# taz.de -- Regionalwahlen in Österreich: Deutliche Erfolge für die Populisten | |
> Bei den Wahlen in der Steiermark und im Burgenland werden die großen | |
> Parteien kräftig abgestraft. Die rechte FPÖ hingegen legt stark zu. | |
Bild: SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves hatte im Falle eines Ergebnisses unter 3… | |
Wien taz | Ein politisches Erdbeben erschütterte die Steiermark bei den | |
Landtagswahlen am Sonntag. Die Koalition aus SPÖ und ÖVP wurde massiv | |
abgestraft. Mit 29 Prozent und einem Minus von 9,2 Prozentpunkten konnte | |
die SPÖ den ersten Platz gerade noch verteidigen. Die ÖVP landete knapp | |
dahinter auf 28,6 Prozent und fast ebenso schweren Verlusten. | |
Wahlsieger ist die rechte FPÖ, die mit 26,8 Prozent ihr Ergebnis von 2010 | |
mehr als verdoppeln konnte. Eine erste Hochrechnung hatte die drei Parteien | |
sogar exakt gleichauf gesehen. Nur bescheiden zulegen konnten die Grünen | |
mit 6,8 statt 5,5 Prozent. Die Kommunisten werden mit zwei Mandaten auch im | |
von 56 auf 48 Mandate verkleinerten Landtag vertreten sein. Die SPÖ hat 15 | |
Sitze, ÖVP und FPÖ je 14, die Grünen 3. | |
SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves hatte für ein Ergebnis unter 30 Prozent | |
seinen Rücktritt angekündigt. In einer ersten Stellungnahme gab er sich | |
allerdings abwartend. Auch sein Koalitionspartner Hermann Schützenhöfer von | |
der ÖVP will bleiben. Die beiden hatten vor fünf Jahren mit der Tradition | |
des politischen Wadlbeißens gebrochen und in einer Reformpartnerschaft | |
Strukturreformen angegangen. Durch Zusammenlegungen konnten sie die Anzahl | |
der Gemeinden von 542 auf 287 drastisch reduzieren. Der Sparkurs schlug | |
sich aber auch im Sozialbereich nieder und ist in Kindergärten und | |
Krankenhäusern spürbar. | |
Darin sieht der ORF-Politologe Peter Filzmaier einen entscheidenden Grund | |
für die Zugewinne der FPÖ, die sich im Wahlkampf als „soziale Heimatpartei�… | |
positionierte und xenophobe Parolen plakatierte. Wählerbefragungen zeigen, | |
dass die Flüchtlingskrise im Mittelmeer den Wahlkampf beeinflusst hat. Die | |
Angst vor Asylsuchenden wurde von der FPÖ heftig und erfolgreich geschürt. | |
Der Spruch „Neue Wohnungen statt neuer Moscheen“ kam offenbar gut an, | |
obwohl in der Steiermark keine Moschee steht und auch keine geplant ist. | |
Mit schuld am Debakel der Koalitionsparteien dürfte auch die Unbeliebtheit | |
der Bundesregierung gewesen sein. | |
Im benachbarten Burgenland, dem bevölkerungsmäßig kleinsten Bundesland, | |
verlor die SPÖ unter Landeshauptmann Hans Niessl die absolute Mehrheit, | |
bleibt aber mit knapp 42 Prozent und 16 Mandaten im 36-sitzigen Landtag | |
stärkste Kraft. Als Koalitionspartner kommen nur die ÖVP, die ebenfalls | |
verlor (29,1 statt 34,6 Prozent), oder die FPÖ, die sich auf 15 Prozent | |
fast verdoppeln konnte, in Frage. Niessl, der im Wahlkampf das | |
Sicherheitsthema spielte, kokettierte unverhohlen mit den Freiheitlichen, | |
will aber in den kommenden Tagen Sondierungsgespräche mit allen Parteien | |
führen. | |
31 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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