# taz.de -- Waffenlobbyisten beim Staatsbesuch: Wen Merkel so mitnahm | |
> Bei Auslandsreisen der Regierung sind häufig auch Lobbyisten von | |
> Waffenfirmen dabei – wie oft ist nun bekannt. Auf einer Reise der | |
> Kanzlerin nach Saudi Arabien flogen Vertreter von drei Firmen mit. | |
Bild: „Guckt mal wen ich mitgebracht habe“: Merkel in Saudi Arabien 2010. | |
BERLIN dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Minister ihrer | |
schwarz-gelben Koalition haben sich auf mehr als einem Dutzend | |
Auslandsreisen von der Rüstungsindustrie begleiten lassen. Dies geht aus | |
einer Regierungsantwort auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Demnach | |
waren seit dem Regierungswechsel im Oktober 2009 bei mindestens 18 | |
offiziellen Besuchen im Ausland hochrangige Vertreter der Rüstungsindustrie | |
dabei. | |
In ihrer Antwort verweist die Regierung darauf, dass die Begleitung durch | |
die Wirtschaft auf solchen Reisen „üblich“ sei. Seit langem ist bekannt, | |
dass von Zeit zu Zeit auch Rüstungsmanager dabei sind. Auch bei früheren | |
Bundesregierungen nutzte die Rüstungsindustrie solche Reisen, um Kontakte | |
zu knüpfen und Geschäfte in die Wege zu leiten. | |
Aufgelistet wurden nur Firmen, die „Produkte im Sinne des | |
Kriegswaffenkontrollgesetzes“ herstellen. Bei Merkel reisten zum Beispiel | |
auf einer Tour nach Saudi-Arabien und in andere Länder der Golf-Region im | |
Mai 2010 Manager von Thyssen-Krupp, MTU und EADS mit. Wegen der möglichen | |
Lieferung von mehreren hundert Kampfpanzern aus deutscher Produktion ist | |
Saudi-Arabien derzeit in den Schlagzeilen. | |
Die Grünen nannten Merkel deshalb eine „Türöffnerin für Rüstungsmanager�… | |
„Es ist nicht hinnehmbar, dass sich die Kanzlerin ausgerechnet bei Besuchen | |
in Saudi-Arabien von der Rüstungsindustrie begleiten lässt, damit diese | |
dort ihre schäbigen Panzer-Deals einfädeln können“, kritisierte die | |
Parteivorsitzende Claudia Roth. | |
## Nach Gaddafi nach Libyen | |
Zu den Ressortchefs, die mit Rüstungsindustriellen unterwegs waren, gehören | |
auch Außenminister Guido Westerwelle sowie die Wirtschaftsminister Rainer | |
Brüderle und Philipp Rösler (alle FDP). Reiseziele waren zum Beispiel | |
Indien, China, Brasilien und die Türkei. Rösler hatte gleich bei seiner | |
ersten Reise nach dem Sturz von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi im | |
Oktober 2011 die EADS-Rüstungstochter Cassidian dabei. | |
Das mögliche Panzergeschäft mit Saudi-Arabien sorgte unterdessen weiter für | |
Kritik. Ein Miteigentümer des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei-Wegmann, | |
Burkhart von Braunbehrens, bestätigte eine „Voranfrage“ beim | |
Bundessicherheitsrat, ob eine solche Lieferung möglich wäre. Das Gremium | |
tagt unter Merkels Leitung stets geheim. Die Bundesregierung lehnt jede | |
Auskunft dazu ab. Nach Presseberichten hätte das Geschäft einen Wert von | |
bis zu zehn Milliarden Euro. | |
21 Jun 2012 | |
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