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# taz.de -- Atombomben-Zwischenfall 1961: Lernen, der Bombe zu misstrauen
> Wegen einer Flugzeugpanne wäre 1961 eine US-Atombombe fast über North
> Carolina explodiert. Neue Dokumente zeigen wie ernst die Lage damals war.
Bild: Schrecklich schön: Erster Wasserstoffbombentest über dem Enewetak Atoll…
LONDON afp | Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges sind die USA offenbar nur
knapp einer selbstverschuldeten Atombomben-Katastrophe entgangen: Beinahe
wäre 1961 eine Wasserstoffbombe von der 260fachen Stärke der
Hiroshima-Bombe nach einer schweren Flugzeugpanne über North Carolina
explodiert, [1][berichtete der britische Guardian] am Samstag unter
Berufung auf ein kürzlich freigegebenes Geheimdokument der US-Regierung.
Erst im letzten Moment habe ein Sicherheitsschalter die Explosion
verhindert.
Am 23. Januar 1961 brach den Angaben zufolge ein B-52-Langstreckenbomber
der US-Airforce mit zwei Atombomben an Bord bei einem Routineflug über der
Stadt Goldsboro in der Luft auseinander, die Bomben lösten sich und gingen
auf die Erde nieder – ohne zu explodieren. In einer acht Jahre später
vorgenommenen Untersuchung kommt der für die US-Regierung arbeitende
Ingenieur Parker F. Jones allerdings zu dem Schluss, dass bei einer der
beiden Bomben drei der vier Sicherheitsmechanismen versagt hatten, die eine
ungewollte Explosion verhindern sollten. Nur ein einfacher
Sicherheitsschalter verhinderte in letzter Minute die drohende Katastrophe.
„Die Bombe MK39 Mod 2 verfügte nicht über die geeigneten
Sicherheitsmechanismen für einen luftgestützten Einsatz“, folgerte Jones in
seinem vertraulichen Bericht, den er mit trockenem Humor mit „Wiedersehen
in Goldsboro oder: Wie ich lernte, der H-Bombe zu misstrauen“ überschrieb -
in Anlehnung an Stanley Kubriks Kultfilm „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte,
die Bombe zu lieben“.
Die US-Regierung hatte schon in der Vergangenheit den Zwischenfall
eingeräumt – doch erst der Geheimbericht von 1969 bestätigt der britischen
Zeitung zufolge, wie ernst die Lage tatsächlich war. Demnach brachte der
Zwischenfall das Leben von Millionen Menschen in Gefahr, Großstädte von
Washington bis New York wären betroffen gewesen.
Das Dokument wurde von dem US-Enthüllungsjournalisten Eric Schlosser bei
Recherchen zu einem neuen Buch über den atomaren Rüstungswettlauf
ausgegraben, um es zu bekommen, berief er sich auf das Gesetz zur
Informationsfreiheit. Er warf der US-Regierung vor, der Öffentlichkeit die
Gefahren durch unzulängliche Sicherheitsvorkehrungen verschwiegen zu haben,
um ihre Atompolitik nicht zu gefährden: „Uns wurde gesagt, es sei
unmöglich, dass diese Waffen versehentlich detonieren - und doch haben wir
hier eine, bei der es beinahe passiert wäre“, sagte er dem Guardian.
Nach Schlossers Recherchen verzeichnete die US-Regierung zwischen 1950 und
1968 mindestens 700 „bedeutende“ Unfälle und Zwischenfälle, in die rund
1.250 Atomwaffen verwickelt waren.
21 Sep 2013
## LINKS
[1] http://www.theguardian.com/world/2013/sep/20/usaf-atomic-bomb-north-carolin…
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