# taz.de -- Wieczorek-Zeul über Panzerexporte: "Die Lieferung wäre eine Katas… | |
> Die ehemalige Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul über | |
> den geplanten Verkauf deutscher Leopard-2-Panzer nach Saudi-Arabien und | |
> wie man sie verhindern könnte. | |
Bild: Begehrtes Verkaufsobjekt: Leopard2-Panzer. | |
taz: Frau Wieczorek-Zeul, der anstehende Export von bis zu 270 | |
Leopard-2-Panzern nach Saudi-Arabien hat große Aufregung ausgelöst. Nun | |
soll der Bundessicherheitsrat noch einmal entscheiden. Ist es für Sie als | |
Ex-Sicherheitsratsmitglied wahrscheinlich, dass die Exportgenehmigung | |
kippt? | |
Heidi Wieczorek-Zeul: Grundsätzlich ist es möglich, Entscheidungen wieder | |
zurückzuholen, und das ist auch notwendig in diesem Fall. Jedenfalls hat es | |
auch immer in der Vergangenheit Fälle gegeben, in denen Entscheidungen des | |
Bundessicherheitsrates korrigiert wurden. Dies ist zum Beispiel bei der | |
Verhinderung von Panzerlieferungen in die Türkei passiert. | |
Wovon könnte es denn abhängen, dass der Entschluss rückgängig gemacht wird? | |
Vom öffentlichen Druck. Es lohnt sich also, diesen zu verstärken. Die | |
Lieferung der Leopard-2-Panzer nach Saudi-Arabien wäre in der Tat ein | |
Paradigmenwechsel. Einen derartigen Export hat es weder zu rot-grünen noch | |
zu schwarz-roten Zeiten gegeben, und vorher auch nicht. | |
Nun ist die Liste der Kleinwaffenlieferungen nach Saudi-Arabien aus | |
rot-grünen wie schwarz-roten Zeiten ziemlich lang. | |
Auch dies war falsch, aber es ist mit der schwarz-gelben Panzerlieferung | |
nicht zu vergleichen. Und wir haben doch auch eine veränderte Situation im | |
Nahen Osten. Saudi-Arabien hat im Frühjahr bewiesen, dass es solches Gerät | |
gegen die arabische Zivilbevölkerung einzusetzen bereit ist, als es seine | |
Panzer in Bahrain einrollen ließ. Jetzt Saudi-Arabien Panzer zu liefern, | |
wäre eine Katastrophe. | |
Gleichwohl haben sich weder die rot-grüne noch die schwarz-rote Regierung | |
an die in den 2000 formulierten Export-Grundsätzen verlangte "restriktive" | |
Exportpolitik gehalten, oder? | |
Das stimmt so nicht! Ich kann nur sagen: Ich bin im Sicherheitsrat gegen | |
jede Lieferung in Spannungsgebiete gewesen. Wenn ich weiterhin öffentlich | |
provoziert werde, muss ich Kanzlerin Angela Merkel bitten, mich von der | |
Geheimhaltungspflicht zu befreien. | |
Wenn nun mit der Bundeswehr auch die Rüstungsbestellungen schrumpfen | |
müssen, ist die Rüstungsindustrie noch stärker auf den Export angewiesen | |
als zuvor. Auch künftige Bundesregierungen werden Exportförderung betreiben | |
müssen. | |
Darum es ist ja so wichtig, die Transparenz für die Rüstungsentscheidungen | |
zu schaffen. Die SPD-Bundestagsfraktion hat schon im März beantragt, die | |
Entscheidungen des Bundessicherheitsrats durch die Beteiligung des | |
Bundestages transparent zu machen und das Parlament nach britischem und | |
schwedischem Vorbild an den Entscheidungen zu beteiligen. Außerdem sollte | |
meines Erachtens die Zuständigkeit für die Kontrolle beim Auswärtigen Amt | |
gebündelt werden, statt sie zwischen Wirtschaftsministerium und Auswärtigem | |
Amt aufzuteilen. | |
Wird sich eine mögliche künftige SPD-geführte Bundesregierung Ihrer | |
Einschätzung nach an diesen Antrag erinnern? | |
Wir werden ihn auch auf dem Bundesparteitag einbringen. Man muss ihn | |
natürlich dann auch ins Wahlprogramm aufnehmen. Ich kann allen | |
Friedensinitiativen und NGOs deshalb wirklich nur raten, diese Frage auch | |
zu einem Wahlprüfstein zu machen – nicht nur bei der SPD. | |
19 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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