# taz.de -- Olympia-Bewerbung: Glaubenskrieg um Goldmedaille | |
> Boston bewirbt sich doch nicht um Olympia 2014. Damit steigen Hamburgs | |
> Chancen, glauben die Befürworter. Die Gegner sagen das Gegenteil voraus. | |
Bild: Glaubt, das mit Olympia in Hamburg wird was Gutes: Hamburgs Sportsenator … | |
Hamburg | taz Die Hoffnungen steigen – auf beiden Seiten. Befürworter wie | |
auch Gegner der Hamburger Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 sehen | |
sich durch den Rückzug des US-Bewerbers Boston gestärkt. | |
„Nun ist wohl der härteste Konkurrent Hamburgs aus dem Rennen“, sagte | |
Sport-Staatsrat Christoph Holstein. „Boston zeigt: Je mehr Informationen an | |
die Öffentlichkeit kommen, desto mehr sinkt die Zustimmung in der | |
Bevölkerung“, sagt Florian Kasiske von NOlympia Hamburg. | |
Die Stadt an der US-Ostküste scheiterte aus finanziellen Gründen und an der | |
mangelnden Unterstützung der Einwohner, die zu mehr als zwei Dritteln das | |
Olympia-Projekt ablehnten. Bürgermeister Marty Walsh wollte die Kandidatur | |
nur unterstützen, wenn sie komplett privat finanziert und kein Steuergeld | |
dafür ausgegeben worden wäre. Am Montagabend verkündete er dann das Aus für | |
die Bewerbung. | |
Er werde kein Dokument unterzeichnen, „das einen Dollar Steuergeld für | |
Olympia aufs Spiel setzt“. Das Stadtoberhaupt spielte damit auf einen | |
entsprechenden Vertrag an, der dem IOC finanzielle Garantien der Stadt | |
zugesichert hätte. | |
Die Menschen in Boston und der Bürgermeister hätten erkannt, dass die Stadt | |
in ein „enormes finanzielles Desaster“ geschlittert wäre, sagt Mehmet | |
Yildiz, sportpolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Hamburger | |
Bürgerschaft. | |
„Die Gewinne streicht das IOC ein, die Kosten tragen die Steuerzahler – so | |
ist es bei allen Spielen bisher gewesen, so wäre es in Boston gewesen, so | |
wird es in Hamburg sein“, glaubt Yildiz. Und Die Linke in | |
Schleswig-Holstein, wo in der Landeshauptstadt Kiel die Segelwettbewerbe | |
stattfinden sollen, fordert: „Lasst uns von Boston lernen und diese | |
Geldverschwendung stoppen“, so Landessprecher Jens Schulz. | |
„Das ist ein Sieg der Vernunft“, kommentiert Michael Rothschuh von NOlympia | |
Hamburg die Entscheidung von Boston, „und ein Vorbild für Hamburg.“ Der | |
Senat der Hansestadt verschweige die gesellschaftlichen Kosten für | |
Olympische Spiele und verweigere Transparenz. „Es gibt darüber keine | |
demokratische Debatte in der Stadt“, sagt Rothschuh, „diese Bewerbung ist | |
Teil eines autokratischen Systems.“ | |
Das sieht Sport-Staatsrat Holstein vollkommen anders. Hamburg werde mit | |
Steuergeldern nur bezahlen, „was wir ohnehin machen wollen, aber ohne | |
Olympia sicherlich später“. Dazu zählt er den Bau von Wohnungen, den Ausbau | |
des Nahverkehrs und die Sanierung der Sportstätten. „Und wir würden bei | |
einem Teil der Investitionen erhebliche Hilfen des Bundes bekommen“, so | |
Holstein. | |
Boston zeige die Notwendigkeit, „die Kräfte in der Ausrichterstadt und im | |
ganzen Land zu bündeln“, befindet Niklas Hill, Geschäftsführer der | |
Hamburger Olympia-Bewerbungsgesellschaft: „Wir werden weiter voll an | |
unserem Konzept arbeiten, das aus Bürgern aktive Beteiligte macht.“ | |
Der Rückzug Bostons ruft indessen zwei Millionenstädte auf den Plan, die | |
ungleich stärkere Konkurrenten für Hamburg sein dürften. Los Angeles, | |
Olympia-Stadt von 1932 und 1984, erwägt jetzt seine Kandidatur – zur Freude | |
von Sportlern. Hamburg habe „beste Chancen“, sagt Markus Weise, | |
Bundestrainer der Hockey-Herren. „Aber L.A. ist auf jeden Fall attraktiver | |
als Boston“, findet der Erfolgscoach, der 2004 bis 2012 drei Teams zum | |
Olympiasieg führte. | |
Zudem will Kanadas größte Stadt Toronto, die soeben mit den | |
Panamerikanischen Spielen eines der größten Sportereignisse der Welt | |
erfolgreich durchgeführt hat, sich bis zum Bewerbungsschluss am 15. | |
September ebenfalls bewerben. Und mit Paris steht bereits offiziell Hamburg | |
ein Konkurrent gegenüber, der erst mal bezwungen sein will. | |
Und dann gibt es, bei aller scheinbaren Olympia-Begeisterung in Hamburg, | |
noch eine Hürde: Beim Referendum am 29. November muss schon eine satte | |
Mehrheit von über 60 Prozent der Bürger zustimmen, wenn die Hansestadt im | |
internationalen Wettbewerb eine Chance haben will. | |
NaN NaN | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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