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# taz.de -- Kommentar Verhandlungen mit dem Iran: Jenseits der Atomfrage
> Iran und der Westen nähern sich im Atomstreit vorsichtig an. Aber es geht
> um viel mehr: Wird der Iran am Ende zum Verbündeten?
Bild: US-Außenminister Kerry (links) und sein iranischer Amtskollege Sarif im …
Die EU will Teile der im Atomkonflikt gegen den Iran verhängten Sanktionen
um eine weitere Woche ausgesetzt zu lassen. Dies deutet darauf hin, dass
die Hoffnung auf eine Einigung in den nächsten Tagen [1][stark gestiegen
ist].
Die USA scheinen den Optimismus der Europäer zu teilen. Offenbar hat der
iranische Außenminister Mohammad Dschawad Sarif nach seiner Beratung mit
der iranischen Führung in Teheran neue Kompromissvorschläge mit nach Wien
gebracht. „Wir sind alle hier, um ein Abkommen zu erzielen, und ich glaube,
dass wir es auch schaffen werden“, sagte er nach einem Gespräch mit seinem
amerikanischen Kollegen John Kerry.
Für die iranische Wirtschaft, die sich seit drei Jahren in einer tiefen
Krise befindet, wäre eine Einigung von großer Bedeutung.
Mehrere hundert Milliarden Dollar iranisches Guthaben, die bei
ausländischen Banken auf Eis liegen, würden frei werden und die Wirtschaft
wieder spürbar in Schwung bringen. Auch die Aufhebung der lähmenden
Einschränkungen der Banktransaktionen, des Außenhandels, vor allem des
Ölexports und der Schifffahrt, werden das Land aus der Isolation
herausholen.
## Niederlage für Islamisten
Die Frage ist nur, ob die Sanktionen unmittelbar nach der Einigung
vollständig aufgehoben (wie es Iran fordert) oder nach und nach ausgesetzt,
nicht aufgehoben werden (wie es der Westen möchte).
Ein Erfolg bei den Verhandlungen würde auch politisch gewichtige
Veränderungen für den Iran bringen. Wahrscheinlich würde dies der Regierung
von Hassan Rohani und den Reformern bei den Parlamentswahlen im nächsten
Jahr die absolute Mehrheit sichern, ebenso wie im darauffolgenden Jahr die
Wiederwahl des amtierenden Präsidenten.
Den extremen Islamisten hingegen würde eine Einigung [2][eine herbe
Niederlage zufügen]. Nicht zu Unrecht befürchten sie, dass ein Abkommen im
Atomkonflikt nicht nur die Tore des Landes für ausländische Unternehmen,
sondern auch für die verschmähte westliche Kultur öffnen und damit die
Legitimation des islamischen Staates unterhöhlen würde.
## Strategische Architektur des Nahen Osten
Tatsächlich könnte der Westen über die wirtschaftlichen Vorteile hinaus,
die er auf dem iranische Markt erzielen würde, die Absicht haben, Iran
mittelfristig in eine neue strategische Architektur für den Nahen Osten zu
integrieren. Iran hat inzwischen seinen Einfluss im Nahen Osten erheblich
gesteigert. Ohne die Islamische Republik lassen sich die Probleme im Irak,
in Syrien, Libanon, Jemen, ja sogar in Palästina kaum lösen.
Anders als Saudi-Arabien und andere Staaten am Persischen Golf, deren
Regime langfristig nicht zu halten sein werden, wäre Iran unter der
Voraussetzung einer Annäherung an den Westen und eines ideologischen
Wandels wohl ein verlässlicherer Partner. Die USA und auch die Europäer
machen keinen Hehl aus dieser Absicht. Nicht selten hat US-Präsident Obama
betont, dass es bei den Verhandlungen um mehr gehe als um die Lösung des
Atomkonflikts.
1 Jul 2015
## LINKS
[1] /Atomverhandlungen-mit-dem-Iran/!5207756
[2] /Streit-um-Atomgespraeche-im-Iran/!5206853
## AUTOREN
Bahman Nirumand
## TAGS
Schwerpunkt Iran
USA
Atomverhandlungen
John Kerry
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