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# taz.de -- USA gewinnen gegen Nordkorea: Angriffsachse des Bösen geschlagen
> Die US-Girls schlagen Nordkorea verdient mit 2:0 und zählen eindeutig zu
> den Favoritinnen. Schuld am nordkoreanischen Unglück war ein Blitz, sagt
> der Coach.
Bild: US-Spielerin Rachel Buehler und Nordkoreas Ra Un Sim im Zweikampf
DRESDEN taz | Es kam dann genauso, wie Mia Hamm, die US-Fußballlegende, es
vor dem Spiel angekündigt hatte. Die Nordkoreanerinnen rannten im Dresdner
Rudolf-Harbig-Stadion nach Leibeskräften, doppelten die US-Girls, wo und
wann es nur ging. Und konzentriert mussten die Spielerinnen von Trainerin
Pia Sundhage auch über die ganzen 90 Minuten bleiben.
Was Hamm allerdings nicht bedacht hatte: Auch den Spielerinnen aus dem
Reich des Kim Jong-Il geht mal die Luft aus. Aber anfangs musste den
Amerikanerinnen die rechte Seite wie die Angriffsachse des Bösen vorkommen.
Die flinken Stürmerinnen Song Jong-Sun und Kim Su Gyong mischten die
US-Abwehr auf und ließen Abwehrspielerin Amy Le Peilbet alt aussehen. So
entstand ein kleines Chancenübergewicht für die Nordkoreanerinnen, ein
Vorteil, den die US-Girls aber in Halbzeit zwei mehr als ausglichen. Sie
gewannen durch ein Kopfballtor von Lauren Cheney in der 55. Minute und
einen 15-Meter-Schuss von Rachel Buehler (76.) verdient mit 2:0.
Warum die Nordkoreanerinnen nicht in Top-Form waren, erläuterte ihr Coach
nach dem Spiel. Beim letzten Testspiel in Pjöngjang Anfang Juni habe ein
Blitz eingeschlagen. Dabei seien mehrere Spielerinnen verletzt worden,
sagte Kim Kwang-min. Die Ärzte hätten Torhüterin, Angreiferin und
Mittelfeldspielerin davon abgeraten, an der WM teilzunehmen, aber mit ihrem
starken Willen hätten sie sich dagegen entschieden.
Koreanerin Kim war in der ersten Halbzeit die auffälligste Akteurin der
Asiatinnen. Sie spielt wie der Großteil der Mannschaft für einen Klub
namens „25. April“, was sich auf die Gründung der „Antijapanischen
Partisanenvolksarmee“ (APVA) bezieht, aus der im März 1934 die „Koreanische
Revolutionäre Volksarmee“ (KRVA) hervorging. Die elf kleinen Soldatinnen
gaben am Dienstagabend im drei Viertel vollen Stadion alles.
Nicht weniger wird von ihnen, die die Ehre des kommunistischen Regimes zu
verteidigen haben, verlangt. Es ist das jüngste Team dieser WM (20,1
Jahre). Die Mannschaft ist im Schnitt um sechs Jahre jünger als das
US-Team. In diesem Spiel war das ein Nachteil, denn am Ende setzte sich die
Erfahrung der Amerikanerinnen durch.
„Das erste Spiel bei einer WM ist immer schwer. Es war klar, dass wir nicht
alles überrollen würden. Wir haben gewonnen, jetzt ist es viel einfacher.
Deshalb sind wir glücklich mit dem Resultat“, sagte US-Trainerin Pia
Sundhage.
Vor dem Spiel war nicht ganz klar, was die USA zu leisten im Stande ist.
Jetzt weiß man: Sie dürfen in den engeren Favoritenkreis einziehen. Das
Team war deswegen schwer zu taxieren, weil es sich in der WM-Qualifikation
gegen Mexiko blamiert hatte. Sie mussten erst zwei Relegationsmatches gegen
Italien (jeweils 1:0) überstehen, um sich für diese WM zu qualifizieren –
ein Novum für die erfolgsverwöhnte Frauenfußballnation mit etwa zwei
Millionen kickenden Mädchen und Frauen.
Mia Hamm sagte, diese WM-Elf hätte jetzt die Chance, „Geschichte zu
schreiben“. Aber ob die Werbebotschafterin von Fifa, Nike und Gatorade
wirklich mit ganzem Herzen daran glaubt? Immerhin drehten die US-Girls in
der zweiten Halbzeit ziemlich auf. Die Stürmerinnen Wambach und die recht
gut aufgelegte Amy Rodriguez sorgten für weitere Chancen in einem Team, das
diesen Sieg zur Sinnstiftung dringend braucht.
Trainerin Sundhage versucht nach Kräften, die jüngeren Spieler zu
integrieren und stark zu reden („Sie dürfen auch mal Fehler machen, ich
reiße ihnen dann nicht gleich den Kopf ab“), aber im Vorfeld der WM ist ihr
dies nur bedingt gelungen. Nach dieser Partie sieht es freilich schon
besser aus. Und Nordkorea? Die fügten sich in die Niederlage. Im nächsten
Spiel haben sie etwas gutzumachen. Sonst schimpft Kim Jong-Il.
28 Jun 2011
## AUTOREN
Markus Völker
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