# taz.de -- Waffenexporte nach Saudi-Arabien: Panzer gegen regionalen Bösewicht | |
> Die Koalition rechtfertigt die Leo-Lieferung für Saudi-Arabien – es | |
> brauche ein Gegengewicht zum Iran. Die CDU gibt zu, dass die | |
> Rüstungsexportberichte zu spät kommen. | |
Bild: Bis zu 270 Leopard II sollen nach Saudi-Arabien geliefert werden. | |
So viel Zugeständnis musste sein. Sie sei der Linksfraktion "dankbar, die | |
Rüstungsexporte auf die Tagesordnung des Parlaments gesetzt zu haben", | |
erklärte die Grünen-Militärpolitikerin Katja Keul am Donnerstag im | |
Bundestag. Denn die Diskussion über die Anträge der Linken zum kompletten | |
Waffenexportstopp Richtung Nahost und Nordafrika bot Gelegenheit zu | |
bemerken, wie wenig Schwarz-Gelb zur Begründung der neuen | |
Rüstungsexportpolitik einfällt. | |
Nicht nur will die Bundesregierung Saudi-Arabien, das den Arabischen | |
Frühling in Bahrain niederzuschießen half, mit bis zu 270 | |
Leopard-II-Panzern beliefern lassen. Auch hat Verteidigungsminister Thomas | |
de Maizière (CDU) am Mittwochabend der Rüstungsindustrie offenbar | |
versprochen, die Regierung werde sie bei der Ausfuhr künftig stärker | |
unterstützen. Schließlich wird bei den Bestellungen durch die Bundeswehr | |
kräftig gekürzt. | |
Regierungsvertreter wollten sich hierzu vor dem Parlament nicht äußern, wie | |
Linken-Redner Jan van Aken spitz bemerkte: Höchstrangiger Koalitionsredner | |
am Donnerstag war Martin Lindner, Vizechef der FDP-Fraktion. Lindner | |
erklärte: Menschenrechte seien natürlich ein Kriterium beim Rüstungsexport, | |
"aber nicht ausschließlich". Es zählten auch sicherheitspolitische und | |
rüstungspolitische Interessen - wie für alle Regierungen zuvor. Iran sei | |
der "sich abzeichnende Hegemon" in Nahost, skizzierte Lindner das Argument: | |
Demnach brauchen die Saudis als Gegengewicht Panzer. | |
Die OppositionsrednerInnen ließen dies nicht gelten, bezeichneten die | |
Saudi-Belieferung als Bruch des Gebots einer "restriktiven" | |
Rüstungspolitik. Sie verlangten stattdessen regelmäßigere und frühere | |
Berichterstattung ans Parlament. Nur hier zeichnete sich dann Bewegung bei | |
Schwarz-Gelb ab: Die Unionsredner bestätigten, dass der jährliche | |
Rüstungsexportbericht "früher vorliegen" könnte. | |
Dem Exportstopp in 16 Problemländer, den die Linksfraktion forderte, | |
mochten SPD und Grüne dann aber doch nicht zustimmen. Die meisten | |
enthielten sich. | |
20 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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