# taz.de -- Mögliches NPD-Verbotsverfahren: Neonazis im Visier | |
> Auch die Innenminister der Union sind inzwischen für einen Abzug der | |
> V-Leute aus der NPD-Spitze. Für den Plan gibt es viel Zustimmung. | |
Bild: Vielleicht bald verboten: Junger Mann mit NPD-Flagge. | |
BERLIN taz | Die Forderungen nach einem zweiten NPD-Verbotsverfahren werden | |
immer lauter. Die Ankündigung der Unions-Innenminister, Verbindungsleute, | |
V-Leute genannt, in der NPD-Führung für ein mögliches Verbotsverfahren | |
abzuschalten, stößt in allen Parteien auf Zustimmung. Trotzdem werden in | |
der Union hohe Hürden gesehen. Es sei schwer, der rechtsextremen Partei | |
eine aggressiv-kämpferische Haltung nachzuweisen, sagte der | |
CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach der Neuen Osnabrücker Zeitung. | |
Die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich dem Vorsitzenden Frank-Walter | |
Steinmeier zufolge für ein neues NPD-Verbotsverfahren ein. „Es darf nicht | |
auf die lange Bank geschoben, muss aber gründlich vorbereitet werden“, | |
meint Steinmeier. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Länder anders | |
denken würden. | |
Der Druck auf die rechte Szene wird unterdessen größer. Die Süddeutsche | |
Zeitung berichtete am Donnerstag, dass von Anfang Januar bis Anfang März | |
bundesweit 46 Rechtsextremisten festgenommen wurden. Das Blatt bezieht sich | |
auf eine parlamentarische Anfrage der Linkspartei, die auch der taz | |
vorliegt. | |
Die Festgenommenen standen auf einer Fahndungsliste des Bundeskriminalamts | |
(BKA), die 160 Personen umfasst. 37 von ihnen stammen aus Bayern, jeweils | |
29 aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Schon im Dezember | |
berichtete die taz, dass das BKA nach 160 Nazis sucht, die untergetaucht | |
sind. | |
Die Festnahmen könnten als Erfolg für das Bundeskriminalamt gewertet | |
werden. Doch aus der Anfrage geht nicht hervor, wie lange die Fahnder | |
bereits nach den jetzt Festgenommenen suchten. Und nur in 50 der 160 Fälle | |
lag laut Innenministerium eine „politisch-rechts motivierte Tat“ vor. | |
„Diese Berechnung ist extrem fragwürdig“, sagt Ulla Jelpke, innenpolitische | |
Sprecherin der Fraktion Die Linke. Ein Fall, in dem ein bekannter Nazi eine | |
Person türkischer Herkunft würge und sie mit den Worten beleidige: „So was | |
wie ihr gehört vergast“, werde als unpolitisch abgetan. Ein Hitlergruß in | |
Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung falle ebenfalls unter | |
„Sonstiges“. | |
Die Auflistung beinhaltet auch Taten wie Betrugsdelikte, Verstöße gegen das | |
Versicherungspflichtgesetz und Diebstahl. Jelpke fragt sich, wie die | |
Bundesregierung eine solche Statistik unkommentiert weitergeben könne. | |
„Offenbar sind die Sicherheitsbehörden auf dem rechten Auge noch blinder | |
als befürchtet“, sagt sie. | |
15 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Enrico Ippolito | |
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