# taz.de -- Mali nach dem Militärputsch: An Machthabern wird erste Kritik laut | |
> In der Hauptstadt Bamako ist das Militär kaum noch präsent. Allerorten | |
> wird spekuliert, wie es weitergehen könnte. Der Umsturz wird | |
> international verurteilt. | |
Bild: Seit dem Putsch ist in Bamako der Treibstoff knapp. | |
BAMAKO taz | Vier Tage nach dem Militärputsch kehrt in Malis Hauptstadt | |
Bamako langsam wieder Alltag ein. Die großen Geschäfte an den Hauptstraßen | |
bleiben zwar weiterhin geschlossen, da die Angst vor möglichen Plünderungen | |
noch zu groß ist. Aber die ersten Tankstellen sowie die kleinen Läden in | |
den Seitenstraßen haben wieder geöffnet. Am Sonntagmorgen ist im | |
Stadtzentrum auch vom Militär nicht mehr viel zu sehen. Ab und zu fahren | |
Soldaten mit Gewehren auf Pick-ups vorbei. | |
Trotzdem wird überall darüber spekuliert, wie es nach dem Militärputsch | |
weitergehen könnte. „Gut ist ein Putsch zwar nicht, aber jetzt sind wir | |
endlich ATT los“, sagt etwa Amadou Traoré, der sich in einer kleinen Bar | |
einen Kaffee gekauft hat und nun mit Freunden über die politische | |
Entwicklung diskutiert. | |
ATT ist der gestürzte Präsidenten Amadou Toumani Touré, der in den | |
vergangenen Monaten immer mehr an Glaubwürdigkeit verloren hat. Vor allem | |
aber konnte oder wollte er die Tuareg-Rebellion im Norden nicht stoppen. | |
Dort sind 200.000 Menschen auf der Flucht. Viele denken ähnlich wie der | |
junge Mann. Doch das neue „Nationalkomitee zur Aufrechterhaltung der | |
Demokratie und zur Wiederherstellung des Staates“ (CNRDRE), das unter | |
Führung von Konaré gegründet wurde, steht immer mehr in der Kritik. | |
Die Afrikanische Union, die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft und | |
die UNO haben den Putsch verurteilt. Laut Radio France Internationale | |
sprachen sich 38 Oppositionsgruppen gegen das Nationalkomitee aus und | |
forderten, die alte Verfassung wieder in Kraft zu setzen. | |
## Bewegung des 22. März | |
Auf die Seite der Putschisten steht weiterhin die Partei SADI (Afrikanische | |
Solidarität für Demokratie und Unabhängigkeit) von Oumar Mariko, der als | |
bedeutender Oppositionspolitiker gilt. Gemeinsam mit Verbündeten hat er die | |
Bewegung des 22. März gegründet. Ziel sei es, nach dem Staatstreich zur | |
Demokratie zurückzukehren. | |
Der Putsch des 22. März ist der erste seit mehr als 20 Jahren. Am 26. März | |
1991 stürzte der heute unbeliebte Expräsident Amadou Toumani Touré das | |
damalige Regime und beendete die blutige Militärdiktatur. Ein Jahr später | |
fanden demokratische Wahlen statt. Der Staatsstreich ist in Mali so | |
wichtig, dass deshalb heute ein Feiertag ist. | |
25 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
## TAGS | |
Mali | |
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