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# taz.de -- Deal mit Deutschland: Saudis wollen bis zu 800 Panzer
> Laut einem Medienbericht will Saudi-Arabien nicht nur 300 sondern bis zu
> 800 Leopard-2-Panzer kaufen. Ein interner Kritiker des
> Rüstungsunternehmens fliegt aus dem Gesellschafterkreis.
Bild: Da hilft alles tarnen nichts, der Leopard-2-Panzer ist klar erkennbar.
BERLIN dpa/afp/taz | Saudi-Arabien will einem Pressebericht zufolge von
Deutschland weitaus mehr Kampfpanzer kaufen als bisher bekannt. Das
Königreich habe großes Interesse am Kauf von 600 bis 800 neuen Panzern des
Typs Leopard 2, berichtete die Bild am Sonntag unter Berufung auf
Regierungskreise. Mit einem Schätzwert von rund 10 Milliarden Euro wäre es
einer der größten Rüstungsdeals in der Geschichte der Bundesrepublik.
Bisher war nur von bis zu 300 deutschen Panzern für Saudi-Arabien die Rede
gewesen. Angesichts der repressiven Menschenrechtspolitik des
ultrakonservativen Golfstaats war bereits dieses Geschäft bei der
Opposition auf massive Kritik gestoßen.
Nach taz-Informationen sorgt der Deal auch im Gesellschafterkreis des
Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann, das den Leopard 2 baut, für
Unstimmigkeiten. Aus Kreisen der Gesellschafter heißt es, der Miteigentümer
Burhkart von Braunbehrens habe nach einer Sitzung des Gremiums vorige Woche
seinen Hut nehmen müssen. Der 71-Jährige sei nach einem Mehrheitsbeschluss
abgewählt worden. Grund sei seine öffentliche Kritik an dem Panzerdeal.
Braunbehrens hatte unter anderem in einem Brief an Bundespräsident Joachim
Gauck einen Stopp der Lieferungen an Saudi-Arabien gefordert.
Sie seien eine „feindliche und fatale Antwort“ auf die Demokratiebewegung
des arabischen Frühlings, schrieb er. Braunbehrens ist einer jener
Miteigentümer, die im Internet von Aktivisten wegen ihres Anteils an
Krauss-Maffei Wegmann angeprangert wurden, sie fordern eine Verurteilung
der Eigentümer.
## Erhebliche Widerstände in der Regierung
Dass Informationen aus dem mehrere Dutzend Personen zählenden
Gesellschafterkreis des Rüstungsunternehmens an die Öffentichkeit gespielt
werden, zeigt, dass es noch mehr Kritiker gibt. Von Braunbehrens wollte
sein Ausscheiden gegenüber der taz weder dementieren noch bestätigen, er
könne sich dazu nicht äußern.
Auch in der Regierung soll es über die nun bekannt gewordene mögliche
Aufstockung des Panzerdeals erhebliche Widerstände geben. Während sich im
Wirtschaftsministerium Befürworter fänden, signalisierten das
Bundeskanzleramt sowie die Ministerien für Äußeres und Verteidigung
Ablehnung, berichtete die Bild am Sonntag. Eine für Anfang Juni geplante
Sitzung des Bundessicherheitsrat sei kurzfristig verschoben worden. Ohne
die Zustimmung des Geheimgremiums, dem die Kanzlerin und acht Minister
angehören, darf deutsche Rüstungstechnik nicht exportiert werden.
Saudi-Arabien hatte sich nach einem harten Konkurrenzkampf zwischen dem
US-Panzer M1 Abrams und dem Leopard 2 für das deutsche Modell entschieden.
Der Panzer müsste für den Einsatz in Wüstengebieten allerdings
umkonstruiert werden. Der Auftrag könnte die Zukunft der Panzerhersteller
Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall sichern, die wegen der
Umstrukturierung der Bundeswehr dringend neue Aufträge brauchen.
Eine Ausweitung des Geschäfts dürfte bei der Opposition erneut auf Kritik
stoßen. SPD, Grüne und Linke hatten bereits vergangenes Jahr nach
Bekanntwerden des geplanten Rüstungsdeals kritisiert, dass es sich bei der
Golfregion um ein Spannungsgebiet handele, in das laut der
Exportrichtlinien keine Kriegswaffen verkauft werden dürften.
Saudiarabische Truppen hatten im März 2011 einen schiitischen Volksaufstand
im benachbarten Bahrain blutig niedergeschlagen. Das Verhältnis zum Iran
ist zudem stark gespannt. Grünen-Chefin Claudia Roth sprach von einer
„Bankrotterklärung“ für Merkels Menschenrechtspolitik. IA
17 Jun 2012
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Panzer
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