# taz.de -- Neue grüne Partei in Spanien: Auf die Frustrierten gesetzt | |
> Die Partei "Equo" will in Spanien für ökologische Belange und soziale | |
> Gerechtigkeit kämpfen. Und setzt dabei auch auf die "Bewegung der | |
> Empörten". | |
Bild: Proteste für den damaligen kurzzeitig festgenommenen Greenpeace-Chef Jua… | |
MADRID taz | Spanien hat einen grüne Partei. Nicht dass es bisher keine | |
gab. Im Parteienregister sind deren 60 eingeschrieben. Doch am Wochenende | |
gründete sich in Rivas-Vaciamadrid, östlich von Madrid, die eine Partei, | |
die endlich eine ökologisch-soziale Politik im Parlament verankern soll. | |
Sie heißt Equo. Der Name steht für Ecología (Ökologie) und Equidad (soziale | |
Gerechtigkeit). | |
"Wir sind Wähler auf der Suche nach einer Partei", definiert Juantxo López | |
de Uralde, Equo-Spitzenkandidat für die Parlamentswahlen am 20. November, | |
die neue Formation. Das Projekt entstand im September 2010. Uralde scharte | |
damals namhafte Vertreter der Umweltbewegung und aus den Gewerkschaften | |
sowie heimatlos gewordene Aktivsten der Linken um sich. Die Equo-Stiftung | |
fungierte als Think Tank und Katalysator für die neue Partei. "Wir | |
durchleben eine tiefe wirtschaftliche, ökologische, soziale und politische | |
Krise in Spanien und weltweit", heißt es im Gründungsmanifest. Die | |
bestehenden Parteien gäben keine Antwort darauf. | |
Ein Jahr später teilen 8.000 Mitglieder und Sympathisanten diese | |
Einschätzung. Sie stammen aus der Umweltbewegung, aus Schwulen- und | |
Lesbengruppen, Bürgerinitiativen und aus 35 regionalen und lokalen grünen | |
Listen, die sich Equo angeschlossen haben. 32.000 Anhänger folgen dem | |
Projekt auf Facebook. | |
Es war eine ruhige Versammlung. Wer kreativen Wirrwarr und harte | |
ideologische Auseinandersetzungen erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Die | |
Kandidaten waren bereits im Vorfeld des Gründungsparteitages in offenen | |
Urwahlen im Netz gewählt worden. Das Programm wurde in nur 7 Stunden in | |
Arbeitsgruppen und einer Plenarsitzung verabschiedet. Ein Konsens kam | |
leicht zustande, denn über 4.000 Mitglieder und Sympathisanten hatten das | |
Programm schon seit Monaten auf einer parteieigenen sozialen | |
Internetplattform ausgearbeitet. | |
Neben dem Ausstieg aus der Atomenergie und dem ökologischen Umbau der | |
spanischen Wirtschaft prägen vor allem die Sozialkürzungen und die | |
Forderungen nach demokratischen Rechten, der Kampf gegen die Korruption und | |
für mehr Bürgerbeteiligung das Programm. | |
"Die Wirtschaftskrise hat die Bürger auf dramatische Art und Weise von der | |
Politik entfernt", erklärt die Nummer zwei der neuen Partei, Inés Sabanés. | |
Equo bezieht sich auf die Bewegung der Empörten, die seit Mai immer wieder | |
die Straßen und Plätze Spaniens füllt, und hofft auf die Stimmen all derer, | |
die sich durch die bestehenden Parteien nicht mehr repräsentiert fühlen. | |
Uralde ist optimistisch. Er hofft darauf, mit drei bis fünf Abgeordneten | |
ins spanische Parlament einziehen zu können. Es ist kein leichtes | |
Unterfangen. Denn das spanische Wahlsystem behindert kleine Formationen und | |
bevorteilt die beiden großen Parteien, PSOE und PP. Auch dies war ein Grund | |
für den Ausbruch der sozialen Proteste unter dem Slogan "Echte Demokratie | |
jetzt!" im vergangenen Mai. | |
Die erste wichtige Hürde hat Equo genommen. Ein neues Parteiengesetz vom | |
vergangenen Januar macht es neuen Parteien noch schwerer, ins Parlament | |
einzuziehen. Nur wer binnen 20 Tagen die Unterschriften von 0,1 Prozent des | |
Wahlzensus in jeder Provinz erreicht, kann kandidieren. Nach nur zehn Tagen | |
hat Equo die 35.000 Unterschriften fast zusammen. | |
9 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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