# taz.de -- Panzergeschäft mit Saudi-Arabien: Merkel rechtfertigt Geheimhaltung | |
> Kurz vor der namentlichen Abstimmung über den umstrittenen Panzerdeal im | |
> Bundestag meldet sich die Kanzlerin zu Wort. Sie verteidigt das Vorgehen | |
> der Bundesregierung. | |
Bild: Deutschland plant den Verkauf von 200 Leopard-Panzern an Saudi-Arabien. D… | |
BERLIN dpa/dapd | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Kritik am | |
Verhalten der Regierung im Zusammenhang mit dem umstrittenen Panzergeschäft | |
mit Saudi-Arabien zurückgewiesem. "Beratungen und Beschlüsse im | |
Bundessicherheitsrat sind aus gutem Grund geheim", sagte sie der | |
Mittelbayerischen Zeitung. Die Bundesregierung leiste "selbstverständlich | |
ihren Beitrag, um die demokratische Entwicklung in Nordafrika und im Nahen | |
Osten zusammen mit unseren Partnern weiter zu unterstützen." Auch den | |
Vorwurf mangelnder Transparenz will sie nicht gelten lassen. "Transparenz | |
über gelieferte Waffen und Rüstungsgüter ist gegeben, indem dies | |
detailliert jedes Jahr im Rüstungsexportbericht nachgelesen werden kann, | |
der auch dem Bundestag vorgelegt wird." | |
Der Bundestag beschäftigt sich am Freitag erneut mit dem Panzergeschäft. | |
Die Linke hat kurzfristig einen Antrag auf die Tagesordnung gesetzt, in dem | |
die Regierung aufgefordert wird, ihre Genehmigung des Verkaufs von 200 | |
Leopard-2-Panzer nach Saudi-Arabien zu widerrufen. In einer namentlichen | |
Abstimmung müssen die Abgeordneten der Koalitionsfraktionen nun Farbe zu | |
dem bisher nur inoffiziell bestätigten Panzerdeal bekennen. | |
Der Bundessicherheitsrat hatte die Lieferung in der vergangenen Woche nach | |
Angaben aus Regierungskreisen genehmigt. Öffentlich schweigt die Regierung | |
unter Hinweis auf die Geheimhaltungspflicht aber beharrlich. | |
Auch in Union und FDP hat die Genehmigung des Geschäfts durch den | |
Bundessicherheitsrat [1][Irritationen] ausgelöst. Die Union rechnet dennoch | |
mit einer geschlossenen Ablehnung des Linken-Antrags. Die FDP kritisierte | |
die Linke scharf. Alle Aspekte seien in einer Aktuellen Stunde am Mittwoch | |
ausführlich diskutiert worden. | |
## Wiefelspütz (SPD) will sich Klage möglicherweise anschließen | |
Die Liberalen fordern die Kanzlerin dennoch dazu auf, zu dem umstrittenen | |
Panzergeschäft mit Saudi-Arabien Stellung zu nehmen. "Es schadet der | |
Regierung und es schadet auch Deutschland, wenn nur die ablehnenden Stimmen | |
laut werden", sagte der außenpolitische Sprecher der | |
FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Stinner, der in Düsseldorf erscheinenden | |
Rheinischen Post. | |
Es gebe gute Gründe, Voranfragen zu Rüstungsexporten im Geheimen zu | |
entscheiden. Wenn eine Entscheidung aber durch eine Panne, die die | |
Bundesregierung zu verantworten habe, an die Öffentlichkeit gelange, dann | |
müsse die Regierung auf die dadurch entstandene Debatte reagieren. | |
Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter | |
Wiefelspütz, will sich indes einer Verfassungsklage des Grünen-Politikers | |
Hans-Christian [2][Ströbele] gegen das Panzer-Geschäft möglicherweise | |
anschließen. "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass das Parlament hier nicht | |
angemessen informiert wird", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung. "Wenn | |
alle Stricke reißen, muss man auch eine Klage in Betracht ziehen." | |
Ströbele hatte am Donnerstag mit einer Klage beim Bundesverfassungsgericht | |
in Karlsruhe gedroht für den Fall, dass die Bundesregierung sich zu dem | |
Geschäft auch künftig nicht äußern werde. In der Mitteldeutschen Zeitung | |
legte er noch einmal nach. Wenn sich herausstellen sollte, dass | |
Saudi-Arabien für die Panzer mehr zahle, als sie normalerweise kosteten, | |
dann sei auch die Einrichtung eines Bundestags-Untersuchungsausschusses | |
nicht völlig ausgeschlossen, so Ströbele. | |
8 Jul 2011 | |
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