# taz.de -- Deutscher Rüstungsexport: Die gekränkte Lobby | |
> Der Wehretat schrumpft. Die Rüstungslobby will deshalb nun mehr | |
> Unterstützung für den Export. Sie hofft, dass die Bundeswehr weiterhin | |
> kräftig kauft. Doch die zögert. | |
Bild: Ärger gab es bei dem Deal von Leopard 2-Panzern für Saudi-Arabien. | |
BERLIN taz | Der Tonfall des Redners schwankte zwischen Ironie und Demut. | |
"Früher hätte man an dieser Stelle ja 30 Prozent mehr Wehretat gefordert", | |
sagte Friedrich Lürßen. Der Chef einer Bremer Reederei und Vorsitzender des | |
Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie | |
(BDSV), sprach damit auf dem "Parlamentarischen Abend" seines Verbands vor | |
allem Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) an. | |
Früher, wollte Lürßen sagen, traute sich die deutsche Rüstungsindustrie | |
noch alles zu fordern. Heute ist anders. Der Wehretat soll nach dem Willen | |
des Finanzministers wieder bis zur 30-Milliarden-Euro-Grenze schrumpfen. | |
Die Euro-Krise wird den Spardruck vervielfachen. Offiziell verlangt die | |
Rüstungslobby von der Bundesregierung deshalb nur stärkere Unterstützung | |
beim Export: Wenn der Bund nicht mehr selbst kauft, soll er zumindest dabei | |
helfen, dass Saudi-Arabien oder Südafrika kaufen. | |
Zumal andere wichtige Kunden auszufallen drohen. "Jetzt sind auch noch die | |
Griechen pleite", stöhnt ein Mittelständler nach Lürßens Rede am Stehtisch. | |
Über ein Viertel des deutschen Waffenexports ging zuletzt allein in den | |
Rüstungswettlauf zwischen Griechenland und der Türkei. Das wird nach der | |
Euro-Krise nicht so bleiben. | |
Ein anderer Rüstungsmanager erinnert daran, dass der Exporterfolg stets von | |
der Binnennachfrage abhing: "Um ein teures Gerät herzustellen, braucht es | |
zuerst eine Investition der Bundeswehr." Der Bund müsse nicht nur die | |
enormen Entwicklungskosten tragen. Nein, der Erwerb durch die | |
Bundesrepublik sei außerdem ein Gütestempel: Made and used in Germany. | |
Doch genau die Großgerätschaften sind dem Minister ein Dorn im Auge. 23 | |
Prozent des Rüstungshaushalts, das sind derzeit 7,3 Milliarden Euro, sind | |
für Investitionen vorgesehen. Das solle auch so bleiben, sagt de Maizière | |
auf dem Parlamentarischen Abend des BDSV. "Aber unser zentrales Problem ist | |
die Bindung dieser Mittel." Was er meinte: Keiner will die Eurofighter mehr | |
haben, die Jahrzehnte nach der Bestellung nun noch ausgeliefert werden | |
sollen. "Das war die Ansage eines Vertragsbruchs", zischt ein | |
Rüstungsmanager später empört. Andere schweigen - sie hoffen, dass | |
freigesetzte Mittel bei ihnen landen. | |
28 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
Ulrike Winkelmann | |
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Türkei | |
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