| # taz.de -- Vorwahlen in den USA: Noch nie wurde so viel gelogen | |
| > Ideologie bestimmt den US-Vorwahlkampf, neue Lösungen für Probleme hat | |
| > keiner der Bewerber. Sogar das Establishment der Republikaner ist | |
| > entsetzt. | |
| Bild: Einige haben sichtlich Spaß am Vorwahlen-Spektakel in den USA: Anhänger… | |
| BERLIN taz | Barbara Bush, die in Republikanerkreisen verehrte alte Dame | |
| des Bush-Clans, ist entsetzt. Das seien wohl die „schlimmsten“ Vorwahlen, | |
| die sie in ihrer Partei jemals erlebt habe, gab sie jüngst Journalisten zu | |
| Protokoll. Das Gefühl teilt sie mit vielen im republikanischen | |
| Partei-Establishment. | |
| Vorwahlen sind immer die Zeit der großen Worte, der radikalen Äußerungen, | |
| um die Basis hinter sich zu bringen, um dann, wenn die Nominierung einmal | |
| gesichert ist, sofort wieder in die Mitte zu rutschen und die moderaten | |
| Wechselwähler zu umgarnen. Aber was die Kandidaten in diesem Jahr | |
| aufführen, ist beispiellos in der Geschichte. | |
| Noch nie zuvor war die Kritik der Opposition an einem Präsidenten so | |
| ideologisch, noch nie wurde so viel gelogen. Noch nie war parlamentarische | |
| Arbeit so kompromisslos dem Ziel gewidmet, die Wiederwahl eines Präsidenten | |
| zu verhindern, noch nie bestimmten die radikalsten Teile einer Partei so | |
| sehr den öffentlichen Diskurs wie derzeit bei den Republikanern. | |
| Bei dem wichtigsten Themenfeld, der Wirtschaft, haben die Republikaner | |
| nichts anzubieten, was neu oder erfolgversprechend wäre. Alle Kandidaten | |
| wollen den Haushalt auf Kosten der Ärmsten und der großen Mehrheit der | |
| US-Amerikaner sanieren. Sie wollen dem reichsten „1 Prozent“ – dieser | |
| Begriff der Occupy-Bewegung ist längst in den allgemeinen Sprachgebrauch | |
| übergegangen – weitere Steuererleichterungen zukommen lassen. Jegliches | |
| staatliche Eingreifen, um das weitere Auseinanderklaffen von Arm und Reich | |
| zu verhindern, lehnen sie als „Klassenkampf“ ab. | |
| Insofern liefert der Wahlkampf um die Präsidentschaft tatsächlich ein | |
| Aufeinandertreffen zweier Philosophien. Präsident Barack Obama hat in | |
| seinen jüngsten Schlüsselreden eine Vision beschworen: eine Regierung, die | |
| sich darum kümmert, dass alle US-Amerikaner die gleichen Bildungschancen | |
| bekommen und zu Wohlstand gelangen. Dazu fiel dem republikanischen | |
| Kandidaten Rick Santorum nichts Besseres ein, als zu erklären, Obama wolle, | |
| dass alle zum College gehen, weil sie dort von linken Professoren | |
| indoktriniert würden. | |
| Es ist diese Bereitschaft, um des schnellen Applauses willen offenkundigen | |
| Unsinn zu erzählen, der das Partei-Establishment zur Verzweiflung treibt. | |
| 7 Mar 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernd Pickert | |
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