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# taz.de -- Revolution in Ägypten: Proteste vor dem Parlament
> Vizepräsident Omar Suleiman warnt nach den Großdemonstrationen in Kairo
> vor einem Putsch. Drei Menschen sterben bei Auseinandersetzungen im
> Landesinneren.
Bild: "Wir wollen den Sturz des ganzen Regimes, nicht nur des Präsidenten." De…
KAIRO/BERLIN afp/rtr/dpa/taz | Hunderte Demonstranten haben am Mittwoch den
Zugang zum ägyptischen Parlament in Kairo blockiert. Ihr Protest richtete
sich gegen die Abgeordneten der regierenden Nationaldemokratischen Partei
(NDP), die das Parlament dominiert. "Wir sind hier, um die Mitglieder der
NDP am Betreten des Gebäudes zu hindern", sagte der 25-jährige Mohammed
Abdullah. "Das Volk hat dieses Parlament nicht gewählt. Wir wollen den
Sturz des ganzen Regimes, nicht nur des Präsidenten, denn alles unter ihm
ist korrumpiert", sagte der 19-jährige Student Mohammed Sobhi.
Die vor dem Parlament versammelten Regierungsgegner riefen Parolen gegen
Präsident Husni Mubarak und schwenkten ägyptische Fahnen. Soldaten und
gepanzerte Fahrzeuge sicherten den Zugang zu dem Gebäude, das unweit des
Tahrir-Platzes liegt, des Zentrums der 16 Tage andauernden Proteste.
Die islamistische Muslimbruderschaft legte die Gespräche mit der
ägyptischen Führung auf Eis. Zugleich erneuerte die Oppositionsgruppe am
Mittwoch ihre Forderung nach einem Rücktritt Mubaraks. "Wir können nur mit
jemandem sprechen, der die Forderung des Volkes nach einem Ende des Regimes
anerkennt", sagte Essam al-Erian, ein Führer der Bewegung.
Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei sind im Zentrum
des Landes in den vergangenen zwei Tagen mindestens drei Menschen getötet
und mehr als hundert verletzt worden. Angaben aus Sicherheitskreisen
zufolge lieferten sich Polizei und Demonstranten in der Oasenstadt El
Chargo 400 Kilometer südlich von Kairo gewaltsame Auseinandersetzungen.
Nach den Informationen aus Sicherheitskreisen schoss die Polizei mit
scharfer Munition. Die Demonstranten setzten daraufhin sieben staatliche
Einrichtungen in Brand.
Nach den Massenkundgebungen vom Vortag warnte Vizepräsident Omar Suleiman
vor einem Putsch, falls der Dialog mit der Opposition über einen
Machtwechsel scheitern sollte. Dazu erklärte US-Regierungssprecher Robert
Gibbs, solche Äußerungen seien "nicht hilfreich", um den demokratischen
Wandel zu fördern.
Suleiman gab auch bekannt, dass Mubarak nicht beabsichtige, ein deutsches
Krankenhaus aufzusuchen. Seit Mittwoch konnte der Fernsehsender
al-Dschasira wieder in Ägypten empfangen werden.
Unterdessen meldete sich erstmals seit Protestbeginn eine al-Qaida
nahestehende Gruppe zu Wort. "Der islamische Staat im Irak" erklärte sich
in einschlägigen Internetforen. Die Gruppe forderte die Demonstranten zum
heiligen Krieg auf. Ziel sei eine Regierung, die auf islamischem Recht
beruhe. Die Ägypter sollten "irreführende Wege" wie Säkularismus,
Demokratie und "verrotteten heidnischen Nationalismus" ignorieren.
9 Feb 2011
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