# taz.de -- Nach dem Putsch in Mali: Nachbarstaaten stellen Ultimatum | |
> Wenn die Putschisten die Macht nicht bis Montag abgeben, drohen | |
> Sanktionen: Handel soll blockiert und Konten gesperrt werden. | |
> Tuareg-Rebellen erobern Stadt im Norden. | |
Bild: Putschisten-Führer Amadou Haya Sanogo (l.) bekommt Druck. | |
BAMAKO afp/taz | Die Lage für die Putschisten in Mali spitzt sich zu: Rund | |
eine Woche nach dem Staatsstreich vom 21. März haben sechs Nachbarländer | |
den Anführern ein Ultimatum gestellt. Sollte die Macht im Lande nicht | |
innerhalb von 72 Stunden an eine zivile Regierung zurückgegeben und die | |
verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt werden, würden „diplomatische, | |
wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen“ eingeleitet. | |
Das beschloss die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) am | |
späten Donnerstagabend. Das Ultimatum werde am Montag auslaufen, erklärten | |
die Präsidenten von Benin, Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Niger und | |
Nigeria. | |
Sie trafen sich in der ivorischen Hauptstadt Abidjan, nachdem eine | |
Delegation westafrikanischer Staatschefs am Donnerstag mit dem Versuch | |
gescheitert war, in die malische Hauptstadt Bamako zu fliegen, um dort | |
politische Gespräche zu führen. Anhänger der Putschisten hatten den | |
Flughafen von Bamako besetzt. Die aus Abidjan kommende Maschine der | |
Präsidenten machte aus Sicherheitsgründen kehrt und flog nach Abidjan | |
zurück. | |
Meuternde Soldaten hatten vor einer Woche die Regierung des Präsidenten | |
Amadou Toumani Touré gestürzt. Sie begründeten den Putsch mit der | |
Unfähigkeit der Regierung, die Rebellion der Tuareg im Norden zu beenden. | |
Touré hält sich weiterhin in Mali auf, möglicherweise in der Hauptstadt | |
Bamako. | |
Die Ecowas, zu der 15 westafrikanische Staaten gehören, drohte in Reaktion | |
auf die gescheiterte Vermittlung, die Grenzen zu Mali zu schließen und den | |
Handel zu blockieren. Zudem könnten die Konten Malis bei der | |
Westafrikanischen Zentralbank eingefroren werden. Mali gehört zum | |
Währungsraum des westafrikanischen CFA-Franc, der in den meisten Ländern | |
der Region genutzt wird. | |
Ohne Zugang zum Zahlungssystem der in Senegal beheimatete westafrikanischen | |
Zentralbank würde der Zahlungsverkehr in Mali zum Erliegen kommen. Viele | |
westliche Geberländer haben ihre Hilfen für das arme Land nach dem Putsch | |
bereits auf Eis gelegt und leisten nur noch die nötigste humanitäre | |
Hilfe.Die UN-Mission in der Elfenbeinküste hat ihre Patrouillen an der | |
Grenze zu Mali verstürkt. | |
Inmitten dieser politischen Zuspitzung rücken die Rebellen, die bereits | |
große Teile des von der Sahara-Wüste bedeckten Nordens von Mali | |
kontrollieren, weiter vor. Am Freitag vormittag nahmen sie die wichtige | |
Stadt Kidal im Nordosten des Landes ein. | |
Die Armee habe keinen Widerstand geleistet, berichteten Augenzeugen | |
gegenüber AFP. Die Rebellen hätten ihre Offensive am Donnerstag abend | |
gestartet und am Morgen die beiden Militärlager der Stadt überrannt. "Sie | |
rufen Allahu Akbar (Gott ist groß), und wir rufen Allahu Akbar zurück", | |
berichtete ein Augenzeuge. | |
Kidal war in den vergangenen Tagen bereits von den Kämpfern der | |
Tuareg-Rebellenarmee MNLA (Nationalbewegung zur Befreiung von Azawad) und | |
der islamistischen Bewgung "Ansar Dine" umzingelt worden. "Ansar Dine" wird | |
von dem in Kidal geborenen Tuareg-Politiker Iyad ag Ghali geführt, der | |
früher gemeinsam mit Malis Regierung Friedensverhandlungen mit | |
Tuareg-Rebellen führte, jetzt aber selbst in den Aufstand getreten ist. | |
Während die MNLA für die Gründung eines eigenen Staates "Azawad" in Malis | |
Nordhälfte kämpft, fordert "Ansar Dine" die Einführung des islamischen | |
Scharia-Rechts und sol, Verbindungen zur islamistischen "al-Qaida im | |
Islamischen Maghreb" (AQMI) unterhalten. Die AQMI hat Rückzugsgebiete | |
nördlich von Kidal nahe der algerischen Grenze. | |
30 Mar 2012 | |
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