# taz.de -- Revolution in Ägypten: Mubarak will im Amt bleiben | |
> Ägyptens Präsident Husni Mubarak hat einen sofortigen Rücktritt | |
> abgelehnt, aber Vollmachten an seinen Vize Omar Suleiman abgegeben. Die | |
> Demonstranten sind maßlos enttäuscht. | |
Bild: Was tun nach der Rede? Die Demonstranten wollen auf jeden Fall im Zentrum… | |
Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo sind nach den Reden von | |
Mubarak und Suleiman enttäuscht. Viele verlassen den Platz. Wir beenden den | |
Ticker für diesen Tag und werden ab Freitagmorgen wieder für Sie von der | |
Revolution in Ägypten berichten. | |
23.20: Viele Demonstranten haben den Tahrir-Platz verlassen, werden aber | |
voraussichtlich morgen zurückkehren. In den vergangenen Wochen kam es | |
gerade nach den Freitagsgebeten zu den größten Protesten in Kairo. (taz) | |
23.05: Die BBC berichtet, dass die Demonstranten den Tahrir-Platz | |
verlassen. Es ist unklar, wohin sie gehen. (taz) | |
22.53: Die BBC berichtet, dass die Demonstranten rufen: "wo ist die Armee?" | |
22.40: "Friede sei mit euch." Suleiman beendet seine Rede und auf dem | |
Tahrir-Platz erschallen Sprechgesänge. Suleiman hat nicht gesagt, welche | |
Vollmachten Mubarak ihm übertragen hat. (taz) | |
22.40: Suleiman: "Jugend Ägyptens, geht nach Hause, die Nation braucht euch | |
und eure Arbeit. Hört auf euer Gewissen. Das Militär hat uns und unsere | |
Jugend beschützt. Lasst uns alle zusammen gehen mit der Hilfe von Gott. Wir | |
werden zusammenarbeiten wie ein Team, wir werden nicht zerbrechen." | |
22.37: Suleiman: "Ich werde alles tun, um einen friedlichen Übergang zu | |
garantieren. Wir müssen das Vertrauen zurückgewinnen und das Gesetz achten. | |
Wir brauchen einen zivilisierten Dialog. Ich rufe alle Bürger dazu auf, | |
hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Wir werden nie das Chaos wählen, | |
wir werden nie erlauben, dass Terrorismus unter uns lebt." | |
22.35: Vizepräsident Suleiman spricht: "Der Präsident hat mich beauftragt, | |
die Sicherheit in Ägypten zu schützen und Stabilität und Glück | |
zurückzubringen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Ägypten seine | |
Stabilität zurückgewinnen kann." | |
22.33: Al-Dschasira berichtet, die Demonstranten machen sich vielleicht auf | |
den Weg zu einer Fernsehsstation in der Nähe des Platzes. | |
22.25: Mubarak sagte in seiner Rede, er werde Amtsvollmachten an seinen | |
Stellvertreter Omar Suleiman abgeben. Einen vollständigen Rücktritt von der | |
Macht lehnte er ab. Mubarak sagte, dass er die Umsetzung der versprochenen | |
Reformen und eine friedliche Übergabe der Macht selbst überwachen wolle. | |
(dpa) | |
22.20: Die BBC meldet, dass viele Menschen vom Tahrir-Platz loslaufen. | |
Vermutlich in Richtung Parlament oder Präsidentenpalast. (taz) | |
22.15: Al-Dschasira berichtet, die Stimmung auf dem Tahrir-Platz schlägt um | |
von Freude über den erwarteten Rücktritt Mubaraks in Wut. Einige brechen in | |
Tränen aus und schwenken ihre Schuhe als Zeichen der Wut und Enttäuschung. | |
(taz) | |
22.05: Mubaraks Rede ist beendet. Der erwartete Rücktritt ist ausgeblieben. | |
(taz) | |
22.03: "Gott schütze dieses Land und seine Menschen." | |
22.02: "Der jahrtausende alte Geist unseres Land lebt fort in uns, in den | |
Bauern, den Arbeitern, in den Intellektuellen. Ich lebe für dieses Land, | |
ich werde es nicht verlassen, bis ich auf seinem Boden sterben." | |
22.00: Mubarak: "Es schmerzt mich zu hören, was Menschen aus meinem Land | |
über mich sagen. Ägypten geht durch eine bedeutungsvolle Zeit. Wir werden | |
beweisen, dass wir die Bedürfnisse der Ägypter befriedigen können. Wir | |
werden keine Anweisungen von außen annehmen. Das Blut derjenigen, die | |
gestorben sind, wird nicht umsonst gewesen sein." | |
21.58: Im Hintergund hört man die Massen auf dem Tahrir-Platz rufen, sie | |
