# taz.de -- Kommentar Panzerdeal: Hebt die Geheimhaltung auf! | |
> Wer Waffen verkauft, beteiligt sich an Kriegen und Konflikten - ob | |
> beabsichtigt oder nicht. Öffentlich kontrolliert wird diese Art der | |
> militärischen Außenpolitik nicht. | |
Militärpolitik ist in Deutschland nicht Sache der Regierung. Der Einsatz | |
der Bundeswehr wird nicht im Kanzleramt entschieden, sondern im Bundestag. | |
Man darf ruhig kritisieren, dass die Parlamentarier diese Aufgabe nicht mit | |
der nötigen Sorgfalt wahrnehmen. Doch immerhin: Die Entscheidung findet in | |
der Öffentlichkeit statt. Wenn der demokratische Souverän denn wollte, er | |
könnte sich in die Debatte einmischen. | |
Auch wer Waffen verkauft, beteiligt sich an Kriegen und Konflikten - ob | |
beabsichtigt oder nicht. Mit dem "Leopard" soll eine der schlagkräftigsten | |
Kampfmaschinen nach Saudi-Arabien gehen, die es für Bodentruppen gibt. | |
Entsprechend kontrolliert wird diese Art der militärischen Außenpolitik | |
aber nicht. Die Entscheidungen von höchster außenpolitischer Brisanz werden | |
von einem geheimen Kabinettsausschuss gefällt, der weder seine | |
Entscheidungen noch die Begründung für diese öffentlich machen muss. | |
Wer angesichts solch wichtigtuerischer Geheimhaltung bei dem Panzer-Deal | |
mit Saudi-Arabien über verwinkelte Züge einer raffinierten geopolitischen | |
Strategie spekuliert, der schmeichelt der Bundesregierung mehr, als er sie | |
kritisiert. Denn immerhin wird damit unterstellt, die Entscheidung auf der | |
Basis einer - wenn auch kritikwürdigen - außenpolitischen Strategie gefällt | |
zu haben. Eine solche gibt es aber gar nicht. Oder sie spielte im aktuellen | |
Fall keine Rolle. | |
Denn in der deutschen Rüstungsexportpolitik gilt in der Praxis noch immer, | |
dass es keine guten Gründe für den Export geben muss. Es reicht, wenn es | |
keine Gründe dagegen gibt. Und die Unterdrückung von Demokratiebewegungen | |
ist offenbar kein Grund. Zumindest wenn es um die Unterstützung einer | |
leidenden, milliardenschweren Branche geht, der die Bundeswehr künftig kaum | |
noch schwere Panzer wie den "Leopard" abkaufen wird. | |
Aufbrechen kann man diese Logik weder durch immer neue Richtlinien noch | |
durch neues Regierungspersonal - das zeigt die Kontinuität der | |
Rüstungsexportpolitik über die letzten Jahrzehnte. Die Geheimhaltung muss | |
beendet werden. Ihre einzig plausible Funktion ist die Verhinderung einer | |
öffentlichen Debatte. Auch der Export von Rüstungsgütern ist Teil der | |
Außenpolitik - und darf nicht länger der demokratischen Kontrolle entzogen | |
werden. | |
5 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Eric Chauvistre | |
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