| # taz.de -- Rüstungsexportbericht vorgestellt: Deutsche Waffen für die Welt | |
| > Mit milliardenschweren Neuaufträgen und Ausfuhren lieferte Deutschland | |
| > auch 2010 viele Waffen. Unter den Empfängern sind immer häufiger | |
| > Entwicklungsländer. | |
| Bild: Beliebte Bestellung: deutsche Panzer. | |
| BERLIN taz | Was soll man zu so einem unangenehmen Thema auch schon groß | |
| sagen. Ohne Aussprache wurde am Mittwochmorgen der Rüstungsexportbericht | |
| für das Jahr 2010 vom Kabinett abgenickt. So blieb Kanzlerin Angela Merkel | |
| und ihren Ministerinnen und Ministern mehr Zeit für leichtere Themen, wie | |
| die besonders bei der FDP beliebten Steuerentlastungen. Die Stimmung in der | |
| Runde war gut, Wirtschaftsminister Philipp Rösler bedankte sich bei | |
| Finanzminister Wolfgang Schäuble für die gelungene Zusammenarbeit. | |
| Die Fakten des Rüstungsexportberichts ändern sich dadurch natürlich nicht. | |
| 2010 erteilte Deutschland demnach in Höhe von 4,8 Milliarden Euro | |
| Einzelausfuhrgenehmigungen, im Vorjahr waren es mit 5 Milliarden Euro etwas | |
| mehr. Bei den tatsächlichen Lieferungen gab es einen regelrechten Boom des | |
| Geschäfts: Mit 2,1 Milliarden Euro erhöhten sich die Ausfuhren um rund die | |
| Hälfte. | |
| Ein großer Teil der Lieferungen sei an Nato-Partnerländer gegangen, sagte | |
| Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Doch auch in | |
| Entwicklungsländer wurden Waffen geliefert: 7,7 Prozent gingen in die armen | |
| Staaten, in denen die Waffen oft unkontrollierbar verwendet werden. | |
| Rüstungsexporte unterteilen sich in Kriegswaffenexporte und sonstige | |
| Exporte, wie etwa die Ausfuhr von Technologie. Gerade bei den | |
| Kriegswaffenlieferungen in Nicht-Nato-Länder gab es einen sprunghaften | |
| Anstieg von 180 Millionen Euro im Jahr 2009 auf 453 Millionen Euro im Jahr | |
| 2010. | |
| (Während die Genehmigungen für Rüstungsexporte sanken, stiegen dieses Jahr | |
| die Waffenausfuhren.) | |
| Auch der Wert von Kleinwaffenlieferungen in Drittländer nahm deutlich zu - | |
| von 14 auf 16 Millionen Euro. Gerade dieser Bereich ist besonders sensibel. | |
| Selbst die Bundesregierung spricht in dem Bericht von einer "besonderen | |
| Problematik" der Kleinwaffen, da diese besonders in Krisengebieten genutzt | |
| würden. | |
| ## "Nicht tolerierbar" | |
| Die Grünen-Verteidigungspolitikerin Katja Keul kritisierte die Politik der | |
| Bundesregierung: "Kriegswaffenausfuhren sind nicht tolerierbar", sagte sie, | |
| "das steht auch im Grundgesetz." | |
| Sie fordert eine stärkere parlamentarische Kontrolle des Bereichs, der | |
| bisher im Bundessicherheitsrat ohne Transparenz abgehandelt wird. Über | |
| derartige Pläne könne er jedoch "nicht berichten, sagte Regierungssprecher | |
| Steffen Seibert. | |
| (Ausfuhren nach Empfängern sortiert. Werte sind gestapelt, so dass sie | |
| gemeinsam den Gesamtwert anzeigen. Enthält keine Sammelgenehmigungen.) | |
| Keul verlangte zudem, dass die Zahlenangaben früher vorgelegt werden. | |
| Schließlich seien die Statistiken für das Jahr 2010 nicht erst jetzt, | |
| sondern schon Monate früher verfügbar. | |
| Auch Saudi-Arabien wurde laut Bericht von deutschen Firmen mit Waffen, | |
| insbesondere mit Kleinwaffen, beliefert. Dies rechtfertigte ein Sprecher | |
| des Außenministeriums am Mittwoch in Berlin: "Saudi-Arabien ist ein | |
| wichtiger Partner Deutschlands", sagte er, "politisch und wirtschaftlich." | |
| (Grafiken von Lalon Sander) | |
| 7 Dec 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Gordon Repinski | |
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