# taz.de -- Eurofighter-Verkauf an Emirate: „Die Gespräche sind vielversprec… | |
> Deutschland ist einer der größten Waffenlieferanten für die autoritär | |
> regierten Arabischen Emirate. Nun hofft Verteidigungsminister De Maizière | |
> auf den Verkauf von 60 Eurofightern. | |
Bild: Will kein „Verkaufsdirektor für Rüstungsgüter“ sein: De Maizière … | |
ABU DHABI dpa | Verteidigungsminister Thomas de Maizière hofft auf den | |
Verkauf von 60 europäischen Kampfjets vom Typ Eurofighter in die | |
Vereinigten Arabischen Emirate. „Die Gespräche sind vielversprechend“, | |
sagte er am Dienstag bei seinem Besuch in der Hauptstadt Abu Dhabi. | |
Gleichzeitig betonte er aber, dass er nicht als Vertreter der deutschen | |
Rüstungsindustrie in das Land gereist sei: „Ich bin nicht der | |
Verkaufsdirektor für Rüstungsgüter.“ | |
Die Regierung der Emirate hat im November grundsätzliches Interesse an den | |
Eurofightern bekundet, allerdings sind auch französische und amerikanische | |
Konkurrenten im Rennen um den Milliarden-Auftrag. Unter britischer | |
Federführung werde versucht, im Wettbewerb erfolgreich zu sein, sagte de | |
Maizière. | |
Der Eurofighter ist ein Gemeinschaftsprojekt von Deutschland, | |
Großbritannien, Spanien und Italien. Im Januar war der Export von 126 der | |
Kampfjets nach Indien gescheitert – den Zuschlag bekam damals der | |
französische Dassault-Konzern. Dessen Rafale galt auch in den Emiraten | |
zunächst als Favorit. Mit dem ersten Angebot waren die Emirate aber nicht | |
zufrieden, und so kamen im vergangenen November neben dem Eurofighter auch | |
Flugzeuge der US-Konzerne Boeing und Lockheed ins Spiel. Der Verkauf von 60 | |
Eurofightern könnte nach Experten-Einschätzung um die 6 Milliarden Euro | |
einbringen. | |
De Maizière traf in Abu Dhabi mit dem Außenminister, Scheich Abdullah bin | |
Said al-Nahjan, zusammen. Ein ursprünglich geplantes Treffen mit dessen | |
Bruder, dem Kronprinzen Scheich Mohammed bin Said al-Nahjan, kam nicht | |
zustande. Der stellvertretende Oberbefehlshaber der Streitkräfte sagte | |
kurzfristig ab. | |
## Einer der größten Importeure | |
Mit dem Außenminister vereinbarte de Maizière eine engere Kooperation auch | |
im Sicherheits- und Rüstungsbereich. Die Emirate rüsten seit dem Angriff | |
des Iraks auf Kuwait und dem anschließenden zweiten Golfkrieg 1990 massiv | |
auf. Inzwischen gelten sie als einer der weltweit größten Importeure von | |
Rüstungsgütern. | |
Das renommierte Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri führte sie in | |
den Jahren 2006 bis 2010 an Nummer sechs – und Deutschland zählt zu den | |
vier wichtigsten Lieferanten. In den vergangenen Jahren wurden | |
beispielsweise Fuchs-Spürpanzer und Minenjagdboote aus deutscher Produktion | |
in das arabische Land geliefert, das zwar nur 8 Millionen Einwohner hat, | |
aber über die siebtgrößten Ölreserven der Welt verfügt. | |
Die Emirate sind seit 2004 strategischer Partner Deutschlands und pflegen | |
auch gute Kontakte zur Nato. Auf der anderen Seite haben sie zahlreiche | |
Abrüstungs- und Menschenrechtsabkommen nicht unterzeichnet. Amnesty | |
International beklagt die Diskriminierung von Frauen und Arbeitsmigranten, | |
die Todesstrafe existiert in dem autoritär regierten Wüstenstaat weiter. | |
Für einen Dämpfer in den Beziehungen zu Deutschland sorgte im März zudem | |
die Schließung des erst 2009 eröffneten Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung | |
in Abu Dhabi. | |
Rüstungsexporte in Länder außerhalb der Nato haben in den vergangenen | |
Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Die spektakulärsten Fälle in | |
jüngster Zeit waren der Verkauf von U-Booten nach Israel, die nach | |
Experteneinschätzung mit nuklearen Sprengköpfen bewaffnet werden können – | |
und ein möglicher Export von Hunderten Leopard-2-Kampfpanzers in der | |
modernsten Ausführung nach Saudi-Arabien. | |
19 Jun 2012 | |
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Österreich | |
Bestechung | |
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