| # taz.de -- Streit um Atomgespräche im Iran: Scharfe Attacken gegen Rohani | |
| > Die Hardliner mobilisieren gegen den Präsidenten Rohani und die | |
| > Atomgespräche in Genf. Sie fürchten politische Nachteile. | |
| Bild: Irans Präsident Hassan Rohani steht im Feuer und muss seine Politik vert… | |
| BERLIN taz | „Hau doch ab, wenn du unfähig für den Posten, bist“, sagte d… | |
| bekannte Teheraner Prediger Mahmud Karimi gerichtet an Präsident Hassan | |
| Rohani. Anlass der ungewöhnlich scharfen Attacke boten Äußerungen Rohanis | |
| über die Bedeutung der Atomverhandlungen des Iran mit den ständigen | |
| Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats und Deutschlands in Genf für die | |
| Entwicklung des Landes. | |
| Ziel der Verhandlungen sei die Aufhebung von „ungerechten“ Sanktionen, | |
| „damit wieder Kapital ins Land fließt und wir unsere Umwelt-, | |
| Beschäftigungs-, Industrie- und Trinkwasserprobleme lösen können“, sagte | |
| Rohani. Leute, die meinten, die Sanktionen spielten keine wichtige Rolle, | |
| hätten keine Ahnung, was die Menschen in ihren Geldbeutel hätten. | |
| Die Äußerungen des Präsidenten bildeten für die Gegner der | |
| Atomverhandlungen eine Steilvorlage. Seit Monaten versuchen sie, der | |
| Regierung, insbesondere den Verhandlungsführern in Genf, Steine in den Weg | |
| zu legen. Im Grunde geht es nicht um die Verhandlungen selbst, die nach | |
| einer selbstgesetzten Frist am 30.Juni abgeschlossen werden sollen. | |
| Auch die meisten Gegner würden die Aufhebung der Sanktionen begrüßen, | |
| wohlwissend, dass Iran nur so die Wirtschaftskrise überwinden könnte. | |
| Vielmehr befürchten Konservative und Extremisten, ein Erfolg bei den | |
| Verhandlungen würde die Position der Rohani-Regierung ungemein stärken und | |
| den Reformern bei den Parlamentswahlen im nächsten Frühjahr vermutlich die | |
| absolute Mehrheit sichern. | |
| Noch gefährlicher sind für die Fundamentalisten die langfristigen Folgen | |
| einer Einigung im Atomkonflikt. Denn sie würde nicht nur die Tore des | |
| Landes für ausländische Unternehmer öffnen. Es würde auch zu einer Invasion | |
| der verschmähten westlichen Kultur kommen, die die Legitimation eines | |
| islamischen Staates infrage stellen würde. | |
| ## Große pathetische Phrasen | |
| Die scharfen Worte des Predigers Karimi fielen auf einer Veranstaltung zum | |
| Gedenken an die Opfer des iranisch-irakisch-Krieges (1980-1988). Er | |
| verglich Rohani mit Abolhassan Banisadr, dem ersten Präsidenten der | |
| Islamischen Republik, der nach weniger als eineinhalb Jahren in Ungnade | |
| fiel und abgesetzt wurde. Damals habe sich das Volk aus Rücksicht auf | |
| Ayatollah Ruollah Chomeini zunächst zurückgehalten, aber dann den | |
| Präsidenten davon gejagt, sagte Karimi. | |
| Die Versammelten protestierten gegen die Atomverhandlungen. „Wir schämen | |
| uns vor euch Märtyrern, dass (Außenminister Mohammad Dschawad ) Sarif | |
| vergnügt mit euren Mördern verhandelt“, stand auf einem Plakat. „Wir werd… | |
| bis zum Ende Widerstand leisten!“ skandierten die Teilnehmer. | |
| Scharfe Kritik kam auch aus den Reihen der Revolutionsgarden. Innerhalb von | |
| fünf Tagen veröffentlichte die Imam Hossein Universität, die den Garden | |
| untersteht, zwei Erklärungen, in denen die Verantwortlichen für die | |
| Außenpolitik gewarnt wurden. „Wir warnen die Leichtgläubigen, kehrt zurück, | |
| zu der Position des Volkes, zum reinen Islam, ehe es zu spät ist“, hieß es. | |
| ## Demonstrationen gegen Verhandlungen | |
| Die Unterzeichner äußerten ihre „tiefe Unzufriedenheit über den Verlauf der | |
| Atomverhandlungen, die unter Kriegs- und Sanktionsdrohungen“ geführt | |
| würden. Man werde den Verantwortlichen zunächst mit Argumenten begegnen. | |
| Doch „sollten (die Irregeleiteten) versuchen, durch feinsinnige Täuschungen | |
| das würdevolle Gesicht der Islamischen Republik zu besudeln,(...) wird das | |
| Volk revolutionäre Maßnahmen gegen sie ergreifen“. | |
| In den vergangenen Wochen gab es in mehreren verschiedenen Städten nicht | |
| genehmigte Demonstrationen und Kundgebungen gegen die Atomverhandlungen. | |
| Sie werfen der Regierung vor, zu viele Zugeständnisse gemacht zu haben. | |
| Außenminister Sarif wurde sogar von einem Abgeordneten im Parlament als | |
| „Verräter“ bezeichnet. | |
| Am 21. Juni verabschiedete das Parlament, in dem die Konservativen die | |
| absolute Mehrheit haben, einen Gesetzesentwurf, in dem es heißt, eine | |
| Einigung im Atomkonflikt könne unter anderem nur zustande kommen, wenn die | |
| „sofortige und vollständige Aufhebung der Sanktionen“ gesichert werde. | |
| Zudem müsse klargestellt werden, das Inspektoren keinen Zugang zu | |
| Militäranlagen, geheimen Dokumenten oder Atomwissenschaftlern gewährt | |
| werde. Über diese Punkte wird in Genf gestritten. | |
| 25 Jun 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Bahman Nirumand | |
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