# taz.de -- Grüne gegen Panzergeschäft: "Koffer mit Geld an die CDU" | |
> Der grüne Abgeordnete Ströbele vermutet, dass im Rahmen des Panzerdeals | |
> mit Saudi-Arabien Schmiergeld geflossen ist. Er will Schwarz-Gelb mit | |
> einer Klage zur Offenlegung der Details zwingen. | |
Bild: Ströbele vermutet Korruption. Auch Volker Beck geht gegen den Panzerdeal… | |
BERLIN/HALLE dpa/dapd | Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian | |
Ströbele droht der Bundesregierung mit einer Klage, falls sie die | |
Einzelheiten des umstrittenen Panzergeschäfts mit Saudi-Arabien nicht | |
offenlegt. "Ich verlange Aufklärung und will Einzelheiten dieses Deals | |
wissen. Wenn das nicht geschieht, halte ich eine Verfassungsklage für | |
dringend erforderlich", sagte er der Online-Ausgabe der Mitteldeutschen | |
Zeitung aus Halle. | |
Die Pläne zur Lieferung von 200 Leopard-Kampfpanzern an das autoritär | |
regierte Königreich, das an der Niederschlagung von Protesten im | |
Nachbarland Bahrain beteiligt war, sorgen schon seit Tagen für Kritik. In | |
Regierungskreisen wurde inzwischen bestätigt, dass der Bundessicherheitsrat | |
dafür vergangene Woche grünes Licht gab. | |
Ströbele äußerte auch den Verdacht, dass für das jüngste Panzergeschäft m… | |
Saudi-Arabien Schmiergelder geflossen sein könnten. "Ich habe es bis 1999 | |
nicht für möglich gehalten, dass man aus solchen Panzerdeals Millionen an | |
eine der hier staatstragenden Parteien, Manager oder Mitglieder | |
Bundesregierung zahlt", sagte Ströbele der Mitteldeutschen Zeitung weiter. | |
"Ich habe dann im Parteispenden-Untersuchungsausschuss mitbekommen, dass | |
solche Sachen Realität sind." | |
## "Regierung Kohl lieferte 36 Fuchs-Panzer" | |
Ströbele erinnert sich außerdem: "Von der Regierung Helmut Kohl sind 36 | |
Fuchs-Panzer an Saudi-Arabien geliefert worden. Damals sind außer den 226 | |
Millionen Mark zusätzlich 220 Millionen Mark an sogenannten nützlichen | |
Aufwendungen geflossen, die dann anschließend verteilt wurden – unter | |
anderem auch mit einem Koffer mit Geld an die CDU." Der Grünen-Politiker | |
stellte klar, er verlange Aufklärung. "Wenn das nicht geschieht, halte ich | |
eine Verfassungsklage für dringend erforderlich." | |
Der Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber soll Schmiergeld eingesetzt haben, | |
um 1991 den in der damaligen Regierung von Kanzler Helmut Kohl (CDU) | |
umstrittenen Verkauf von 36 Thyssen-Panzern nach Saudi-Arabien | |
durchzusetzen. Der Vorgang war Teil der weitverzweigten Parteispendenaffäre | |
der CDU unter Kohl. | |
Die Union reagierte empört auf den Schmiergeld-Verdacht. "Ich finde diese | |
Unterstellung ganz unerhört", sagte CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer Peter | |
Altmaier im ARD-"Morgenmagazin". Ströbele habe "keinen einzigen | |
Anhaltspunkt dafür vorweisen können". | |
Der frühere Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik, | |
kritisierte den möglichen Panzerdeal. Es sei mehr als bedenklich, in der | |
gegenwärtigen Situation Waffen in das Land zu liefern, sagte der Ex-Berater | |
von Altkanzler Kohl im Deutschlandfunk. Saudi-Arabien müsse als | |
Krisenregion eingestuft werden. Die dortige Regierung wehre sich massiv | |
gegen den Veränderungsprozess in der arabischen Welt. | |
Auch der erste parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, | |
Volker Beck, will die Bundesregierung durch die bei der Berliner | |
Staatsanwaltschaft erstattete Anzeige zwingen, Auskunft über die angebliche | |
Lieferung von 200 Leopard-Panzern zu geben. Solange die Bundesregierung zu | |
den Verhandlungen im Bundessicherheitsrat schweige, bestehe zumindest ein | |
Anfangsverdacht, dass bei der Lieferung der Panzer gegen das | |
Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen werde, sagte er der "Süddeutschen | |
Zeitung" (Freitagsausgabe). Das Gesetz verbiete die Ausfuhr von | |
Kriegswaffen aus dem Bundesgebiet ohne Genehmigung, betonte Beck. | |
Die Grünen verlangten außerdem das Ende der Ausbildungstätigkeit der | |
Bundespolizei in Saudi-Arabien. Grundsätzlich sei Saudi-Arabien kein | |
demokratischer Staat, bei dem die Achtung der Menschenrechte ohne weitere | |
Prüfung vorausgesetzt werden könne. Vordergründig gehe es zwar um die | |
Vermittlung von Fähigkeiten zur Grenzsicherung, heißt es in einem Antrag | |
der Bundestagsfraktion. In der Praxis würden aber auch Fähigkeiten | |
vermittelt, die der Niederschlagung von Oppositionsbewegungen dienen | |
könnten. | |
7 Jul 2011 | |
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