# taz.de -- Norwegen schlägt Äquatorialguinea: Eine riesige Gaudi | |
> Ein total unkonventionelles Spiel lieferten die Außenseiterinnen aus | |
> Äquatorialguinea ab. Norwegen war völlig überrumpelt. Und gewann gerade | |
> so. | |
Bild: Norwegens Madeleine Giske (l.) und Ana Cristina | |
AUGSBURG taz | Norwegen gewinnt mit 1:0 gegen Äquatorialguinea und beinahe | |
niemand redet nach dem Spiel über die Siegerinnen. Gar nicht beruhigen | |
wollten sich viele Beobachter nach dem Spiel, in dem Äquatorialguinea den | |
verblüffendsten Auftritt dieser WM abgeliefert hat. | |
Sie schossen aus 30 Metern knapp vorbei, aus 25 Metern ganz weit, dann | |
wieder aus 30 Metern ganz weit drüber und plötzlich tauchte Verteidigerin | |
Dulcia im gegnerischen Strafraum auf und schoss eine Norwegerin an, die | |
sich ihr in den Weg geworfen hatte. Die Mannschaft Äquatorialgiuineas | |
unterhielt das Publikum in der mäßig gefüllten Augsburger Arena (12.900 | |
Zuschauer) prächtig. | |
Sie spielten derart merkwürdig Fußball, dass die Norwegerinnen lange Zeit | |
reichlich ratlos wirkten. Vorne schossen die Afrikanerinnen aus allen | |
Lagen, liefen jedem noch so schlecht geschlagenen Pass nach und standen | |
auch schon mal zu zweit in der Nähe des Balles. Und hinten spielte Carolina | |
eine Art Mischung aus Vorstopperin und Libera. Komisch das alles, aber eben | |
sehr unterhaltsam, weil auch die Norwegerinnen mit zunehmender Spieldauer | |
Spaß an diesem zunächst arg chaotischen Spiel fanden. | |
Carolina war die meist gefeiterte Person in der ersten Hälfte. Als sie in | |
der 44. Minute einen Schuss der norwegischen Stürmerin Elise Thorsnes | |
abblockte wurde sie von ihren Kolleginnen abgeklatscht. Sie scheint gut | |
integriert zu sein in dem Team, dem sie noch nicht lange angehört. Die | |
Teilzeitlibera von Äquatorialguinea ist eine jener Spielerinnen, von denen | |
nicht ganz klar ist, ob sie wirklich Äquatorialguineerin ist und wenn ja, | |
wie lange schon. Eineinhalb Jahre lang hat sie in der Bundesliga beim USV | |
Jena gespielt. Sie nannte sich damals Carol Carioca und war Brasilianerin. | |
## Jetzt spielen sie. Und wie! | |
2010 tauchte sie dann plötzlich beim Afrika-Cup im Team Äquatorialguineas | |
auf. Alles in Ordnung findet die Fifa, die eine andere Spielerin | |
Äquatorialguineas für zwei Monate gesperrt hat, weil sie schon einmal für | |
die spanische Nationalmannschaft gespielt haben soll. Immerhin hat jene | |
Jade Boho eine Mutter, die aus Äquatorialguinea stammt. Mit einer solchen | |
können die eingebürgerten Brasilianerinnen im Team des brasilianischen | |
Trainers Marcello Frigerio nicht dienen. | |
Egal. Jetzt spielen sie eine WM. Und wie! Die Norwegerinnen hätten sich | |
nicht beschweren dürfen, wenn sie mit einem Rückstand in die Kabine | |
gegangen wären. Genoveva Anonma, die in der nächsten Saison beim deutschen | |
Meister Turbine Potsdam spielen wird, lief kurz vor Ende der ersten Hälfte | |
allein auf Torfrau Ingrid Hjelmseth zu, schoss scharf und traf – den Laib | |
der Keeperin. Torlos ging die Partie in die Pause. Und das blieb sie trotz | |
dreier weiterer Großchancen von Anonma und zweier Pfostenschüsse von | |
Norwegen bis zur 84. Spielminute, als Emilie Haavi einen durch den | |
Strafraum irrlichternden Ball ins Tor schoss. | |
Nein, ein fußballerischer Leckerbissen war das Spiel an diesem Nachmittag | |
vor dem großen Sturm wahrlich nicht. Eher eine riesige Gaudi mit | |
fußballerischen Einsprengseln. Wer von den Norwegerinnen einen geordneten | |
Spielaufbau erwartet, wurde maßlos enttäuscht. Nicht enttäuscht haben | |
dagegen die Afrikanerinnen, die mit ihrem völlig unkonventionellen Spiel | |
auch den nächsten Gegnerinnen noch Probleme bereiten könnten. | |
29 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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