| # taz.de -- Mit Kopfgeld gegen den Waffendeal: Wer verkauft den Leopard? | |
| > Um Panzerexporte zu stoppen, fahren Aktivisten schwere Geschütze auf. | |
| > 25.000 Euro sollen Besitzer des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei vor | |
| > Gericht bringen. | |
| Bild: Der modernste deutsche Kampfpanzer Leopard ist insbesondere für den Eins… | |
| BERLIN taz | Nützt ein Kopfgeld, um Panzerdeals zu verhindern? Mit einer | |
| außergewöhnlichen Aktion haben Menschenrechtsaktivisten in Berlin am Montag | |
| eine juristische Jagd auf die Eigentümer eines Waffenkonzerns ausgerufen: | |
| 25.000 Euro „Kopfgeld“ verspricht das sogenannte „Zentrum für politische | |
| Schönheit“ – ein Berliner Verbund von Künstlern und Menschenrechtlern –… | |
| „Hinweise aller Art, die zur rechtskräftigen Verurteilung der Eigentümer | |
| des Waffenkonzerns Krauss-Maffei Wegmann führen“. | |
| Damit wollen die Kriegsgegner nach eigenen Aussagen die umstrittene | |
| Auslieferung deutscher Panzer vom Typ Leopard nach Saudi-Arabien stoppen. | |
| Die Pläne zur Lieferung der Kettenfahrzeuge an Saudi-Arabien hatten im | |
| vergangenen Jahr eine heftige Debatte ausgelöst. Im Sommer 2011 hatte der | |
| Bundessicherheitsrat dem Export von mehr als 200 der modernsten deutschen | |
| Kampfpanzer zugestimmt. | |
| Sie sind insbesondere für den Einsatz in Städten geeignet – und damit zur | |
| Niederschlagung von Aufständen in Städten. Nicht nur Menschenrechtler | |
| kritisierten, dass Deutschland sich damit an der Bekämpfung friedlicher | |
| Bürgerrechtsaufstände beteilige. | |
| „Nachdem zuletzt kein politischer Willen der Bundesregierung erkennbar | |
| gewesen ist, den Panzerexport nach Saudi-Arabien noch zu stoppen, ist | |
| dieser Schritt nun nötig“, sagte ein Sprecher des „Zentrums für politische | |
| Schönheit“ am Montag. Auf einer Homepage hat die Künstlergruppe unter der | |
| Überschrift „Die Panzerfamilie“ detaillierte Porträts von den ansonsten in | |
| der Öffentlichkeit kaum bekannten Eigentümern des Münchener | |
| Waffenherstellers angefertigt. | |
| ## „Wer kennt diese Personen?“ | |
| Hinter den Porträts verbergen sich Aufrufe zur Denunziation: „Leider ist | |
| der Handel mit schwerem Kriegsgerät in Deutschland derzeit nicht strafbar. | |
| Wer kennt diese Personen und kann Hinweise auf strafrechtlich relevante | |
| Vergehen liefern?“, heißt es dort. So erhoffen sich die Initiatoren | |
| Hinweise etwa auf Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Betrugsdelikte, | |
| Insiderhandel oder die illegale Beschäftigung von Haushaltshilfen. | |
| Dass es sich bei dem ausgesetzten „Kopfgeld“ nicht um eine Spaßaktion | |
| handelt, beteuerte das „Zentrum für politische Schönheit“ am Montag. Die | |
| Summe von 25.000 Euro sei von Philanthropen zur Verfügung gestellt worden | |
| und befinde sich auf einem Konto des Vereins. | |
| Ein Sprecher des Waffenkonzerns, Kurt Braatz, zeigte sich entsetzt über die | |
| Aktion: „Hier wird ein Kopfgeld auf Menschen ausgesetzt. Das hat mit einem | |
| Diskurs in der demokratischen Gesellschaft nichts mehr zu tun“, sagte | |
| Braatz zur taz. Das, wofür der Konzern haftbar gemacht werden solle, sei | |
| absolut legal. | |
| „Die Entscheidung darüber, wohin deutsche Wehrtechnik exportiert wird, | |
| liegt ganz allein bei der Bundesregierung“, betonte Braatz. Krauss-Maffei | |
| Wegmann werde prüfen, ob juristisch gegen die Aktion vorgegangen werden | |
| kann. Strafrechtlich dürfte der Aufruf allerdings unbedenklich sein: So | |
