# taz.de -- SPD-Streit um Vorratsdatenspeicherung: 100 Anträge gegen VDS | |
> Auch bei den Sozialdemokraten wächst der Widerstand gegen die | |
> Vorratsdatenspeicherung. Justizminister Heiko Maas hat ein Problem. | |
Bild: Noch lacht er: Justizminister Heiko Maas | |
Berlin dpa | Gegen die soeben vom Kabinett beschlossene neue | |
Vorratsdatenspeicherung gibt es nach Medienberichten auch in der SPD | |
erheblichen Widerstand. Rund 100 SPD-Gliederungen hätten für den | |
Parteikonvent im Juni Anträge eingereicht, in denen das umstrittene | |
Ermittlungsinstrument abgelehnt wird, schreiben die Frankfurter Rundschau | |
(FR) und die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Donnerstag. Viele Anträge sind | |
laut SZ offenbar wortgleich, weil es einen Musterantrag gegeben habe. | |
„Diese Zahl kann man nicht einfach so wegwischen“, sagt der | |
SPD-Netzpolitiker Lars Klingbeil dem Blatt. Er ist ein erklärter Gegner der | |
Vorratsdatenspeicherung. In der FR bekräftigte er: „Ich sehe nach wie vor | |
keine Notwendigkeit für einen nationalen Alleingang.“ Viele | |
SPD-Bundestagsabgeordnete sähen den Gesetzentwurf von SPD-Justizminister | |
Heiko Maas „äußerst skeptisch“. | |
Nach dem Entwurf sollen Telekommunikationsanbieter die IP-Adressen von | |
Computern und Verbindungsdaten zu Telefongesprächen künftig maximal | |
zweieinhalb Monate aufbewahren. Standortdaten bei Handy-Gesprächen sollen | |
höchstens vier Wochen gespeichert werden, Daten zum E-Mail-Verkehr gar | |
nicht. Auch Kommunikationsinhalte werden nicht erfasst. Die Behörden dürfen | |
die Daten nur zur Verfolgung bestimmter schwerer Straftaten nutzen. | |
Wie zuvor schon die FDP kündigten auch die Grünen an, gegen das Vorhaben | |
zum Bundesverfassungsgericht zu ziehen. „Wir haben gegen die letzte | |
Vorratsdatenspeicherung erfolgreich in Karlsruhe geklagt und werden auch | |
diesmal gegen das grundrechtsfeindliche Vorhaben der großen Koalition | |
gerichtlich vorgehen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der | |
Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, der Rheinischen Post | |
(Donnerstag). | |
## „Unfassbar dreist“ | |
Scharfe Kritik kam auch von der Linken. Ihr Vorsitzender Bernd Riexinger | |
nannte die Pläne einen Frontalangriff auf die Freiheit. „Mitten in der | |
größten Spionageaffäre der Bundesrepublik ein solches Überwachungsgesetz | |
durchzudrücken, ist unfassbar dreist“, sagte er der Neuen Osnabrücker | |
Zeitung (Donnerstag). | |
Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Andrea Voßhoff, warnte in der | |
Zeitung davor, dass ein riesiger Datenpool mit Standortdaten von | |
Smartphone-Nutzern entstehen dürfte. Die Ankündigung in den Leitlinien, das | |
verhindern zu wollen, sei im Gesetzentwurf nicht umgesetzt. | |
Aus Sicht der früheren Bundesjustizministerin Sabine | |
Leutheusser-Schnarrenberger kann die Vorratsdatenspeicherung kaum zur | |
Terrorabwehr helfen. Es handele sich um einen „faulen Kompromiss“, sagte | |
die FDP-Politikerin der Passauer Neuen Presse (Donnerstag). „Die | |
Speicherfristen sollen zwar kürzer werden. Auf der anderen Seite werden | |
aber mehr Daten gesammelt.“ | |
28 May 2015 | |
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