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# taz.de -- Kommentar Nachwahl in Birma: Ein Schock fürs Militär
> In drei Jahren, wenn das gesamte Parlament neu gewählt wird, dürfte Aung
> San Suu Kyi die Regierung in Birma übernehmen. Sofern es mit rechten
> Dingen zugeht.
Die Nationale Liga für Demokratie (NLD) der Friedensnobelpreisträgerin Aung
San Suu Kyi reklamiert einen Erdrutschsieg: Mindestens 43 der 44 Sitze, um
die sich ihre KandidatInnen bewarben, hat die NLD nach eigener Zählung bei
den Nachwahlen am Sonntag gewonnen. Darunter alle vier in der Hauptstadt
Naypyidaw, wo fast nur Beamte wohnen.
Ein Schock für die Militärs. Sie hatten gehofft, Suu Kyis Ausstrahlung wäre
in 15 Jahren Hausarrest verblasst. Schon der Wahlkampf zeigte das
Gegenteil. Jetzt gewann sie laut NLD ihr Mandat mit 90 Prozent.
Die Wahlkommission bestätigte bisher nur, dass die NLD alle sechs Sitze in
der Metropole Rangun (Yangon) gewann. Bis zum offiziellen Ergebnis soll es
noch Tage dauern. Bis dahin könnten Hardliner im Militär die Wahlen noch
unter einem Vorwand abbrechen. 1990 wurden sie erst nach Bekanntgabe der
Ergebnisse annulliert, als die NLD 80 Prozent der Sitze holte.
22 Jahre später ist Birma an einem ähnlichen heiklen Punkt, wo die Militärs
ihre Niederlage eingestehen müssen. Doch jetzt geht es noch nicht um die
Macht, sondern um ein paar symbolische Sitze. Die Wahlkommission könnte der
NLD weniger Sitze zusprechen, als diese für sich reklamiert. Doch ihr jetzt
den Sieg ganz zu nehmen, dürfte nur zum Preis möglich sein, den Reformkurs
zu torpedieren.
Auch mit ein paar NLD-Sitzen weniger als den reklamierten 43 dürfte Birma
2015, wenn das gesamte Parlament zur Neuwahl ansteht, auf Suu Kyis
Regierungsübernahme zusteuern, sofern es mit rechten Dingen zugeht. Bis
dahin wird sich zeigen, ob die Reformkräfte im Militär stärker sind als die
Hardliner. Suu Kyi und die NLD müssen bis dahin zur Isolierung der
Hardliner mit den Reformern kooperieren, ohne sich einbinden zu lassen.
2 Apr 2012
## AUTOREN
Sven Hansen
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