| fordern die Künstler lediglich dazu auf, den Behörden etwaige bekannte | |
| Straftaten zu melden. | |
| ## Berg aus 16.744 Schuhen | |
| Schwerer treffen dürfte die Eigentümerfamilie die prominente Darstellung | |
| ihrer Person auf dem öffentlichkeitswirksamen Portal der Kampagne. Mit | |
| politischen Aktionen hatte das „Zentrum für politische Schönheit“ auch in | |
| der Vergangenheit wiederholt Menschenrechtsverletzungen angeprangert. | |
| So errichteten die Aktivisten im Jahr 2010 etwa einen Berg aus 16.744 | |
| Schuhen, die an die 8.372 Toten des Massakers von Srebrenica während des | |
| Bosnienkrieges erinnern sollten. | |
| Mehr Infos: [1][www.25000-euro.de] | |
| 21 May 2012 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.25000-euro.de | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Kaul | |
| ## TAGS | |
| Demonstrationen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kritik an der Friedensbewegung: „Pazifismus ist feige“ | |
| Aktionskünstler Philipp Ruch erklärt sein Konzept des „aggressiven | |
| Humanismus“, eine geplante Aktion gegen Heckler&Koch und warum er | |
| Ostermärsche unmoralisch findet. | |
| Panzerfabrikant sieht Ansehen bedroht: Braunbehrens stoppt „Kopfgeld“-Aktion | |
| Aktivisten setzen eine Fahndungsaktion gegen die Eigner des | |
| Panzerherstellers Krauss-Maffei aus – aus rein finanziellen Gründen. Denn | |
| einer der Eigner ging gegen sie vor. | |
| Waffenlobbyisten beim Staatsbesuch: Wen Merkel so mitnahm | |
| Bei Auslandsreisen der Regierung sind häufig auch Lobbyisten von | |
| Waffenfirmen dabei – wie oft ist nun bekannt. Auf einer Reise der Kanzlerin | |
| nach Saudi Arabien flogen Vertreter von drei Firmen mit. | |
| Rüstungseigentümer zum Panzerdeal: „Der Protest hat noch Chancen“ | |
| Der Miteigentümer von Krauss-Maffei Wegmann, Burkhart von Braunbehrens, | |
| erfuhr aus der Presse vom Panzerdeal mit Saudi-Arabien. Nun will er ihn | |
| verhindern. | |
| Deal mit Deutschland: Saudis wollen bis zu 800 Panzer | |
| Laut einem Medienbericht will Saudi-Arabien nicht nur 300 sondern bis zu | |
| 800 Leopard-2-Panzer kaufen. Ein interner Kritiker des Rüstungsunternehmens | |
| fliegt aus dem Gesellschafterkreis. | |
| Initiator über Kopfgeld gegen Waffenhändler: „Dafür müssen sie in Haft“ | |
| Ein Künstlerkollektiv aus Berlin setzt 25.000 Euro Kopfgeld auf acht | |
| Eigentümer des Panzerherstellers Krauss-Maffei Wegmann aus. Einer der | |
| Initiatoren erklärt, warum. | |
| Rheinmetall konzentriert sich auf die Rüstung: Knarren überholen schnelle Kar… | |
| Rheinmetall legt sich auf das Waffengeschäft fest, die Autosparte will die | |
| Firma abstoßen. Die Kritische Aktionärin Kerschgens kritisiert den Bau | |
| einer Panzerfabrik in Algerien. | |
| Rüstungslobby trifft sich in Berlin: Nie wieder Haus-zu-Haus-Kampf | |
| Militärforscher Peter Lock über eine "peinlich provinzielle" | |
| Rüstungskonferenz und städtische Kriege der Zukunft. "Es wird | |
| Hungeraufstände geben", meint er. | |
| Exportverbot für Rüstungsfirmen: Ein Bündnis gegen die Waffenindustrie | |
| Margot Käßmann ist die neue Schirmherrin einer Kampagne, die ein Verbot von | |
| Rüstungsexporten fordert. Deutschland ist weltweit der drittgrößte | |
| Exporteur von Kleinwaffen. | |
| Waffenexporte nach Saudi-Arabien: Panzer gegen regionalen Bösewicht | |
| Die Koalition rechtfertigt die Leo-Lieferung für Saudi-Arabien – es brauche | |
| ein Gegengewicht zum Iran. Die CDU gibt zu, dass die Rüstungsexportberichte | |
| zu spät kommen. |