# taz.de -- Fröhliche Wissenschaft: Klamm, aber glücklich | |
> Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter gibt sich im Jahresrückblick optimistisch. | |
> Gerede über fehlendes Geld könnte Interessenten abschrecken. | |
Bild: Schick, aber bald geschlossen: das Zentrum für Humangenetik | |
BREMEN taz | Geht es nach ihrem Rektor Bernd Scholz-Reiter, herrschen an | |
der Bremer Uni rosige Zeiten. Gerade erst hat man doch beim „Times Higher | |
Education Ranking“ den 26. Platz unter den Jung-Unis belegt. Und quer durch | |
die Fachrichtungen konnte der wissenschaftliche Nachwuchs Zuschläge für | |
heiß begehrte Förderungen verbuchen. Entsprechend zufrieden konnte | |
Scholz-Reiter am Dienstag seine Jahresbilanz verkünden. | |
Fast schon vergessen scheint, womit die Uni im vergangenen Jahr | |
Schlagzeilen machte: Kürzungen und Proteste. Mehrfach musste sich der | |
Akademische Senats (AS) vertagen, weil protestierende Studis die | |
Sitzungsräume dieses obersten Beschlussgremiums blockierten. Zu guter Letzt | |
musste Scholz-Reiter den sechs-Millionen-Sparplan auf Druck seiner | |
ProfessorInnen per Eilentscheid durchdrücken. | |
Aber immer nur von Mängeln in der Lehre wegen fehlender Gelder und | |
schlechter Ausstattung zu sprechen, sagte Scholz-Reiter, werde schnell zur | |
„sich selbst erfüllenden Prophezeiung“. Das schrecke Studierende und | |
Lehrkräfte ab. Und statt geleckter Wunden stand so eine bescheidene frohe | |
Botschaft im Zentrum der Bilanz: „Die Lehre an der Bremer Uni ist besser | |
als ihr Ruf.“ | |
Gerade erst in der vergangenen Woche hat der AS die Schließung des Zentrums | |
für Humangenetik (ZHG) beschlossen – kritisiert vom Personalrat, der ein | |
fehlendes Konzept für die MitarbeiterInnen anmahnte. Die Schließung, sagte | |
Uni-Kanzler Martin Mehrtens, sei letztlich Konsequenz einer neuen | |
Ausrichtung in den Bio-Wissenschaften. Denn seit einigen Jahren werde die | |
Genetik in erster Linie an Pflanzen erforscht. Das ZHG habe darum an | |
Bedeutung verloren und sei zum „Dienstleister der Medizin“ geworden. | |
Im Parlament zeigt sich die Opposition weniger verständig für die rot-grüne | |
Sparpolitik. Miriam Strunge, die wissenschaftspolitische Sprecherin der | |
Linksfraktion sagte, das ZHG sei bei Studierenden insbesondere in der | |
Betreuung von Abschlussarbeiten beliebt und leiste so „einen wichtigen | |
Beitrag für die Lehre“. | |
Scholz-Reiter hingegen verzichtete auf Kritik und sprach sich erneut für | |
den Wissenschaftsplan 2020 aus, der hinter den Kürzungen steht. Dass der | |
Plan Eingang in den neuen Koalitionsvertrag fand, sei gut: „Wir freuen uns | |
über die Planungssicherheit“, so der Uni-Rektor. Grundsätzlich aber | |
bemängele auch er die „strukturelle Unterfinanzierung der Wissenschaft“. | |
Erfolgreich zu sein, heiße unter den derzeitigen Bedingungen dann auch doch | |
nicht viel mehr, als den gegenwärtigen Stand zu halten. Und das, obwohl die | |
Uni als viertgrößter Arbeitgeber des Landes dafür sorge, dass Studierende | |
nach Bremen zögen. „Jeder Euro, der in die Uni investiert wird, kommt | |
dreifach zurück“, sagte er. | |
Neben Drittmitteln aus der Wirtschaft solle auch weiterhin Geld vom Bund | |
für den Uni-Haushalt eingeworben werden. Gerade erst hat die Uni | |
Fördergelder für eine „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ beantragt. Damit | |
sollen LehrerInnen in Ausbildung die Möglichkeit bekommen, parallel zum | |
Referendariat zu promovieren. So würden Forschung und wissenschaftliches | |
Arbeiten nachhaltiger im Schulalltag verankert werden. | |
Und dann ist da noch ein erstes Einschwenken auf die nächste Runde der | |
Exzellenzinitiative. Das bisherige Förderprojekt läuft 2017 aus und die Uni | |
hofft, auch weiterhin oben mitzuspielen. Neben dem Prestige verdankt die | |
Uni ihrem Exzellenz-Status rund 45 Millionen Euro. | |
Viel mehr als das Motto „Kooperative Universität“ ist noch nicht bekannt. | |
Die Bedingungen der kommenden Ausschreibung werden erst kommendes Jahr | |
veröffentlicht. Dass gilt auch für die Anteile, die Bremen zu tragen hätte. | |
Bisher übernehmen die Länder 25 Prozent der Fördersumme ihrer exzellenten | |
Unis. | |
30 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Jan-Paul Koopmann | |
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