzlicher und gesamtstädtischer Bedeutung“ einzuführen. | |
| Das hält Mehr Demokratie für einen „Persilschein“, um Volksbegehren von | |
| unten auszuhebeln. | |
| Die zweite Volksinitiative „Rettet den Volksentscheid“ will sogenannte | |
| „obligatorische Referenden“ bei Verfassungsänderungen durchsetzen. Dadurch | |
| soll erreicht werden, dass diese nicht mehr von einer Zweidrittelmehrheit | |
| im Landesparlament beschlossen werden können. Die Fraktionen können nur | |
| noch einen Vorschlag vorlegen, der in einem Referendum angenommen oder | |
| verworfen werden muss. | |
| Ziel seien zwei Volksbegehren im Herbst, bekräftigt Gardiner, und die | |
| entsprechenden Volksentscheide zur Bundestagswahl im September 2017. | |
| Bereits einen Monat früher wird das Internationale Olympische Komitee | |
| entschieden haben, ob Hamburg den Zuschlag für die Spiele erhält. Sollte es | |
| zu einem Referendum nach der Lex Olympia kommen und sollten die | |
| HamburgerInnen „nein“ sagen, müsste der Senat die Spiele wieder | |
| zurückgeben. | |
| Zwist gibt es auch über die dritte Volksinitiative „Stop Olympia“, die bis | |
| zum 16. September 10.000 Unterschriften sammeln muss. Dann würde sie mit | |
| ihrer Nein-Argumentation in das Abstimmungsheft für das Referendum | |
| aufgenommen werden. | |
| Ihren Contra-Text aber soll sie, so die Landeswahlleitung, schon am 27. | |
| August einreichen. Horst Domnick, Vertrauensmann von „Stop Olympia“, hält | |
| das für „misslich, aber kein großes Problem“. Gardiner von Mehr Demokratie | |
| hingegen sieht darin „eine unfaire Gewichtung“. Die Bürgerschaft könne da… | |
| in Kenntnis der Gegenargumente ihre Pro-Begründung „maßschneidern“. | |
| „Die Argumente beider Seiten sind doch lange bekannt“, beschwichtigt der | |
| grüne Verfassungspolitiker Farid Müller. Die Bürgerschaft müsse aber im | |
| September die Aufnahme des Textes formal beschließen. | |
| Dafür sei eine schriftliche Vorlage nötig. Mit Tricksereien oder Zensur | |
| habe das nichts zu tun, beteuert Müller. Manfred Brandt indes sieht in dem | |
| Zeitdruck einen Versuch, „demokratische Rechte abzubauen“, welchen „die | |
| Mehrheitsparteien auch noch als ein Mehr an Demokratie verkaufen wollen“. | |
| 2 Aug 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
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