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# taz.de -- Rechte Gewalt in Dortmund: „Du Hexe wirst brennen“
> Eine SPD-Politikerin hat Morddrohungen von Nazis erhalten. „Die Rechte“
> hatte einen Polizeibescheid mit ihrer Telefonummer veröffentlicht.
Bild: Dortmund hat ein Naziproblem. Graffiti in Dorstfeld im März
KÖLN taz | | Gibt es ein Leck bei der Dortmunder Polizei, das Informationen
an Rechtsextreme weiterreicht? Die Lokalpolitikerin Dorothea Moesch (SPD)
hatte in der vergangenen Woche telefonisch eine Demonstration zur
Solidarität mit Flüchtlingen angemeldet und kurz darauf Morddrohungen
erhalten. Der Anmeldebescheid war samt ihrer Telefonnummer in die Hände von
Neonazis geraten, die rechtsextreme Partei „Die Rechte“ veröffentlichte das
Dokument am Freitag bei Twitter. Daraufhin gingen bei Moesch Drohanrufe
ein. „Du Hexe wirst brennen“, soll der Anrufer gesagt haben. Als ein
zweiter Anrufer behauptete, er stehe nun vor ihrem Haus, rief Moesch die
Polizei.
Nun hat Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange das LKA darum gebeten, die
Ermittlungen nach einem möglichen Informanten bei der eigenen
Polizeibehörde an die Polizei in Bochum zu übertragen. Denn Moesch selbst
hatte den Bescheid zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch gar nicht
erhalten.
Es bestehe jedoch noch kein konkreter Verdacht gegen einen bestimmten
Mitarbeiter, sagte ein Sprecher der Dortmunder Polizei der taz. „Wir wollen
einfach nicht den Eindruck erwecken, dass hier gemauschelt wird.“ Ein
mutmaßlicher Drohanrufer ist mittlerweile gefasst, er stammt nach
Polizeiangaben aus dem rechten Spektrum.
Es ist nicht das erste Mal, dass Dorothea Moesch sich gegen heftige
Angriffe von Rechts wehren muss: Sie sitzt im Rollstuhl und setzt sich
nicht nur gegen Flüchtlingshass, sondern auch gegen
Behindertenfeindlichkeit ein. Deshalb wurde sie in der Vergangenheit schon
regelmäßig von Neonazis angefeindet. Die Lokalpolitikerin st in der Stadt
bekannt für ihr Engagement, sollte sogar einmal Ehrenbürgerin werden. „Ich
lasse mich nicht einschüchtern“, sagt sie jetzt. „Getroffen ist derzeit
eine, gemeint sind wir alle.“ Sie will weiter gegen die rechte Szene in
ihrer Stadt kämpfen.
## „National befreiter“ Kiez
Dortmund hat ein immer ernsteres Problem mit den Neonazis: Die Partei „Die
Rechte“ sitzt im Stadtrat. Anhänger der Partei laufen mit T-Shirts mit der
Aufschrift „Stadtschutz“ durch die Stadtviertel, den Stadtteil Dorstfeld
nennen sie ihren „national befreiten“ Kiez. Im Juni haben offenbar Rechte
auf das Parteibüro der Piraten geschossen. Eine Diskussion des WDR über
Rechtsextremismus in Dortmund musste „aus Sicherheitsgründen“ vom Rathaus
ins Studio verlegt werden.
Politiker fordern wegen der zunehmend brenzligen Lage seit Langem ein
Verbot der rechtsextremen Partei. Sie wurde gegründet, nachdem 2012 die
Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmunds“ verboten worden war. „Die
Rechten spazieren auf der Linie dessen, was rechtlich möglich ist. Sie
werden an einer viel zu langen Leine gelassen“, sagt Moesch. „Ein
Parteiverbot ist nicht nur richtig, sondern auch notwendig.“
8 Jul 2015
## AUTOREN
Helke Ellersiek
## TAGS
Polizei
SPD
Dortmund
Nazis
Rechte Gewalt
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Hamburg
Flüchtlinge
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