# taz.de -- Panzerdeal-Abstimmung im Bundestag: Geheim bleibt geheim | |
> Die Opposition scheitert im Bundestag damit, das Panzergeschäft der | |
> Regierung mit Saudi-Arabien zu stoppen. Zu Details schweigt Schwarz-Gelb | |
> weiter - und wirft SPD und Grünen "Heuchelei" vor. | |
Bild: Angelegentlich betrachtete Kanzlerin Merkel ihre Nägel - der Abstimmung … | |
BERLIN dpa | Die Opposition ist mit dem Versuch gescheitert, das | |
umstrittene Panzergeschäft mit Saudi-Arabien zu stoppen. Im Bundestag | |
schmetterte die schwarz-gelbe Koalition entsprechende Anträge am Freitag | |
klar ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gab weiterhin keine Auskunft | |
über die geplante Lieferung von Leopard-2-Panzern. Aus dem Kanzleramt | |
verlautete lediglich, dass Saudi-Arabien noch keine deutschen Panzer | |
bekommen habe. | |
Für drei Anträge von SPD, Grünen und Linkspartei, das Milliardengeschäft zu | |
widerrufen, gab es im Bundestag erwartungsgemäß keine Mehrheit. Auch der | |
Versuch, von der Regierung Details zu erfahren, misslang. Merkel wies | |
Kritik in einem Interview erstmals zurück. Im Bundestag griffen jedoch | |
weder die Kanzlerin noch ihre Minister in die Debatte ein. | |
Koalitionsabgeordnete warfen vor allem SPD und Grünen wegen früherer | |
Rüstungsgeschäfte "Heuchelei" vor. | |
Die Pläne zur Lieferung von 200 modernen Kampfpanzern deutscher Produktion | |
sorgen schon seit Tagen für Kritik. Saudi-Arabien hatte sich im Frühjahr an | |
der Niederschlagung von Protesten im Nachbarland Bahrain beteiligt. Das | |
autoritär regierte Königreich steht auch wegen der Missachtung von Bürger- | |
und Menschenrechten international in der Kritik. | |
Die Opposition warf der Regierung abermals vor, mit der Liefererlaubnis der | |
arabischen Demokratiebewegung zu schaden. Außerdem verliere die deutsche | |
Außenpolitik ihre Glaubwürdigkeit. SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte: "Die | |
Waffen, die Sie liefern wollen, bedrohen nicht den Iran, sondern die | |
Demokratiebewegung." Die Koalition versuche, vom "Desaster" ihrer | |
Libyen-Politik abzulenken. Linke-Fraktionschef Gregor Gysi sprach von einem | |
"Skandal". | |
## "Stabilitätsanker" Saudi-Arabien | |
Für die Koalition sprachen nur Abgeordnete aus der zweiten Reihe. Außerhalb | |
des Parlaments äußerte sich Merkel jedoch. Die Beschlüsse des | |
Bundessicherheitsrats - der vergangene Woche für den Export grünes Licht | |
gab - seien "aus gutem Grund geheim", sagte sie der Mittelbayerischen | |
Zeitung. Die Regierung leiste "selbstverständlich ihren Beitrag, um die | |
demokratische Entwicklung in Nordafrika und im Nahen Osten zusammen mit | |
unseren Partnern weiter zu unterstützen". | |
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) betonte in Berlin: "Die Sache der | |
Menschenrechte ist für uns nicht verhandelbar. Aber wir haben, wenn wir an | |
die Region denken, auch strategische und auch Sicherheitsinteressen für uns | |
und unsere Verbündeten stets zu beachten." Verteidigungsminister Thomas de | |
Maizière (CDU) nannte Saudi-Arabien im WDR einen "Stabilitätsanker" in der | |
Region. | |
Mehrfach wurde aus der Koalition darauf verwiesen, dass das Geschäft mit | |
dem Königreich noch keineswegs perfekt sei. CDU/CSU-Fraktionschef Volker | |
Kauder sagte in der ARD: "Wenn das Geschäft jemals zustande käme, wird das | |
nicht in den nächsten zwei, drei Jahren ablaufen." Im Augenblick gebe es | |
keine neuen Waffenlieferungen, mit denen in Nordafrika Krieg gegen die | |
Bevölkerung geführt werden könne. | |
Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele forderte Merkel auf, mit | |
ihrer Autorität als Kanzlerin den Geheimhaltungsbeschluss einfach | |
aufzuheben. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte dazu, auch die | |
Geschäftsordnung des Bundessicherheitsrats sei als "Verschlusssache" | |
eingestuft. Die schwarz-gelbe Regierung halte sich "exakt an das Verfahren, | |
das auch alle Vorgängerregierungen angewandt haben". | |
8 Jul 2011 | |
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