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# taz.de -- Protest gegen Waffenfirma: „Wir wollen die Verträge sehen“
> In Berlin protestieren Gegner deutscher Rüstungsexporte gegen den
> Hersteller der „Leopard 2“-Panzer. Immerhin schaffen sie es bis ins
> Treppenhaus.
Bild: Protest gegen Panzerexporte.
BERLIN taz | Sie werden das Hauptstadtbüro von Kraus-Maffei Wegmann
besetzen, haben sie vorher etwas großspurig angekündigt. Was die Aktivisten
der „Aktion Aufschrei“ Besetzung nennen, ist im Grunde aber nur eine
symbolische Aktion für die Medien. Dass dann ein bisschen Bewegung in die
Sache kommt, liegt an einem, der gerne anderen die Show stiehlt.
Sie stehen in der Passage vor dem unscheinbaren Eingang zum Büro der
Herstellerfirma des „Leopard 2“, Berlin-Mitte, beste Lage, direkt neben dem
Brandenburger Tor. Hier protestieren sie – unangemeldet – gegen den
geplanten Export von Kampfpanzern nach Saudi-Arabien und Indonesien. Bei
dem Nieselwetter am Freitagmorgen kommen aber nicht mal Touristen vorbei.
Gut zwei Dutzend Leute sind da, die meisten aus den Organisationen, die das
Bündnis bilden, das gegen Rüstungsexporte kämpft. Ein paar
Oppositionspolitiker sind dabei, vor allem aus dem Berliner
Abgeordnetenhaus. Die Piraten sind am stärksten vertreten, sie fallen auf,
weil sie jünger sind als die altgedienten Friedensaktivisten und einige von
ihnen bunt gefärbte Haare haben. Auf Transparenten und Plakaten steht:
„Merkel: Den Leo an die Ketten legen“.
Peter Grottian, emeritierter Politikprofessor und Initiator der Aktion, hat
sich in einen Frack geworfen, einen Zylinder aufgesetzt und eine Schärpe in
Schwarz-Rot-Gold umgelegt. Er spielt einen „Berater der Bundesregierung“,
der auf der einen Seite KMW-Chef Fritz Bode als Unternehmer lobt und
gleichzeitig darauf aufmerksam macht, dass das große Geschäft bald vorbei
ist. Grottian gibt sich optimistisch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel
gar nichts anderes übrig bleibt, als Waffenlieferungen an Diktaturen zu
unterbinden. Weil eine große Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist.
## „Wir wären gerne ins Büro rein“
Da taucht ein Mann in blauem Anzug auf, Philipp Ruch, Politaktivist, Kopf
des Zentrums für Politische Schönheit, das vor Kurzem viel Aufmerksamkeit
bekam, als es ein „Kopfgeld“ auf die Eigentümer des Panzerherstellers
aussetzte. „Wir können nicht hier unten bleiben“, ruft er. „Es geht um
Menschenleben. Wir gehen rein.“ Schwupp, und die Tür ins Treppenhaus ist
offen. Abgesprochen mit Grottian und seinen Leuten ist das nicht. Die
meisten folgen ihm aufgeregt. Endlich Action.
Im vierten Stock stehen sie in dem engen Treppenhaus, klopfen lautstark an
die geschlossene Tür und rufen: „Wir wollen die Verträge sehen!“ Ein
Swingtrio spielt auf. „Wir wären gerne in das Büro rein und hätten das
Mobiliar aus dem Fenster geworfen“, sagt Philipp Ruch später. Doch das hat
er sich dann doch nicht getraut. Auch wenn er sagt, er habe das Recht dazu.
Peter Grottian sagt nur: Die „spontane Erweiterung“ der Aktion sei doch
gelungen. Wie der Panzerhersteller den Annäherungsversuch der Panzergegner
fand, ist unklar. Der KMW-Sprecher will nicht mit der taz sprechen.
Nach einer guten Stunde ist die Protestaktion vorbei. Von Kraus-Maffei
Wegmann hat offenbar direkt keiner etwas davon mitbekommen. Aber an der
Bürotür kleben jetzt zwei Aufkleber: „Von Deutschland geht Krieg aus“ ste…
darauf.
31 Aug 2012
## AUTOREN
Sebastian Erb
## TAGS
Demonstrationen
Waffenhandel
Bestechung
Indonesien
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