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# taz.de -- Fusion in der Rüstungsindustrie: Die vereinten Panzerbauer
> Europäische Einigung: Der deutsche Konzern KMW und das französische
> Staatsunternehmen Nexter wollen ihre Fusion in Paris besiegeln.
Bild: Panzer als Verkaufsschlager: der Leopard von Krauss-Maffei Wegmann.
Paris taz | Europa findet im Rüstungsmarkt statt. Während sich Frankreich
und Deutschland in den Diskussionen um Griechenlands Umschuldung oder wegen
der Konkurrenz der Milchproduzenten in den Haaren liegen, schließen die
Rüstungsindustriellen der beiden Länder einander in die Arme. Und den Segen
dabei gibt „Kant“. Das hat allerdings mit dem kategorischen Imperativ oder
der Philosophie überhaupt nichts zu tun, sondern bedeutet ganz banal:
„Krauss-Maffei Wegmann and Nexter Together“.
Wenn wie geplant am Mittwoch im Pariser Verteidigungsministerium die
Annäherung zwischen dem deutschen Familienunternehmen KMW und dem
französischen Staatsunternehmen Nexter unterschrieben ist, wird man wohl in
den Medien der Einfachheit halber von der deutsch-französischen
Panzerfusion reden. Denn unter den „Blockbustern“ seines Kriegsmaterials
bringt KMW unter anderem den „Leopard“ und Nexter den „Leclerc“ mit in
diese Industrieheirat. Entstehen soll dabei ein weltweit führendes
Rüstungsunternehmen unter europäischer Flagge mit Sitz in den Niederlanden.
Und bei dieser „Heirat“ dauerte auch das Feilschen um die Mitgift und die
Organisation des Hochzeitsfests lange. Das Projekt Kant existiert seit mehr
als einem Jahr, stellte aber beiden Seiten vor eine Reihe finanzieller und
politischer Schwierigkeiten. Vereinbart wurde jetzt ein
50:50-Zusammenschluss, ohne dass eine Seite für dieses Gleichgewicht der
Kräfte Ausgleichszahlungen leisten müsse.
Das war gerade aus französischer Sicht nicht so klar: Die aus dem
Staatskonzern Giat entstandene Gesellschaft Nexter ist in guter Form: 2014
hat sie 1,048 Milliarden Euro Umsatz gemacht, ihren Reingewinn um 60
Prozent gegenüber 2013 gesteigert und kann auf internationale Aufträge im
Wert von rund 5 Milliarden Euro verweisen.
## Günstiger Preis dank politischem Druck
KMW dagegen hat im vorigen Jahr „nur“ Material im Wert von 750 Millionen
verkauft. Ursprünglich soll Frankreich daher als Preis für eine
gleichberechtigte Partnerschaft auf eine Zahlung von 500 Millionen
bestanden haben. Das könnte eine Erklärung für den mehrfach verschobenen,
schließlich auf den 29. Juli festgelegten Termin der Unterzeichung sein.
Gegen diese Fusion ist in Frankreich die CGT-Gewerkschaft, die der Ansicht
ist, zwischen den beiden Unternehmen gebe es mehr Konkurrenz, als dass sie
sich ergänzten – was für die Zukunft der Arbeitsplätze das Schlimmste
befürchten lasse. Aus Prinzip ist die CGT auch gegen die bevorstehende
Privatisierung von Nexter, weil der Staat seinen direkten Einfluss aufgebe.
In Deutschland ging es eher darum, die Aktionäre zu überzeugen.
Gerade weil es sich für die Regierungen um ein wichtiges Beispiel der
europäischen Zusammenarbeit handelt, dürfte beim Verzicht auf diese
Einkaufssumme der politische Druck eine große Rolle gespielt haben. Das
vermutet auch einer der Erben des Familienunternehmens, Burkhart
Braunbehrens, der nach eigener Aussage wegen seiner moralischen Bedenken
bezüglich der Saudi-Arabien-Geschäfte definitiv aus dem KMW-Aufsichtsrat
und als Aktionär ausgeschieden ist.
Einen Zusammenschluss mit Nexter habe er immer für eher „unwahrscheinlich“
gehalten, sagt Braunbehrens. Doch mit dem Konkurrenten Rheinmetall (“das
rote Tuch der KMW“) habe die KMW-Führung seines Erachtens auf keinen Fall
fusionieren wollen, obschon sich die Konzerne wohl besser ergänzt hätten.
Zweitens würden es die Verhandlungen mit den Franzosen erlauben, von den
Ermittlungen in der Schmiergelderaffäre in Griechenland abzulenken, in die
der Konzern verwickelt sein soll.
29 Jul 2015
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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