# taz.de -- Währungsreform in Birma: Investoren im Visier | |
> Die Zentralbank wertet die birmesische Währung Kyat auf den | |
> Schwarzmarktkurs zum US-Dollar ab. Die Wechselkursreform gilt als | |
> Schlüssel für die Liberalisierung. | |
Bild: Bisher hatte der offizielle Wechselkurs bei völlig unrealistischen 6,4 K… | |
BERLIN taz | Parallel zu den international viel beachteten Nachwahlen hat | |
Birmas Regierung die Wechselkurse ihrer Landeswährung Kyat reformiert. Die | |
als überfällig angesehene Maßnahme war erst vergangene Woche für den 1. | |
April angekündigt worden. Am Montag veröffentlichte die Zentralbank auf | |
ihrer Webseite erstmals den neuen Referenzkurs von 818 Kyat zum US-Dollar. | |
Um den Kurs, der täglich neu festgelegt wird, soll die Währung künftig in | |
einer engen Bandbreite floaten. Bisher hatte der offizielle Wechselkurs bei | |
völlig unrealistischen 6,4 Kyat zum Dollar gelegen. Dieser Kurs war vor 35 | |
Jahren – zur Zeit des „birmesischen Wegs in den Sozialismus“ – von der | |
Militärregierung unter Diktator Ne Win festgelegt worden. Er galt zuletzt | |
nur noch für Staatsbetriebe. | |
Der Wert des Kyat auf dem Schwarzmarkt, der zwischenzeitlich nur 1.400 zum | |
Dollar erreichte, stieg in den letzten Monaten beständig bis auf 800. Laut | |
Wall Street Journal lag der Kurs in den Wechselstuben am Montagnachmittag | |
nach Schließung der Banken sogar unter dem offiziellen Referenzkurs. | |
Birmas Exporteure hatten gehofft, dass der Kyat billiger bleibt, um | |
gegenüber ausländischen Mitbewerbern konkurrenzfähig zu sein. Dass sie auf | |
dem Schwarzmarkt in den vergangenen Monaten immer mehr für den Kyat zahlen | |
mussten, hatte ihnen schon zu schaffen gemacht. | |
Die Wechselkursreform gilt als Schlüssel für die angestrebte | |
Liberalisierung der Wirtschaft und die Entwicklung des schwachen | |
Banksektors, um Birma für internationale Investoren zu öffnen und ähnlich | |
wie seine südostasiatische Nachbarländer mittels ausländischer Gelder | |
entwickeln zu können. Das von den Militärs heruntergewirtschaftete und von | |
westlichen Sanktionen betroffene Land ist reich an natürlichen Ressourcen, | |
um die besonders die Nachbarstaaten buhlen. | |
Ein weiteres Ziel der Wechselkursreform ist die Einschränkung des | |
Währungsschwarzmarktes, um die weit verbreiteten Korruption sowie die | |
Geldwäsche aus dem Drogenhandel einzudämmen. Birma ist einer der | |
weltgrößten Drogenproduzenten (Opium, Amphetamine). Die Reform dürfte auch | |
die Profite des Militärs aus Rohstoffgeschäften eindämmen, die vielfach am | |
offiziellen Verteidigungshaushalt vorbei erfolgen. | |
Wie heikel eine Währungsreform sein kann, erlebte Birma 1988 unter Ne Win. | |
Der abergläubische Diktator hatte Scheine von 50 und 100 Kyat abschaffen | |
und durch Noten von 45 und 90 ersetzen lassen. Dabei vernichtete er große | |
Sparvermögen. Unruhen folgten. Die gaben der damaligen Demokratiebewegung | |
einen Schub und spülten Aung San Suu Kyi an deren Spitze, endeten aber in | |
einem Militärputsch. | |
3 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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