# taz.de -- Koalitionsverhandlungen: Schwarz ist die Nacht, rot sind die Augen | |
> Am Dienstag treffen sich SPD und CDU zur wohl letzten Verhandlungsrunde. | |
> Es dürfte spät werden, denn sie müssen noch einige Hindernisse aus dem | |
> Weg räumen. | |
Bild: Na, sind da nicht schon Ansätze von Augenringen sichtbar? | |
Es dürfte extra starken Kaffee geben, wenn sich am Dienstagnachmittag die | |
rot-schwarzen Unterhändler zu ihrer voraussichtlich letzten Sitzung | |
treffen. Ab 15 Uhr sollen all jene Fragen geklärt werden, die in den | |
vorangegangenen neun großen Runden offen blieben. Auch die | |
Ressortzuschnitte der SenatorInnen und die Verteilung der Posten unter den | |
beiden Parteien stehen auf dem Plan. Sowie die Präambel für die erste | |
"große" Koalition in Berlin seit 2001. Die zehnte Verhandlungsrunde wird | |
nach Einschätzung vieler Beteiligter bis weit in die Nacht dauern - aber | |
letztlich erfolgreich abgeschlossen enden. | |
Die Liste der offenen Streitpunkte ist lang, und sie umfasst fast alle | |
künftigen SenatorInnenressorts. Beispiel Bildung: Die CDU möchte die | |
Verbeamtung der LehrerInnen wieder einführen. Die SPD hatte diese zusammen | |
mit der damaligen PDS 2003 abgeschafft, weil sie für die Pensionskassen des | |
Landes ihrer Ansicht nach zu teuer war. Beispiel Integration: Die SPD setzt | |
sich für ein kommunales Wahlrecht für Nicht-EU-BürgerInnen ein, die CDU | |
lehnt dies ab. Beispiel Finanzen: Die von der SPD propagierte City-Tax - | |
ein fünfprozentiger Aufschlag auf den Zimmerpreis für TouristInnen - hält | |
die Union für Abzocke. | |
Trotz aller Dissense ist es unwahrscheinlich, dass die geplante | |
rot-schwarze Koalition auf den letzten Metern scheitern wird. Die | |
Hindernisse seien "nicht unüberbrückbar", sagte am Montag etwa Mark | |
Rackles, der für die SPD am Verhandlungstisch sitzt. Vor allem die CDU | |
müsse sich vor dem Finale noch sortieren, forderte der Parteilinke den | |
designierten Koalitionspartner auf. Rackles, der sich nach der | |
Abgeordnetenhauswahl Mitte September vehement für eine rot-grüne Koalition | |
eingesetzt hatte, bewertete den Verlauf der bisherigen Verhandlungen | |
positiv: Sie seien "erstaunlich pragmatisch" verlaufen, im Gegensatz zu dem | |
kurzen Verhandlungsintermezzo mit den Grünen. | |
"Bis sechs Uhr am Mittwoch morgen" werde man reden, sollte dies nötig sein, | |
sagte Michael Braun am Montag. Er verhandelt für die CDU den Bereich | |
Kultur. Dass es etwas länger gehen könnte, sei durchaus normal bei | |
Koalitionsgesprächen - schließlich strebe man solide Ergebnisse an. Braun | |
geht letztlich ebenfalls von einem Erfolg aus. | |
Derweil blühen erwartungsgemäß die Spekulationen, wer welche | |
SenatorInnenposten bekommt. Als sicher gilt, dass CDU-Fraktions- und | |
Parteichef Frank Henkel eine herausragende Position bekommt, entweder | |
Wirtschaft oder Innenpolitik. Auch sein SPD-Gegenpart Michael Müller strebt | |
in den Senat. Und der parteilose, auf SPD-Ticket agierende | |
Noch-Finanzsenator Ulrich Nußbaum soll bleiben dürfen. Die Spekulationen | |
werden auch am Mittwoch weitergehen: Namen von SenatorInnen werden, so die | |
Ansage im Vorfeld, am Ende der Sitzung noch nicht verkündet. Das sei | |
letztlich Aufgabe der Parteien. | |
Damit bleibt auch die Zahl der Frauen am Senatstisch unklar. Gerüchte, dass | |
die CDU keiner einzigen Frau aus ihren Reihen einen Senatorinnenposten | |
geben will, wies Emine Demirbüken-Wegner zurück. Das sei ihr "neu", sagte | |
das Unionsmitglied im Abgeordnetenhaus am Montag der taz. Sie gilt als eine | |
Kandidatin. | |
14 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
Alke Wierth | |
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Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
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