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# taz.de -- Kommentar Deutsche Familienunternehmen: Geheimsache Wohlstand
> Deutsche Familienunternehmen sind reaktionär. Das macht nach dem
> Schlecker-Desaster der aktuelle Skandal um den geplanten Panzerverkauf an
> Riad deutlich.
Noch so ein Unternehmen, das Weltruf genießt, sich aber in der Hand einer
Familie befindet, die keine Absicht hat, die Öffentlichkeit über ihr
Geschäftsgebaren aufzuklären: Krauss-Maffei Wegmann. Das ist der Konzern,
der Saudi-Arabien mit dem Kampfpanzer Leopard 2 beliefern möchte. Hätte
nicht eine etwas bizarre Kampagne Namen hervorgewühlt und sich ein
Miteigentümer zur Stellungnahme aufgerufen gefühlt – man wüsste bis heute
nichts über die Menschen, die am Exportwunderprodukt „Leo“ verdienen.
An Skandalen wie dem geplanten Panzerverkauf an Riad wird nun deutlich, wie
reaktionär das deutsche Familienunternehmenswesen ist. So wenig, wie der
Schlecker-Patriarch sich in die Karten blicken ließ, bis seine
Drogeriekette samt 13.000 Jobs unterging, so wenig brauchen die
KMW-Eignerfamilien sich für ihre Geschäfte zu rechtfertigen – noch nicht
einmal im Nachhinein. Das wäre bei einer Aktiengesellschaft anders, wie
Deutsche-Bank- oder Bayer-Manager wissen, die sich seit Jahrzehnten der
„Kritischen Aktionäre“ erwehren müssen.
Im Fall des Saudi-Deals wird die undurchsichtige Konzernpolitik noch
ergänzt durch die Geheimhaltung, die der genehmigende Bundessicherheitsrat
pflegt. Doch merken die Regierungsmitglieder im Sicherheitsrat offenbar
genau wie die Saudi-Prinzen, dass die deutsche Öffentlichkeit es nicht
billigt, ein Regime mit Panzern zu beliefern, die gerade auch zur
Niederschlagung von Demokratiebewegungen in der Stadt konzipiert sind.
Doch beginnt die Debatte damit ja erst. Der Nahe Osten soll das
Liefergebiet der Zukunft werden. Demokratien sind dort rar. Doch es wird
nicht mehr lange dauern, bis in der Debatte darüber, wer mit deutscher Ware
versorgt wird, die Worte „Arbeitsplätze“ und „Wohlstand“ fallen. Dann …
die Empörung bestimmt nach.
18 Jun 2012
## AUTOREN
Ulrike Winkelmann
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