# taz.de -- Winfried Hermann über "S 21": "Deshalb mache ich auch weiter" | |
> Wenn die Volksabstimmung pro Neubau ausgehe, trete er zurück, sagte einst | |
> der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann. Heute hält er die Aussage | |
> für einen unglücklichen Einstand. | |
Bild: S21-Gegner warten noch hoffnungsvoll auf das Ergebnis der Volksabstimmung. | |
taz: Herr Herrmann, von verschiedenen Seiten wird jetzt Ihr Rücktritt | |
gefordert, den Sie bislang ablehnen. Kann Ihnen der Job denn überhaupt noch | |
Spaß machen, wenn Sie nun den Tiefbahnhof bauen müssen? | |
Winfried Herrmann: Auch die letzten Wochen und Monate waren nicht einfach, | |
weil einige Leute einfach nicht akzeptieren können, dass ein Grüner | |
Verkehrsminister ist und ein anderes Konzept von Mobilität hat. Ich sehe es | |
aber nach wie vor als meine Mission an, dass wir eine nachhaltige | |
Verkehrspolitik umsetzen. Das wird jetzt mit Stuttgart 21 nicht einfacher, | |
aber auch das werden wir hinkriegen. | |
Zum Amtsantritt haben Sie in der taz angekündigt, die Verantwortung für das | |
Bahnprojekt abzugeben, wenn die Volksabstimmung pro Neubau ausgeht. Stehen | |
Sie jetzt zur Ihrem Wort? | |
Dieses taz-Interview war ein unglücklicher Einstand. Danach haben mir viele | |
gesagt: Du musst das machen und du bist der Richtige dafür. Das nehme ich | |
als Auftrag und deshalb mache ich auch weiter. Im Übrigen bin nicht ich, | |
sondern die Deutsche Bahn ist Bauherr und das Land ist Partner. | |
Angesichts der vielen Umfragen, die für Stuttgart 21 gesprochen haben, | |
mussten die Grünen doch davon ausgehen, die Abstimmung zu verlieren. Selbst | |
eine einfache Mehrheit wäre am Quorum gescheitert. Und das Quorum hätten | |
Sie nur mit den Stimmen der CDU senken können. Warum haben die Grünen vor | |
der Wahl trotzdem immer so getan, als ob der Ausstieg auf diesem Weg | |
klappen könnte? | |
Wir haben gesagt, dass wir alles tun wollen, um der Bevölkerung die | |
Möglichkeit zur Abstimmung zu geben. Und auch wenn das jetzt alle | |
kleinreden, die Volksabstimmung war ein erfolgreiches Projekt mit einer | |
hohen Beteiligung. Uns war dabei aber immer bewusst, dass das Votum auch | |
anders ausgehen kann, als man sich das wünscht. Es ist eine | |
Selbstverständlichkeit, dass wir dieses klare Votum auch akzeptieren. | |
Aber angesichts der Umfragen konnte nicht nur, sondern musste dieses Votum | |
fast so ausgehen. Warum gaben Sie sich trotzdem so optimistisch? | |
Ich habe auf vielen Veranstaltungen viel Zustimmung erlebt. Dabei hatte ich | |
durchaus den Eindruck, dass wir die Volksabstimmung gewinnen können und | |
vielleicht sogar das Quorum erreichen können. Zugegeben, das war im | |
Rückblick etwas zu optimistisch. | |
Fassen wir mal zusammen: Die Hamburger Schulreform ist am Votum des Volkes | |
gescheitert. Nun der Ausstieg aus einem Verkehrsprojekt. In dem Moment, in | |
dem die Grünen ihre Ideen zur Abstimmung stellen, scheitern sie. Welche | |
Aussicht haben die Grünen angesichts dieser Tatsache im Bund? | |
Erstens sind wir nicht durchgängig gescheitert. Eine Lehre muss aber sein, | |
dass wir solche Entscheidungen länger vorbereiten und es im Vorfeld mehr | |
Bürgerbeteiligung gibt. Wir werden auch auf Bundesebene dafür sorgen, dass | |
es zukünftig mehr Beteiligung gibt. Es gab immer auch Skeptiker der | |
direkten Demokratie, die sagen, dass eine Volksabstimmung immer konservativ | |
ausgehen würde. Das war für mich nie ein Argument. Die Herausforderung ist | |
eben, dass man auch die Mehrheit gewinnen muss. | |
29 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
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