schwenken Schuhe. | |
21.56: "Die Priorität jetzt ist es, das Vertrauen unter den Ägyptern und in | |
unsere Wirtschaft zu erneuern. Ägypten geht durch schwierige Zeiten, wir | |
können nicht zulassen, dass es so weiter geht. Sie beschädigen unsere | |
Wirtschaft. Die Jugend, die nach Veränderungen ruft, wird davon am meisten | |
betroffen sein. Es geht nicht um Husni Mubarak, sondern um Ägypten und | |
seine Söhne. Wir müssen den nationalen Dialog weiterführen, aber nicht als | |
Feinde." | |
21.55: "Wir werden die Verfassung erweitern. Diese Erweiterungen sollen die | |
Kandidatur für das Präsidentenamt erleichtern und werden dafür sorgen, dass | |
die Wahlen frei und transparent sind." | |
21.51: "Wir haben einen konstruktiven Dialog begonnen mit der ägyptischen | |
Jugend. Wir müssen diesen Dialog fortführen und in einen klaren Plan | |
umwandeln. Eine friedliche Machtübergabe wird jetzt starten und bis | |
September gehen." | |
21.50: "Es ist meine Verantwortung, die Sicherheit und die Verfassung zu | |
schützen. Das habe ich geschworen." | |
21.45: Mubarak spricht zum ägyptischen Volk: "Eure Forderungen sind | |
berechtigt und legitim." | |
21.42: Mubarak spricht. | |
21.42: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hofft nach | |
Rundfunkangaben auch bei einer neuen Führung in Kairo auf friedliche | |
Beziehungen zu Ägypten. Der israelische Rundfunk meldete am | |
Donnerstagabend, Netanjahu erwarte und hoffe, dass jede neue Regierung in | |
Ägypten sich an den Friedensvertrag mit Israel von 1979 halten werde. Der | |
Sender meldete unter Berufung auf Regierungskreise in Jerusalem, Israel | |
verfolge die Entwicklungen in dem arabischen Nachbarland "wachsam und mit | |
großer Aufmerksamkeit". (dpa) | |
21.30: Ägyptens Präsident Husni Mubarak überträgt einem Medienbericht | |
zufolge seine Amtsgeschäfte an seinen Vizepräsidenten Omar Suleiman. Das | |
berichtete der TV-Sender Al Arabiya am Donnerstag. (rtr) | |
21.00: Die Rede Mubaraks war für 21 Uhr (mitteleuropäischer Zeit) erwartet | |
worden. Auf dem Tahrir-Platz warten und feiern Hunderttausende. (taz) | |
20.30: Hunderttausende jubelnde Anhänger der ägyptischen Opposition haben | |
am Donnerstag auf dem Tahrir-Platz in Kairo mit Spannung auf eine Rede von | |
Präsident Husni Mubarak gewartet. Nachrichten, dass der Staatschef noch am | |
Abend seinen Rückzug von der Macht ankündigen könnte, lösten lange | |
Begeisterungsstürme aus, wie Augenzeugen berichteten. | |
In Sprechchören verlangten Protestierer den Rücktritt Mubaraks. Die | |
Stimmung war freudig und erwartungsvoll. Zugleich kam bei vielen | |
Demonstranten aber auch die Befürchtung auf, dass Vizepräsident Omar | |
Suleiman und das Militär die Macht an sich ziehen könnten. "Wir wollen | |
Demokratie und eine zivile Regierung", sagte der Demonstrant Ahmed Sami | |
über Telefon der Nachrichtenagentur dpa. (dpa) | |
KAIRO/WASHINGTON/BERLIN dapd/dpa/rtr/afp/taz | Die Ereignisse in Ägypten | |
haben am Donnerstagabend nach den Worten von US-Präsident Barack Obama eine | |
historische Dimension erreicht. "Wir werden Zeugen, wie sich Geschichte | |
entfaltet", sagte er in Marquette im US-Staat Michigan. | |
Der ägyptische Präsident Husni Mubarak, der [1][seit 30 Jahren im Amt] ist, | |
wird "sehr wahrscheinlich" zurücktreten, sagte der Chef des | |
US-Geheimdienstes CIA, Leon Panetta, vor einem Ausschuss des | |
US-Repräsentantenhauses in Washington. Der US-Sender ABC berichtete, | |
Generalstabschef Sami Eman habe einem seiner Reporter gesagt: "Es endet | |
heute Nacht." Obama sagte, die USA würden Ägypten weiterhin bei einem | |
geordneten und echten Übergang zur Demokratie unterstützen. | |
Nach Informationen des US-Senders NBC soll nach einem Rücktritt des | |
ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak Vizepräsident Omar Suleiman an die | |
