# taz.de -- Eurokrise und Finanztransaktionssteuer: Gezerre um neue Steuer | |
> Noch ist die geplante Finanztransaktionsteuer nicht beschlossen. Die | |
> Opposition fordert mindestens einen Kabinettsbeschluss. | |
Bild: „Jetzt“ ist ein dehnbarer Begriff: Opposition und Regierung verhandel… | |
BERLIN taz | Am Mittwoch treffen sich Regierung und Opposition, um die | |
Bedingungen für das Ja zum Fiskalpakt auszuhandeln. Schwarz-Gelb muss SPD, | |
Grüne und die Länder zur Zustimmung bewegen, denn in Bundestag und -rat | |
sind Zweidrittelmehrheiten nötig. | |
Derzeit laufen im Vorfeld die Deals. Ein Kampfplatz ist die | |
Finanztransaktionsteuer. In der vergangenen Woche schien die FDP ihren | |
zähen Widerstand gegen die Steuer aufgegeben zu haben. | |
Doch so eindeutig ist es nicht. Auch aus der Union kommen widersprüchliche | |
Signale. Der CDU-Wirtschaftsrat erklärte, die Steuer mache ohne die | |
Beteiligung Großbritanniens gar „keinen Sinn“ – und wiederholte damit das | |
Argument, mit dem die FDP die Steuer seit Jahren blockiert. Die CSU | |
hingegen macht sich, zumindest rhetorisch, für eine schnelle Einführung | |
stark. Und Unionsfraktionschef Volker Kauder will einen Beschluss des | |
Kabinetts, um so Bedenken der Opposition zu zerstreuen. | |
Damit käme die Regierung der SPD entgegen. Die fordert, so ihr | |
Fraktionschef Steinmeier, einen Kabinettsbeschluss, dass sich die | |
Bundesregierung in der EU aktiv für die Steuer einsetzt, auch ohne | |
unwillige Staaten wie Großbritannien und Tschechien. Zur Not müsse die | |
Steuer bilateral, also in Verhandlungen mit einzelnen anderen Staaten, | |
eingeführt werden. | |
Der bündnisgrüne Gerhard Schick ist skeptischer. „Ein Kabinettsbeschluss | |
reicht nicht“, so der Finanzexperte zur taz. Das Kniffelige ist, dass SPD | |
und Grüne letztlich den Beteuerungen von Union und FDP vertrauen müssen. | |
Denn die Steuer wird nicht einfach im Bundestag beschlossen, sondern in | |
einem komplexen Prozess mit mindestens acht anderen EU-Staaten eingeführt. | |
Schick fordert, dass die Regierung daher „einen realistischen Pfad auf | |
EU-Ebene deutlich“ machen muss. Ein eindeutiges, hartes Kriterium ist das | |
auch nicht. SPD und Grüne verfolgen in dem Fiskalpakt-Deal ähnliche Ziele. | |
Doch die SPD scheint eher bereit, auf Schwarz-Gelb zuzugehen. | |
Die Grünen hingegen klingen leicht resigniert. Dass Merkel nicht mal bei | |
der eher symbolisch wichtigen Finanztransaktionsteuer ein klares Zeichen | |
setze, sei bezeichnend. „Die wollen gar nicht wirklich verhandeln“, so eine | |
grüne Finanzexpertin. Offenbar wisse die Regierung, dass SPD und Grüne es | |
sich nicht leisten können, den Fiskalpakt wirklich scheitern zu lassen. | |
11 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
## TAGS | |
Finanztransaktionssteuer | |
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