# taz.de -- Beweise sammeln für ein NPD-Verbot: In sechs Monaten geht es los | |
> Innenminister Friedrich (CSU) will nun Beweise für ein NPD-Verbot | |
> sammeln. Das soll sechs Monate dauern und erst dann könnte ein neuer | |
> NPD-Verbotsversuch beginnen. | |
Bild: NPD-Flagge auf Neonazi-Demo: „Aggressiv-kämpferisches“ Vorgehen? | |
BERLIN taz | In den kommenden sechs Monaten werden die Innenminister | |
konkrete Beweise für ein mögliches NPD-Verbot sammeln. Das kündigte | |
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Dienstag in Berlin vor | |
Journalisten an. Erst dann soll die endgültige Entscheidung fallen, ob es | |
einen neuen Anlauf zu einem Verbotsverfahren gegen die rechtsextremen | |
Partei gibt oder nicht. Der erste Versuch war 2003 wegen der V-Leute des | |
Verfassungsschutzes vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert. | |
Bundesinnenminister Friedrich sagte, politisch spreche einiges für ein | |
Verbot der Partei. So profitiere diese zu einem nicht unerheblichen Umfang | |
von der staatlichen Parteienfinanzierung. Doch nun müsse man überprüfen, ob | |
genügend Beweismittel vorlägen, um der NPD ein „aggressiv-kämpferisches“ | |
Vorgehen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung auch juristisch | |
nachweisen zu können. Eine Entscheidung für einen erneuten Anlauf sei noch | |
nicht gefallen, betonte Friedrich. Gleichzeitig warnte er vor übertriebenen | |
Erwartungen: „Mit einem NPD-Verbot allein ist das Rechtsextremismusproblem | |
nicht gelöst.“ | |
Noch skeptischer äußerte sich am Dienstag der sachsen-anhaltinische | |
Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). „Das politische Wollen kann das | |
juristische Können nicht ersetzen“, sagte er. | |
„Wenn wir dieses Verfahren verlieren aus fahrlässiger Leidenschaft, dann | |
ist der Schaden immens.“ Er erinnerte daran, dass ein Verbot nicht nur in | |
Karlsruhe Bestand haben, sondern auch der Prüfung durch den Europäischen | |
Gerichtshof für Menschenrechte standhalten müsse. Insgesamt könne das | |
Verfahren dadurch fünf Jahre dauern. | |
Am Donnerstag kommen die Innenminister von Bund und Ländern zusammen, um | |
Details des weiteren Vorgehens zu besprechen. Bereits im Vorfeld war | |
bekannt geworden, dass inzwischen nicht nur die Innenminister der SPD, | |
sondern auch die der Union dazu bereit sind, auf vom Verfassungsschutz | |
bezahlte Informanten in den Führungsgremien der NPD zu verzichten – eine | |
Grundvoraussetzung für einen neuen Verbotsantrag. In der kommenden Woche | |
treffen sich außerdem die Ministerpräsidenten der Länder. Auch bei ihrer | |
Konferenz wird es um das Thema gehen. | |
20 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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