Staatsspitze rücken. Das Militär habe mitgeteilt, der Rücktritt sei eine | |
Antwort auf legitime Forderungen des Volkes, berichtete der Sender am | |
Donnerstag. | |
Der Nachrichtensender al-Dschasira meldet, dass Mubarak am Donnerstagabend | |
eine Rede an die Nation live von seinem Palast aus halten wird. Auf dem | |
Tahrir-Platz in Kairos Innenstadt, auf dem sich wieder hunderttausende | |
Demonstranten versammelten, sei Jubel ausgebrochen, als die Meldung um | |
Mubaraks wahrscheinlichen Rücktritt die Runde machte. | |
Am frühen Abend traf sich Mubarak laut al-Dschasira mit Vizepräsident | |
Suleiman im Präsidentenpalast um die aktuelle Lage zu diskutieren. | |
Sein Amt als Chef der Armee legte Mubarak bereits am späten | |
Donnertagnachmittag nieder, meldet der Nachrichtensender BBC. Zuvor hatte | |
Premierminister Ahmed Shafik im Staatsfernsehen gesagt, dass ein Rücktritt | |
Mubaraks diskutiert werde. Nun liege "alles in den Händen" Mubaraks, sagte | |
er. | |
Der US-Sender CNN zitiert den neuen Generalsekretär der herrschenden | |
Nationalen Demokratischen Partei, Hossam Badrawi, mit den Worten an die | |
Demonstranten: "Sie haben gewonnen." Mubarak werde Schritte ergreifen, die | |
den Forderungen der Jugend entsprächen und im besten Interesse des Landes | |
seien. Badrawi sagte, er hoffe, dass Mubarak sein Amt an Vizepräsident Omar | |
Suleiman übergebe. | |
Zudem versicherte ein ranghoher Vertreter der ägyptischen Streitkräfte den | |
Demonstranten, dass alle ihre Forderungen erfüllt würden. Die Streitkräfte | |
würden in Kürze ein Communiqué vorstellen, das die Forderungen der | |
Protestbewegung erfülle, erklärten Militärvertreter am Donnerstag. Der | |
Vorsitzende der Regierungspartei sagte, er rechne damit, dass Staatschef | |
Husni Mubarak auf die Forderungen der Demonstranten eingehe. | |
Mubarak hatte angesichts der seit mehr als zwei Wochen andauernden Proteste | |
gegen ihn eine Reihe von Zugeständnissen gemacht, lehnte seinen sofortigen | |
Rücktritt aber bisher immer ab. | |
Streiks am 17. Tag der Proteste | |
Am 17. Tag der Proteste hatten Streiks in Kairo und weiteren Städten den | |
Druck auf die Regierung noch erhöht. Zehntausende Beschäftigte legten am | |
Donnerstag ihre Arbeit nieder und versammelten sich zu Kundgebungen - unter | |
anderem vor dem Parlament. Außenminister Ahmed Abul Gheit hatte zuvor | |
angedroht, die Armee werde einschreiten, wenn im Land Chaos ausbreche. | |
Die Streiks richten sich primär gegen steigende Lebenshaltungskosten. Die | |
Gewerkschaften fordern deshalb Lohnerhöhungen, wollten aber mit den | |
Arbeitsniederlegungen auch der Opposition den Rücken stärken. In Kairo | |
versammelten sich etwa 3.000 Beschäftigte des Gesundheitssektors sowie | |
zahlreiche Anwälte zu Protestmärschen. | |
In Alexandria beteiligten sich tausende Verwaltungsangestellte an dem | |
Streik, wie ein Sicherheitsvertreter bestätigte. Auch in Suez sowie in | |
Städten am Roten Meer und im Norden des Landes wurde gestreikt. In Port | |
Said verwüsteten hunderte Demonstranten die Polizeizentrale und zündeten | |
sie an. | |
In Kairo verlagerten sich die Demonstrationen zunehmend auf das Parlament. | |
Die Teilnehmer einer Kundgebung vor der Volksvertretung riefen in | |
Sprechchören "Nieder mit Mubarak". Zuvor hatten Regierungsgegner am Rande | |
der Zufahrtswege zum Parlament übernachtet. Am Mittwoch hatten hunderte | |
Demonstranten den Zugang zu der Volksvertretung blockiert. | |
Auf dem Tahrir-Platz, dem zentralen Ort der oppositionellen Proteste, wurde | |
am Donnerstag ebenfalls demonstriert. Der zwischenzeitlich inhaftierte | |
Internet-Aktivist und Google-Manager [2][Wael Ghonim] sagte auf CNN, er sei | |
bereit, die Proteste für ein demokratisches Ägypten mit dem Leben zu | |
bezahlen. | |
(Live-Ticker: Frauke Böger) | |
10 Feb 2011 | |
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