# taz.de -- Proteste in Birma: Energiewende gegen Stromausfälle | |
> Weil sie die vielen Stromausfälle leid sind, gehen seit Tagen in mehreren | |
> Städten Birmas Menschen mit Kerzen auf die Straße. Die Regierung bittet | |
> um Verständnis. | |
Bild: Kerzenlicht ist zwar schön, auf die Dauer aber kein Zustand, finden die … | |
BERLIN taz | Seit dem vergangenen Sonntag kommt es in mehreren Städten | |
Birmas fast täglich zu Demonstrationen gegen die schlechte Stromversorgung, | |
darunter in den Metropolen Rangun (Yangon) und Mandalay. | |
In Letzterer begannen die Proteste. Oft demonstrieren die Menschen, deren | |
Zahl jeweils zwischen 50 und 1.500 lag, friedlich mit Kerzen. Vereinzelt | |
kam es zu Schlagstockeinsätzen und Festnahmen durch die meist massiv | |
vertretene Polizei. Doch wurden die Festgenommen nach wenigen Stunden | |
wieder freigelassen. | |
Die Proteste sind die größten seit den gewaltsam niedergeschlagenen | |
Demonstrationen buddhistischer Mönche 2007 und ein Test für die | |
Reformbereitschaft der zivilen Regierung. Die löste vor 14 Monaten die | |
Militärjunta ab. 2007 hatten sich die Proteste an der schlechten | |
Versorgungslage und gestiegenen Benzinpreisen entzündet. | |
Die Regierung von Präsident Thein Sein hatte im Herbst ein neues | |
Demonstrationsrecht verabschiedet. Das ermöglicht öffentliche Proteste, | |
sofern sie fünf Tage zuvor bei der Polizei angemeldet und einschließlich | |
der Slogans genehmigt werden. Zuwiderhandlungen sehen Haftstrafen von bis | |
zu einem Jahr vor. | |
## Besserung versprochen | |
Medienberichten zufolge war bisher keine der Demonstrationen, die meist auf | |
Aktivisten der oppositionellen Nationalen Liga für Demokratie der | |
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zurückgehen, angemeldet. Meist | |
reagierte die Polizei, die keine klaren Anweisungen zu haben schien, | |
defensiv – mit Ausnahme der zentralbirmesischen Stadt Pyay (Prome). Dort | |
ging sie Berichten zufolge zeitweilig sehr repressiv vor, womöglich | |
aufgrund eines Missverständnisses. Doch soll sich dort die Situation am | |
Donnerstag beruhigt haben. | |
Bereits am Dienstag hatten staatliche Medien eine „Appell an die | |
Öffentlichkeit“ genannte Erklärung der Elektrizitätsgesellschaft | |
veröffentlicht. Darin wurde um Verständnis für Stromausfälle gebeten und | |
zum Energiesparen aufgefordert. Die schlechte Versorgung wird mit dem | |
niedrigen Wasserstand von Staudämmen begründet sowie mit Angriffen von | |
Rebellen der Kachin auf das Stromnetz. | |
„Es ist normal in einem demokratischen Land, dass Menschen ihre Wünsche | |
durch Proteste äußern,“ erklärte Präsidentenberater Ko Ko Hlaing am | |
Donnerstag. „Aber sie müssen sich an die Gesetze halten.“ Die Regierung | |
verspricht durch Anschaffung von Generatoren aus den USA in den nächsten | |
Wochen Besserung. Auch würde Regen den Wasserkraftwerken helfen. Washington | |
hatte kürzlich seine Sanktionen gelockert, die den Konzernen Caterpillar | |
und General Electric jetzt die von Birma gewünschten Lieferungen | |
ermöglichen. | |
Bisher ist nur ein Viertel der Bevölkerung an das Elektrizitätsnetz | |
angeschlossen. Laut Regierung beträgt die Gesamtkapazität in der momentanen | |
Trockenheit 1.340 Megawatt, die Nachfrage aber 1.850. Zugleich versorgt | |
Birma aber auch Chinas Nachbarprovinz Yunnan mit Gas. | |
25 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Myanmar | |
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