# taz.de -- Diskussion um Vorratsdatenspeicherung: Schnüffelei als „Mittelst… | |
> Die Regierung will die Vorratsdatenspeicherung wieder einführen, ein | |
> Gesetzentwurf liegt vor. Doch die Wirtschaft warnt: Die Vorgaben lassen | |
> sich nicht umsetzen. | |
Bild: Standortdaten werden aufgezeichnet, wenn die Vorratsdatenspeicherung komm… | |
BERLIN dpa | Ein neuer Gesetzesentwurf stößt bei den betroffenen | |
Unternehmen auf heftige Kritik. Der Internetverband eco erklärte, die | |
Vorgaben seien technisch teilweise nicht umsetzbar. „Das entspricht einfach | |
nicht der Praxis“, sagte eco-Vorstandsmitglied Klaus Landefeld am Mittwoch | |
in Berlin. | |
Der Verband befürchtet Kosten von insgesamt Hunderten Millionen Euro, die | |
besonders kleinere Unternehmen überforderten. „Das ist ein | |
Mittelstandskiller“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Oliver | |
Süme. | |
Der Gesetzentwurf von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) ist ein neuer | |
Anlauf, die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland einzuführen. Die vorige | |
Regelung hatte das Bundesverfassungsgericht 2010 für verfassungswidrig | |
erklärt. Der neue Entwurf sieht vor, dass Telekommunikationsunternehmen die | |
Informationen darüber, wer wann welche Telefonnummer angerufen oder wem | |
eine SMS geschickt hat, zehn Wochen lang speichern. | |
Zudem sollen Standortdaten bei Handy-Gesprächen maximal vier Wochen | |
aufbewahrt werden. Ermittler sollen zur Verfolgung von schweren Straftaten | |
darauf zugreifen können. Daten zum E-Mail-Verkehr will Maas nicht speichern | |
lassen. Auch Inhalte der Kommunikation sind von der Speicherung | |
ausgenommen. | |
## „Überhaupt nicht nachvollziehbar“ | |
Das Kabinett will sich nach Angaben der SPD-Fraktion bereits am Mittwoch | |
nächster Woche mit dem Gesetzentwurf befassen. Das Bundesjustizministerium | |
erklärte, der Gesetzentwurf sei den anderen Ministerien zugestellt worden. | |
Man warte auf deren Stellungnahmen. | |
Die SPD-Fraktion brachte am Mittwoch die Möglichkeit ins Spiel, das Gesetz | |
zeitlich zu befristen. Diese Idee sei bei einer Diskussion von mehreren | |
Sachverständigen vorgeschlagen worden. „Darüber wird zu diskutieren sein“, | |
sagte die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, | |
Christine Lambrecht. | |
Die Sachverständigen hätten aber betont, es sei eine sehr maßvolle | |
Regelung. Mitte Juni trifft sich die SPD zu einem Konvent, auf dem | |
Parteichef Sigmar Gabriel viel Kritik der Parteilinken an der | |
Vorratsdatenspeicherung erwarten dürfte. Eine Befristung könnte nun als | |
Signal an die Gegner in den eigenen Reihen gesehen werden. | |
Der Internetverband eco kritisierte unter anderem, dass die | |
Telekommunikationsdaten auf Rechnern gespeichert werden sollen, die nicht | |
mit dem Internet verbunden sind. Das soll dem Schutz der Daten vor Hackern | |
dienen. Allerdings sei unklar, wie Ermittler dann schnell auf die Daten | |
zugreifen können. „Für uns ist aus technischer Sicht überhaupt nicht | |
nachvollziehbar, wie das passieren soll“, sagte Süme. | |
Ein weiterer Punkt ist, dass Anrufe oder SMS an Seelsorger, Journalisten | |
oder Ärzte nicht ausgewertet werden sollen. „Auch da sind wir völlig | |
ratlos, wie das in der Praxis umgesetzt werden soll“, sagte Süme. | |
Angesichts der vielen Einschränkungen und technischen Schwierigkeiten sagte | |
er: „Es stellt sich die Frage, ob das, was am Ende gespeichert werden kann, | |
überhaupt noch einen Nutzen hat.“ | |
20 May 2015 | |
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