# taz.de -- Kommentar Rüstungsexporte: Entlastung versus Transparenz | |
> Die Frage, warum Rüstungsexporte nicht im Bundestag verhandelt werden ist | |
> berechtigt. Aber Grüne und SPD sollten aufpassen, dass sie sich nicht zu | |
> viel vornehmen. | |
Transparenz hilft, drum liegt das Argument nahe: In den USA wie in | |
Großbritannien werden Rüstungsexportbeschlüsse regelmäßig im Parlament | |
verhandelt. Warum also sollte der Bundestag nur der Presse und dem mit | |
ewiger Verzögerung erscheinenden Rüstungsexportbericht entnehmen dürfen, | |
welche Waffendeals die deutsche Regierung nun schon wieder abgesegnet hat? | |
Die Frage stellt sich umso dringender als der beabsichtigte Export von bis | |
zu 270 Leopard II-Panzern nur der Auftakt einer Serie strittiger Ausfuhren | |
sein dürfte. Denn deutsche Firmen wollen ja weiterhin ihre Waffensysteme | |
verkaufen, auch wenn die Bundeswehr mitsamt Gerätepark schrumpft und | |
Griechenland als Waffenkonsument ausfällt. | |
Trotzdem sollten sich speziell SPD und Grüne gut überlegen, ob sie | |
Rüstungsexportbeschlüsse tatsächlich lieber im Bundestag fällen wollen, als | |
dies dem Bundessicherheitsrat zu überlassen. So ein heimlich tagendes | |
Kabinettsgremium ist schließlich auch eine politische Entlastung. | |
Der Verweis auf die USA und Goßbritannien taugt nur bedingt: Dort gehören | |
das Weltmachtbekenntnis und die Freude an der eigenen Waffenindustrie quer | |
durch die politischen Lager eng zusammen. Die nationalen Rüstungsschmieden | |
haben nicht nur ihre Regierungen, sondern auch die amerikanischen wie die | |
britischen Parlamentarier fest im Griff. | |
Der Bundestag genießt im Vergleich dazu bislang die Freiheit, sich mit der | |
Rolle Deutschlands als drittgrößtem Welt-Waffenhändler nur sporadisch | |
befassen zu müssen. Wer jetzt mehr Mitsprache in der Exportpolitik fordert, | |
halst sich eine beträchtliche Veranwortung auf. Die Debatte darüber, mit | |
welchen Produkten Deutschland dem Weltfrieden dienen möchte, ist natürlich | |
nötig. | |
Ob Sozialdemokraten und Grüne darauf vorbereitet sind, darf bezweifelt | |
werden. Das Verhalten der CDU dagegen ist immerhin konsequent: Sie würde | |
eine andauernde Debatte über die Unterseite des Exportweltmeistertums auch | |
kaum aushalten - und ist logischerweise gegen mehr Transparenz im | |
Rüstungsgeschäft. | |
20 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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