# taz.de -- Suche nach einem Atommüllendlager: Gorleben-Aus ist möglich | |
> Umweltverbände drängen vor dem Bund-Länder-Gipfel darauf, Gorleben | |
> auszuschließen. Niedersachsens Umweltminister Stefan Birkner (FDP) lehnt | |
> dies jedoch ab. | |
Bild: Bei Gorleben geht es auch um ein Symbol. | |
BERLIN taz | Unmittelbar vor den Gesprächen von Bund und Ländern über ein | |
neues Endlager-Suchgesetz am Donnerstag haben Umweltverbände den Druck | |
erhöht, Gorleben dabei als Standort komplett auszuschließen. [1][Greenpeace | |
stellte am Mittwoch ein Gutachten vor], nachdem ein solcher Ausschluss | |
rechtlich problemlos möglich ist. | |
Damit trat die Umweltorganisation der Position entgegen, dass eine | |
Vorabentscheidung gegen den Standort Gorleben später aus der Region des | |
dann ausgewählten Endlagerstandorts gerichtlich angefochten werden könnte. | |
So hatte etwa [2][die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl im | |
taz-Streitgespräch vom 1. Februar argumentiert.] | |
Der Rechtsanwalt Ulrich Wolleteit, der diese Frage für Greenpeace | |
analysiert hat, kommt zu dem Schluss, dass ein Gorleben-Ausschluss nicht | |
gegen den Gleichheitssatz des Grundgesetzes verstoße, weil es "hinreichend | |
sachliche Gründe" gebe, die eine Sonderbehandlung rechtfertigten. | |
Dazu gehörte das intransparente Verfahren, in dem Gorleben ursprünglich | |
ausgewählt wurde, die bereits am Standort errichteten Anlagen wie das | |
Zwischenlager, die zu einer Vorfestlegung führen könnten, sowie das Risiko, | |
dass die Sicherheitskriterien speziell an den Standort angepasst werden | |
könnten. | |
## Kontaminierter Entscheidungsspielraum | |
Dadurch, so Wolleteit, würde der Entscheidungsspielraum des Gesetzgebers | |
"zwangsläufig kontaminiert", wenn Gorleben eine Option bleibe. Greenpeace | |
sieht das Gutachten als Beleg, dass ein Ausschluss von Gorleben nicht nur | |
möglich, sondern für einen glaubwürdigen Neustart der Endlagersuche | |
"zwingend notwendig" ist, wie Atomexperte Tobias Riedle sagte. | |
Auch die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg drängte erneut auf | |
einen endgültigen Verzicht auf Gorleben. "Die Fehler der Vergangenheit | |
müssen aufgearbeitet werden", sagte die Vorsitzende Kerstin Rudek. | |
Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) erklärte zum Greenpeace-Gutachten, dass sie zwar | |
die sachliche Kritik an Gorleben teile. "Die Rechtsunsicherheit wird durch | |
das Gutachten für mich aber nicht ausgeräumt", sagte sie. Ihr Ziel bleibe | |
daher, Gorleben rechtssicher im Rahmen des Verfahrens auszuschließen. | |
Auch der neue niedersächsische Umweltminister Stefan Birkner (FDP) wies die | |
Forderungen nach einem kompletten Gorleben-Aus zurück. "Es wäre nicht | |
richtig, Gorleben rein politisch im Voraus als Standort auszuschließen", | |
sagte er der taz. | |
## Offen und transparent | |
Zugleich trat er aber auch Forderungen aus der Union entgegen, dass | |
Gorleben auf jeden Fall zu den Standorten gehören müsse, zwischen denen am | |
Ende die Entscheidung falle. "Das wäre ebenso falsch. Wie alle anderen | |
Standorte auch muss Gorleben zu jedem Zeitpunkt an den jeweils vorgegeben | |
Kriterien gemessen werden und natürlich auch aus dem Verfahren ausscheiden | |
können." | |
Die Sorge, dass die Kriterien speziell an den Standort Gorleben angepasst | |
werden könnten, wies Birkner zurück. "Das darf nicht passieren", sagte | |
Birkner. "Weder um den Standort auszuschließen, noch um ihn zu fixieren." | |
Verhindern ließe sich das durch "eine offene und transparente Diskussion". | |
Bund und Länder verhandeln an diesem Donnerstag erneut über das geplante | |
Endlager-Suchgesetz. Ein neuer Entwurf, der der taz vorliegt, sieht eine | |
verbesserte Öffentlichkeitsbeteiligung vor. Die Streitpunkte, wie mit | |
Gorleben umgegangen wird und wann und wie die Kriterien festgelegt werden, | |
bleibt darin aber weiter ungelöst. | |
8 Feb 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/Kurzgut… | |
[2] /Endlagersuche-in-Gorleben/!86761/ | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Endlager Gorleben: Röttgens Wahlkampftricks | |
Dank des NRW-Wahlkampfes ist Norbert Röttgen auf einmal für einen | |
Erkundungsstopp in Gorleben. Doch der Umweltminister spielt gefährlich auf | |
Zeit. | |
Bund will Erkundung von Gorleben stoppen: Ende des potenziellen Endlagers? | |
Die Bundesregierung will die Arbeiten in Gorlebens Salzstock laut einem als | |
„Einigungsvorschlag“ betitelten Papier des Umwelt-ministeriums beenden. | |
Kritiker warnen. | |
Suchverfahren Atommüllendlager: Streitpunkte vertagt | |
Zentrale Fragen zum Gesetzentwurf bleiben beim Bund-Länder-Treffen offen. | |
Die SPD-Bundestagsfraktion übt scharfe Kritik am "Gorleben-Findungsgesetz". | |
Linke bezichtigt Merkel der Gorleben-Lüge: Warnung ignoriert | |
Dokumente des Untersuchungsausschusses belegen, dass eine Studie zur | |
Endlagerung in Salzstöcken in der Öffentlichkeit falsch dargestellt wurde. | |
Atomkraftgegner in Gronau: Vor Ort gegen die Atomkraft | |
Deutschlands Urananreicherungsanlage steht in Gronau. Dort wollen | |
Atomkraftgegner auf einer internationalen Urankonferenz neue Aktionen | |
planen. | |
Endlager Gorleben: Streit bei und mit den Grünen | |
Der Gorlebener Salzstock bleibt der Knackpunkt bei der Endlagersuche. Die | |
Grünen sind uneins darüber, wie weiter verfahren werden kann. | |
Endlagersuche in Gorleben: "Wir sind gebrannte Kinder" | |
Faule Kompromisse versus gefährliche Strategien? Ein Streitgespräch | |
zwischen Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) und Wolfgang Ehmke (BI | |
Lüchow-Dannenberg). | |
Umweltminister Röttgen will neue Behörde: Bundesinstitut für Endlagerung | |
Der Entwurf für ein "Standortauswahlgesetz" sieht eine neue Ethikkommission | |
vor – und die Entmachtung des Bundesamts für Strahlenschutz. Die Rolle von | |
Gorleben bleibt offen. | |
Streit bei den Grünen: Minister verteidigen Gorleben-Pläne | |
Nach massiver Kritik aus Niedersachsen bleiben die Süd-Grünen hart: | |
Gorleben soll Teil des neuen Endlager-Verfahrens bleiben. Man wolle aber | |
die "Befindlichkeiten ernst nehmen". |